Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Decker in die Augen. »Ich hab verstanden.«
Aber weder Decker noch Bontemps waren überzeugt. Wanda zog die Augenbrauen hoch und griff nach ihrer Handtasche. Decker sagte: »Bringen Sie uns raus, Stephain.«
Als sie an die Straße kamen, sah Decker Stephain direkt ins Gesicht. »Sie werden diese Sache mir überlassen, klar?«
Der junge Mann antwortete mit einiger Verzögerung. »Wissen Sie, ich könnte das viel schneller erledigen als Sie.«
»Stephain, in diesem Land gibt es eine Redewendung, und die heißt: Alles zu seiner Zeit. Ich habe sehr hart an diesem Fall gearbeitet. Ich will, dass dieser Mistkerl vor Gericht gestellt wird. Komm mir nicht in die Quere.«
Der Bruder sah zu Boden und sagte nichts.
Decker fuhr fort: »Und wenn Sie schon dabei sind, sich selbst zusammenzunehmen, tun Sie mir einen Gefallen und behalten ein Auge auf Ihren Vater. Das Letzte, was Ihre Mom brauchen kann, ist, dass Ihr Dad ins Gefängnis muss, weil er eine Kurzschlusshandlung begangen hat.«
»Jetzt, wo wir alleine sind«, sagte Bontemps, »sind Sie da immer noch sicher, dass Ihre Schwester und dieser Typ nicht …«
»Ja.«
Decker sagte sanft: »Und Ihre Schwester und Fatima? Hatten sie etwas miteinander?«
Stephain riss den Kopf hoch, sagte aber nichts.
Bontemps setzte nach: »Wenn dieser Typ etwas damit zu tun hat, wird es sowieso herauskommen, Stephain. Da können Sie uns genauso gut Ihre Version der Geschichte erzählen.«
Stephain seufzte und dann gleich noch einmal. »Deanna … sie gehörte zu diesen … also es gab da eine Gruppe von ihnen an der Schule. Durch die hat sie Fatima wahrscheinlich kennen gelernt … eine von diesen Lesbentrinen. Dieses bescheuerte Mannweib.« Er sah auf, die Augen glühend vor Zorn. »Dieser ganze Mist wäre nicht passiert, wenn sie einen Mann gehabt hätte, um sie zu beschützen.«
Bontemps wollte etwas sagen, aber Decker brachte sie mit einem Blick zum Schweigen. Wozu sollte man die Statistik bemühen? Dass durchschnittlich vier Frauen pro Tag von ihren Ex-Partnern, Ehemännern oder Freunden getötet wurden. Nein, nein, nein. Sie waren nicht hier, um zu diskutieren oder aufzuklären. Sie waren hier, um einen Mordfall zu lösen.
Decker sagte: »Danke für Ihre Hilfe, Stephain. Das meine ich ganz ernst.«
Stephain lächelte schwach. Er machte sich auf den Weg ins Haus und kam dann noch mal zu Decker zurück. »Was war das für ein Quatsch, den Sie meinen Eltern über Geister eingetrichtert haben …«
»Seelen.«
»Was auch immer. Quatsch ist es so oder so.«
»Nicht für mich.«
»Ich weiß nicht, ob Sie mich auf den Arm nehmen.« Stephain verdrehte die Augen. »Ich glaub’s nicht, dass ich das jetzt sage, aber … aber wenn Deanna wieder Kontakt mit Ihnen aufnehmen sollte … wenn sie in Ihren Träumen zu Ihnen spricht … sagen Sie ihr hallo von mir, ja? Sagen Sie ihr, ich vermisse sie … ich … vermisse sie sehr.«
Stephain machte abrupt kehrt und joggte ins Haus zurück. Decker strich sich über den Schnurrbart. Dann ging er zu dem Zivilfahrzeug. Es gab Arbeit.
39
Decker legte den Sicherheitsgurt an und drehte den Zündschlüssel um. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Bontemps die Hände knetete. »Sie haben das sehr gut gemacht, Officer. Jetzt können Sie sich entspannen.«
Sofort legte Bontemps die Finger zusammen und vergrub ihre verschränkten Hände im Schoß. »Danke, Sir.«
Decker nahm das Mikro in die Hand, gab Kalil Ashalas Namen durch und bat um eine erkennungsdienstliche Behandlung – Adresse, Telefonnummer, Automodell und Kennzeichen und alles sonst irgendwie Erwähnenswerte. Während er auf die Antwort wartete, setzte er den Plymouth in Bewegung und fuhr nach Osten in Richtung Figueroa. Die Dämmerung hatte eingesetzt. Er machte die Scheinwerfer an und hoffte, dass die Nacht sich eher als Taube denn als Geier erweisen würde.
Bontemps sagte. »Ich war … beeindruckt, Sir, wie Sie die Spannung zwischen den Greens aufgelöst haben.«
»Hat man Ihnen in der Polizeischule nie die Séance-Methode zur Deeskalation von Wut beigebracht?«
Bontemps lächelte flüchtig. »Nein, Sir.«
»Heute waren es Seelen. Morgen ist es vielleicht eine Opernarie von Puccini. Hauptsache, es wirkt.« Er hielt inne. »Tatsächlich habe ich ihnen gar nichts vorgemacht. Die Juden sind überzeugt von der Unsterblichkeit der Seele. Deanna hat zu mir gesprochen, so seltsam das auch klingen mag.«
Er warf Bontemps einen Seitenblick zu. Sie glaubte jedes Wort. Er rollte das
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