Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
nicht, riskier’s und verhandel mit denen.«
Ashala war ganz still.
Decker setzte sich wieder auf seinen Stuhl. »Also, nun stell dir bloß mal vor, was mir gerade passiert ist. Da hab ich doch tatsächlich auf den Pausenknopf gedrückt. Wie unvorsichtig von mir.« Er stellte den Kassettenrecorder wieder auf Aufnahme und sagte ruhig: »Sind Sie sicher, dass Sie keinen Anwalt wollen, Mr. Ashala?«
Ashala stellte das Gerät ab. »Was wollen Sie?«
Decker stellte es wieder an. »Cheryl Diggs.«
Ashala begann zu schwitzen. »Ist Diggs das weiße Mädchen, das umgelegt worden ist?«
»Ja.«
»Ich hab ihr nichts getan.«
»Erzählen Sie mir doch keinen Mist. Sie haben sie gevögelt. Ich weiß es, Sie wissen es.«
Es trat eine lange Pause ein.
»Vielleicht hab ich das«, sagte Ashala. »Aber das heißt gar nichts. Die war schon tot.«
Decker spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Aber er blieb stoisch. »Noch mal von vorne, Kalil.«
»Aber das is die Wahrheit.«
»Sie haben sie gefesselt, Kalil.«
»Weil ich nervös geworden bin. Dass mich vielleicht jemand sieht, wie ich weggehe. Also hab ich se so gefesselt wie ihr Freund auch.«
Decker hielt den Atem an. »Wie ihr Freund auch? Was wie ihr Freund auch?«
»Der hat se gefesselt. Weiß ich, weil Trupp versteckte Kameras in den Zimmern hatte.«
»Henry Trupp, der Nachtportier?«
»Ja, der.«
»Er hat versteckte Kameras in den Zimmern angebracht?«
»Das ist die ganze Wahrheit. Sehnse, wir hatten da so ’ne Abmachung. Ich pass für ihn auf, während er sein Ding macht. Er passt für mich auf, während ich mein Ding mach.«
»Was war denn sein Ding?«
»Den Leuten beim Bumsen zusehen.«
Trupp war im Hinterzimmer und hat in die Glotze geguckt … mehrere Glotzen. Decker stöhnte innerlich. Nie wieder in ein Hotel. Von heute an würden sie ihre Ferien mit Schlafsäcken in einem Winnebago verbringen. Zu Kalil sagte er: »Und was war Ihr Ding?«
»Zimmereinbrüche, während die Leute schliefen. Henry hat für mich Wache geschoben. Manchmal wollte er ja ’nen Anteil, aber das war okay, weil ich manchmal ja auch mit ihm zugesehen habe.« Ashala lächelte. »Da sind ’ne Menge Schweinereien gelaufen. Besser als ’ne Leihkassette, weil es eben live is, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Haben Sie in der Nacht, als das weiße Mädchen ermordet worden ist, auch zugesehen?«
»Die ham ’ne Show abgezogen, also hab ich’s mir angesehn.« Ashala spielte mit seinem Wasserglas. »Ich war viel zu aufgeregt für die Kleine. Hab se nur gefickt, weil se schon tot war.«
»Woher wissen Sie, dass sie schon tot war?«
»Weil se sich nich bewegt hat.«
»Und warum haben Sie sie dann erwürgt?«
Ashala antwortete nicht.
»Warum haben Sie Cheryl Diggs erwürgt, wenn sie tot war, Kalil?«
Ashala zuckte die Achseln. »Nur so für alle Fälle.«
Decker fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. »Haben Sie sie deshalb auch gefesselt?«
»Nein, ich hab se festgebunden, weil ihr Freund das auch gemacht hat, kapiert?« Ashala zog wieder die Schultern hoch. »Sah sowieso aus, als ob’s Spaß machen würde.«
»Mögen Sie Fesselspiele, Kalil?«
»Manchmal. Und den Tussen gefällt das manchmal auch. Als er’s gemacht hat, hat’s ihr jedenfalls gefallen … hat gejault wie ein Kettenhund. Warum soll ich das also nich auch machen?«
»Allerdings, warum nicht.«
»Ja eben. Genau. Und wenn Henry zugesehen hat, war das auch egal, der war ja selber pervers. Sehnse, Henry war das egal, was ich mit der Nutte gemacht hab. Nur dass dann plötzlich der Bär los war.«
»Weiter«, drängte Decker.
Ashala rutschte unruhig auf seinem Sitz herum. »Mehr sag ich nich.«
»Kalil, Kalil, Kalil …« Decker trank einen Schluck Wasser. »Wie soll ich etwas für Sie tun können, wenn Sie nicht mit mir reden? Erzählen Sie mir von Henry Trupp. War er nervös … hat er vielleicht Sachen gesagt, die Sie nervös gemacht haben?«
»Ich hab den ganzen Typen ’nen Gefallen getan, Mann«, platzte Ashala los. »Also, sehnse mal, Henry hat ’ne Sammlung. Er hat nicht nur zugesehen, er hat mitgeschnitten! Hat er ordentlich Geld mit gemacht, weil da ’ne Menge Schweinereien gelaufen sind in dem Hotel, hab ich ja schon gesagt … alte Männer mit Dreizehnjährigen und so, kapiert? Ich hab denen allen ’nen Gefallen getan.«
Ashala setzte sich zurück. Er war ganz mit sich zufrieden. Decker verzog keine Miene. »Trupp war also ein Spanner und Erpresser. Wirklich ein schlimmer
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