Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
ihrem Mann die Hände auf die Schultern.
»Bist du fertig?«, fragte sie. »Oder hast du noch gar nicht angefangen?«
»Hm?«, Decker sah auf. »Ah, nein, ich hab nicht angefangen. Ich wollte auf dich warten.« Er lud sich die Gabel mit Hackbraten voll. »Sehr gut. Wunderbar.« Er lächelte schräg. »Möchtest du Wein, Liebling? Ich würde gern ein Glas trinken.« Er stand abrupt auf. »Setz dich, Rina. Ich schenke uns ein.«
Er verschwand in der Küche und kam mit Weinflasche und Korkenzieher zurück. Seine aufgesetzte Fröhlichkeit hatte etwas von einem Komiker, der gerade eine Bombe legt und dabei ganz harmlos tut. »Nur noch ein paar … verdämmt, jetzt ist mir der Korken reingerutscht. Mit diesem Mistding klappt das aber auch nie richtig. Ich verdiene zwar nicht viel, aber einen anständigen Korkenzieher können wir uns, glaube ich, gerade noch leisten.«
»Entspann dich. Ein bisschen Korken hat noch niemandem geschadet. Setz dich hin, Peter. Du machst mich ganz nervös.«
Decker schenkte den Wein ein, Korken hin, Korken her, dann setzte er sich.
»Willst du mir sagen, was los ist?«, fragte Rina.
»Was meinst du?«
»Was beunruhigt dich?«
»Ach, das?« Decker lächelte. »Nichts Schlimmes. Das krieg ich schon hin. Was macht Hannahs Erkältung?«
»Sie schnaubt wie ein Warzenschwein, aber sie wird’s überleben.« Rina knabberte an einer grünen Bohne. »Die Frage ist, wirst du das auch?«
»Ich sagte doch schon, es ist alles in Ordnung.«
»Das ist es aber nicht. Du isst nichts. Und mir wäre es lieber, wenn der Grund dafür wäre, ›es bedrückt mich etwas‹, als ›ich mag deinen Hackbraten nicht‹.«
»Dein Hackbraten ist köstlich.« Decker aß schnell drei Gabeln voll. »Ich liebe dein Essen.«
»Wenn du schon nicht mit mir reden willst, sprich wenigstens mit irgendjemand anderem …«
»Ich brauche mit niemandem zu reden. Und abgesehen davon schadet Reden manchmal mehr als alles andere.« Decker nippte an seinem Wein. »Manchmal kann es dich sogar deinen Job kosten.«
Rinas Hand erstarrte in der Luft. »So schlimm?«
»Sagen wir’s mal so«, entgegnete Decker. »Wenn du’s runterschluckst, verbrennt es dir die Eingeweide. Wenn du’s rauslässt, halten dich alle für einen Petzer oder einen Arschkriecher.«
Rina legte die Gabel hin und hielt erschrocken die Hand vor den Mund. Decker sah ihr Gesicht und fühlte, wie ihm das Herz in die Hose sackte. Er fluchte innerlich. Was musste er auch das Maul so weit aufreißen.
»Siehst du. Deshalb mag ich dieses Reden nicht immer. Jetzt habe ich gleich übertrieben. Vergiss es. Mach dir keine Sorgen. Ich komm schon zurecht.«
»Peter, du hast getan, was du für richtig hieltest«, sagte Rina. »Das ist das Einzige, was zählt.«
»Ja, nachdem ich es erst mal versiebt und auf Davidson gehört habe.«
»Hattest du denn eine andere Wahl?«
»Man hat immer eine andere Wahl.«
»Also hast du beim ersten Anlauf die deiner Meinung nach falsche Wahl getroffen. Aber du hast dich korrigiert, und das beweist doch deine Integrität …«
»Du darfst mich heiliger Peter nennen.«
»Juden glauben nicht an Heilige.«
»Ich auch nicht.«
»Peter, wir haben alle schon mal die falsche Entscheidung getroffen. Das heißt aber nicht, dass wir unserem Beruf nicht gewachsen sind oder schlechte Menschen …«
»Ja, ja, plapper di plapper di plapp.«
»Ich kann einfach nicht mit ansehen, wie du dich selbst kasteist.«
»Ich liebe es, wenn du Worte wie kasteien benutzt.«
»Du bist hoffnungslos.« Rina trank einen Schluck Wein. »Übrigens, bevor ich’s vergesse. Detective Martinez von Van Nuys hat angerufen.«
Decker sah auf. »Er hat hier angerufen?«
»Ja.«
»Was wollte er?«
»Ich weiß nicht. Warum rufst du ihn nicht zurück und fragst ihn selber? Die Nummer liegt auf der Küchenablage.«
Decker wollte schon aufstehen, hielt sich dann aber zurück. »Nach dem Essen. Und wie war dein Tag, Liebling?«
Rina sah ihn angeekelt an. »Nun geh schon, Peter, und ruf an.«
Er lächelte, diesmal ganz echt. »Ich weiß schon. Du willst mich loswerden. Ich bin ungefähr so nützlich wie ein Kloß Butter.«
»Ach, Butter kann ich immer gebrauchen.«
Decker lachte und ging in die Küche.
Es war ein kurzes Gespräch. Nicht mehr als fünf Minuten und ein Dutzend Sätze auf beiden Seiten. Aber das war mehr als genug, um Decker wieder in Bewegung zu setzen. Er sagte Martinez, er würde gleich vorbeikommen. Als er aufgelegt hatte, griff er nach seiner
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