Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Mr. und Mrs. Jones rechts.«
»Na, großartig«, sagte Decker. »Ich werde bei der Sitte anrufen und mich erkundigen, ob das Haus hier ein Stundenhotel ist.«
Er sah sich noch mal im Zimmer um. Da lag etwas rosa Glänzendes zusammengekrumpelt in einer Ecke. Er ging hinüber und hob es auf. Ein paillettenbesetztes Abendkleid. Er dachte einen Moment lang nach.
Der erste Samstagabend im Juni.
Der Abend für den Abschlussball.
Mein Gott, wie viele Erinnerungen das in ihm wachrief. Besonders da der Tag Samstag in seinem Vokabular nicht mehr existierte. Samstag war zu Schabbes geworden. Decker schrieb die Namen der drei örtlichen Highschools auf seinen Notizblock – West Valley, North Valley und Central West.
»Mr. und Mrs. Smith und Mr. und Mrs. Jones.« Er sah auf. »Ich denke, wir haben es hier mit einer Extra-Feier nach dem Schulabschlussball gestern Abend zu tun. Irgendwelche Kids, die nicht schnell genug erwachsen werden konnten. Irgendwas lief schief. Und dann sind sie wahrscheinlich alle in Panik geraten und abgehauen.«
»Die Theorie würde ich unterstützen«, sagte der Mann aus dem Labor. »Nun sieh mal einer an, was ich hier unter der Bettdecke gefunden habe.« Benny hielt mit einer Pinzette ein Kondom in die Luft, dann ließ er es in eine Beweismitteltüte gleiten. »Hielt wohl mehr was von Safer Sex.«
Decker betrachtete die Leiche. »So safe nun auch wieder nicht.«
Crock sagte behäbig: »Ganz schön anders als mein Abschlussball zu Hause.«
»Als meiner auch«, sagte Decker. Nicht dass er gerade ein Ausbund an Tugend gewesen wäre. Nach der Party waren er und seine Kumpels mit ihren Tanzpartnerinnen zu einem abgelegenen Park gefahren, um noch rumzuknutschen und Wodka zu trinken. Hinterher war er hoch zufrieden mit sich gewesen! Dann hatte er den Truck seines Vaters gestartet, seinem Mädchen zugelächelt und im nächsten Moment im hohen Bogen das ganze Führerhaus vollgekotzt. Seine Freundin hatte sich der sportlichen Übung angeschlossen. Lyle Deckers Strafe war simpel, aber wirkungsvoll gewesen. Decker konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie er das ganze abendliche Festessen mit der Zahnbürste weggeschrubbt und die Überreste aus den unmöglichsten Ritzen gepolkt hatte.
Er sah auf die Uhr. Acht Uhr zweiundfünfzig. »Ist jemand die Vermisstenmeldungen durchgegangen, ob vielleicht irgendein Eltern teil angerufen hat, der sich fragt, wo seine oder ihre Tochter abgeblieben ist?«
»Ich rufe Devonshire an«, sagte Crock.
»Foothill, Van Nuys und North Hollywood am besten auch gleich. Und wenn du gerade dabei bist, Billy, erkundige dich auch gleich nach den Namen der Direktoren und der Mädchenbeauftragten an den drei wichtigsten Highschools hier.«
»West Valley, Central West und …«
»North Valley. Ruf überall an, sag ihnen, dass die Polizei innerhalb der nächsten ein bis höchstens zwei Stunden mit ihnen sprechen muss.« Decker wandte sich an Miller. »Du kümmerst dich wieder um das Zimmermädchen. Lass dir die ganze Geschichte noch mal erzählen und dazu Namen, Adresse und Telefonnummer. Und durchsuch ihre Tasche. Sie hat sich ja vielleicht als Erstes übergeben, aber nachdem der erste Schock vorüber war, kann sie irgendwas aus dem Zimmer eingesteckt haben.«
»Sonst noch was?«
»Ja, geh zur Rezeption runter und lass den Portier die Telefonlisten durchgehen. Vielleicht hat jemand von diesem Zimmer aus telefoniert.«
»Verstanden«, sagte Miller. Dann gingen er und Crock.
Decker fuhr mit der Hand durch sein dichtes, karottenrotes Haar, strich sich über das Kinn und fühlte kräftige Bartstoppeln. Nachdem er aus seinem so seltenen Morgenschlaf geweckt worden war, hatte er keine Zeit gehabt, sich zu rasieren. Er hatte eine Kurzfassung seiner Morgengebete gesprochen und war mit einem Luftkuss für Rina und die Jungs eilig zur Arbeit aufgebrochen. Hannah hatte noch geschlafen.
Die kleine Hannah. In dem Alter hatte man es noch einfach mit ihnen, weil man sie nie aus den Augen ließ. Später war das anders. Bitte, lieber Gott, behüte Cindy für mich!
Er betrachtete wieder das Opfer. Das arme Ding würde nie Gelegenheit bekommen, erwachsen zu werden. Decker fühlte sich deprimiert und wünschte, Marge wäre da. Aber er war froh, dass seine Partnerin schließlich doch mal ein bisschen Urlaub genommen hatte. Er hoffte, dass die Sonne auf Maui es gut mit ihr meinte und ihr neuer Freund Roger auch.
Die Polizeifotografin machte ihre Kameratasche zu. »Ich bin fertig,
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