Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
passt zu dem Binder am Tatort? Wenn schon. Whitman hat zugegeben, dass er in dem Zimmer war. Warum soll er nicht einfach sagen, dass er seine Fliege dort vergessen hat?«
»Genau das wird er sagen«, sagte Oliver.
»Wenn wir die Fliege, mit der Cheryls Hände angebunden wurden, Whitmans Smoking zuordnen können, reicht das für eine Anklage«, sagte Davidson. »Alles andere interessiert mich nicht. Mit der Fliege haben wir nämlich die drei wichtigsten Punkte – Gelegenheit, Werkzeug und Motiv, nämlich Diggs’ Schwangerschaft.«
»Seine Verlobte weiß von Cheryls Schwangerschaft, Lieutenant«, sagte Elaine. »Sie hat ihn nicht in die Wüste geschickt.«
»Reuter, ich will Ihnen mal erklären, wie das bei der Mafia läuft«, gab Davidson zurück. »Um der Polizei gegenüber nicht das Gesicht zu verlieren, halten diese Mafiosi zusammen, egal was kommt. Uns sagen sie, dass alles in bester Ordnung ist. Aber wenn Whitman nach Hause kommt, zu Papa Benedetto und Onkel Joey Donatti, werden sie ihm schon die Eier abschneiden.«
»Aua aua!« Oliver hielt sich schützend die Hände vor den Schritt.
»Wir würden dem Jungen einen Gefallen tun, wenn wir ihn einlochen«, sagte Davidson.
»Glauben Sie tatsächlich, dass er Cheryl umgebracht hat, weil ihre Schwangerschaft seine Verlobung gefährdete?«, fragte Elaine.
»Ich weiß, dass das der Grund ist«, entgegnete Davidson.
»Obwohl er bereit ist, uns Blut und Spermaproben als Beweis zu liefern?«, fragte Decker.
»Das sagt er jetzt«, sagte Davidson. »Sie können Ihren Arsch darauf verwetten, dass er sich das noch mal überlegen wird. Und selbst wenn das Kind nicht von ihm war, haben Cheryls Drohungen allein wahrscheinlich schon gereicht, um ihn auf die Palme zu bringen. Es musste noch nicht mal stimmen.«
»Da bin ich anderer Meinung«, sagte Decker.
»Natürlich«, knurrte Davidson. »Es ist gegen Ihre Überzeugung, mit mir einer Meinung zu sein.«
»Wenn er Cheryl ermordet hat, sehe ich darin – selbst angesichts der Fesseln – keine vorsätzliche Tat. Vielleicht ein erotisches Spielchen, das daneben gegangen ist. Könnte doch sein, dass er noch ein bisschen herum experimentiert hat in Sachen Sex, bevor er den großen Sprung wagen wollte. Ich nehme nicht an, dass Papa Benedetto ihn mit offenen Armen aufnehmen würde, wenn er sein Töchterchen am Bett festbindet.«
»Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte Davidson. »Whitman gehört zur Mafia, und alle Mafiosi haben Anhängsel.«
»Anhängsel?«, fragte Elaine.
»Mätressen«, sagte Decker.
Oliver ergänzte: »Eine hübsche Mieze am Arm hängen.«
»Nur dass Benedetto einer von den ganz Großen ist«, sagte Decker. »Er ist ein altmodischer italienischer Papa, und seine Tochter ist seine kleine Prinzessin.«
»Aber der Ehemann – der Mann – ist immer noch König«, beharrte Davidson.
»Zugegeben«, sagte Decker. »Er mag es vielleicht hinnehmen, dass Whitman sich eine Freundin zulegt, nachdem er sich die ersten Sporen verdient hat. Aber vorher muss Whitman sich erst mal beweisen. Zum jetzigen Zeitpunkt würde Benedetto es niemals tolerieren, dass so ein Jüngelchen von achtzehn Jahren und noch grün hinter den Ohren auf Kosten seiner Tochter mit anderen herummacht.«
»Na ja, aus welchem Grund auch immer, Diggs ist jedenfalls tot«, sagte Davidson. »Und Whitman hat es – aus welchem Grund auch immer – getan.«
»Und wir haben keinen Haftbefehl und auch nicht genug, um ihn festzuhalten«, sagte Decker. »Was sollen wir also Ihrer Meinung nach mit ihm machen?«
Davidson fuhr sich mit seiner fleischigen Hand übers Gesicht. »Machen Sie noch mal eine halbe Stunde weiter … dürfte mir reichen, um einen Beobachter auf ihn anzusetzen, bis ich den Wisch habe.«
»Die Beobachtung übernehme ich«, sagte Oliver.
»Sie sind halb tot«, sagte Davidson. »Ihnen würde ich nicht mal die Beobachtung meines Goldfischs anvertrauen.«
Decker sagte: »Und wann, glauben Sie, können Sie einen Durchsuchungsbefehl bekommen?«
Davidson sah zur Wanduhr. »Sinnlos, um ein Uhr morgens einen Richter aus dem Schlaf zu holen, wo wir Whitman ohnehin jemanden an die Fersen heften. Ich frage Ronnie Peterson als Erstes morgen früh. Wir kennen uns schon ziemlich lange.« Davidson ließ die Schultern kreisen. »Halten Sie Moody noch eine halbe Stunde fest, und dann lassen Sie ihn gehen. Irgendwelche Fragen?«
Im Raum herrschte Schweigen.
»Dann sind Sie hiermit entlassen«, verkündete Davidson.
22
Ich schlief im
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