Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
gemeinsam. Was ist bei der Polizei gewesen? Was haben deine Anwälte gesagt?«
»Das ist egal. Du nimmst mein Bett. Ich hau mich draußen aufs Sofa.« Er drehte sich um und ging in sein Schlafzimmer. Ich ging ihm nach. Er stand schon vor seinem Schrank und holte Bettwäsche heraus. Ich ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er erstarrte nicht, aber er drehte sich auch nicht um.
Ich sagte: »Ist die Vernehmung schlecht gelaufen?«
Er antwortete mir nicht.
»Christopher, bitte.«
Er richtete sich auf und drehte sich mir zu, die Arme voller Bettzeug. »Geh einfach schlafen, Terry.«
»Hast du den Test nicht bestanden?«
In seinem Gesicht war nichts zu lesen außer Müdigkeit. »Geh schlafen. Ich wecke dich morgen früh. Dann gehe ich als Erster und lenke meinen Aufpasser von dir ab. Und dann gehst du zur Schule.«
Er machte mir die Tür vor der Nase zu. Ich wartete einen Augenblick und ging ihm dann nach ins Wohnzimmer. Er war dabei, sich ein provisorisches Bett auf dem Sofa zu machen.
»Du hast den Lügendetektor-Test nicht bestanden, stimmt’s?«
»Ich habe bestanden.« Er breitete das Laken aus. »Aber das heißt nicht, dass damit meine Schwierigkeiten vorbei sind. Die Sache ist damit noch lange nicht ausgestanden.«
Ich schwieg.
Er stopfte das Laken fest.
»Und warum ist das so?«
»Ich will nicht darüber reden. Geh schlafen.«
Ich rührte mich nicht.
Er sprach mit sanfterer Stimme: »Bitte, Terry.«
Ich sagte: »Du kannst bei mir im Bett schlafen, wenn du willst.«
»Ich will nicht.«
»Ich meine nur schlafen. Warum sollte ich dich vertreiben? Ich schlafe auf der Couch.«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Terry, scher dich verdammt noch mal einfach raus!«
Obwohl ich verletzt war, zuckte ich die Achseln und ging zu seinem Bett zurück. Bei meinem im Grunge-Zwiebellock, hatte ich kein Problem, etwas Geeignetes zum Schlafen zu finden. Ich zog mich aus bis auf Unterhose und T-Shirt und kroch zwischen die Laken. Sie rochen wundervoll … wie er. Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen, schloss die Augen und horchte auf das gedämpfte Geräusch seiner Schritte. Ich war gerade im Begriff einzuschlafen, als die Schritte lauter wurden und näher kamen. Die Tür ging auf, ein schmaler, silbriger Lichtstreifen dehnte sich kurz zu einem breiten Keil. Dann schloss sich die Tür wieder, und ich war von Dunkelheit umgeben. Er kam ans Bett, setzte sich auf den Rand und tastete nach meiner Hand. Als er sie gefunden hatte, drückte er sie ganz sanft.
»Es tut mir Leid«, sagte er.
Ich sagte: »Vor weniger als zwölf Stunden brichst du bei mir zu Hause ein … am Boden zerstört … voll Sehnsucht nach ein wenig Verständnis. Du erzählst mir deine intimsten Geheimnisse, sagst mir, dass du mich liebst … gern haben soll ich mich um dich. Jetzt zeige ich Mitgefühl, und du stößt mich zurück.«
Stille.
Ich sagte: »Christopher, warum bist du zu mir gekommen?«
»Um dir zu sagen, dass wir uns nicht mehr sehen dürfen.«
»Wenn du wolltest, dass ich mich von dir fern halte, hättest du überhaupt nicht kommen sollen. Ich hatte Angst vor dir. Ich wäre nicht in deine Nähe gekommen. Aber nachdem wir miteinander geredet haben, habe ich mit dir gefühlt. Jetzt komme ich mir idiotisch vor.«
Wieder war es still im Raum.
»Du hast Recht«, sagte Chris. »Ich hätte nicht zu dir gehen dürfen. Ich habe dir ja gesagt, dass ich ein Egoist bin. Ich wollte dich nur noch ein letztes Mal sehen.« Er hielt inne. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du tatsächlich etwas für mich empfindest. Ich verdiene das n …«
Seine Worte verebbten im Nichts. Ich hob die Bettdecke hoch. Er zögerte, dann schlüpfte er darunter. Er hatte keine Schuhe an, war ansonsten aber noch voll bekleidet. Er umarmte mich, tat so, als sei er völlig unbeeindruckt davon, dass ich sehr viel weniger anhatte, aber da war natürlich die Wölbung in seiner Hose.
»Erzähl mir, was bei der Polizei passiert ist«, sagte ich.
Er antwortete leise: »Dieser Bulle ist clever. Er … hat mir die Worte im Mund verdreht, mich aus der Ruhe gebracht. Ich habe ein paar Dinge gesagt, die ich besser nicht gesagt hätte.«
»Zum Beispiel?«
»Die Einzelheiten sind unwichtig. Wirklich wichtig sind die Verzerrungen. Meine eigenen Worte können mir gefährlich werden.«
»Aber sie haben dich ja nicht verhaftet, oder?«
Er schüttelte den Kopf.
»Also haben sie offensichtlich keine Beweise gegen dich.«
»Nein, noch nicht.« Chris hielt inne.
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