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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Bett. Hatte Decker etwas übersehen? Sah nicht so aus. Vielleicht hatte Chris es nur gern ordentlich. Wenn dem so war, würde er im Gefängnis gut zurechtkommen.
    Decker beschloss, höflich und korrekt zu sein. Wenn er alles durcheinander brachte, würde er Whitman damit vielleicht zunächst aus der Ruhe bringen, aber es würde ihn auch wütend und trotzig machen. Der Junge funktionierte wahrscheinlich prächtig, wenn er in Rage war. Wut war für ihn keine Unbekannte.
    »Mit den Kleidern bin ich durch. Jetzt muss ich dein Bett auseinander nehmen.« Decker ließ die Schultern kreisen. »Wenn du deine Sachen wieder aufhängen willst, während ich die Schubladen durchgehe, tu dir keinen Zwang an.«
    Whitman schoss vor, dann stoppte er sich unvermittelt selbst wieder. Er wollte seine Sachen zurückhängen, aber er wollte nicht das tun, was Decker – also die Polizei – vorgeschlagen hatte.
    Decker lächelte in sich hinein. Er hatte Chris in einen klassischen Doublebind manövriert. Whitman machte die Augen zu und wieder auf. »Werfen Sie einfach alles auf den Boden. Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Sehr gern.«
    Das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte. Chris, der nun keine Wahl mehr hatte, zögerte und ging dann aus dem Zimmer.
    »Schwarz bitte«, rief Decker laut.
    Er machte sich an die Schubladen. Freizeitkleidung – Jeans, T-Shirts, Polohemden, Leinenhosen, Trainingshosen, Pullover. Ein Haufen Kleider, perfekt gefaltet und verstaut wie in einem vorbildlichen Soldatenspind. Die Hosen waren Größe vierunddreißig extra extra lang. Decker nahm eine Jacke vom Bett – zweiundvierzig extra extra lang. An guten Tagen trug Decker sechsundvierzig.
    Als Decker die Kleidungsstücke durchgegangen war, machte er sich an die nächste Schubladenreihe. Bettwäsche. Decker roch daran. Frisch gewaschen, das ergab einen Sinn. Der Bewacher war dem Jungen am Morgen erst zu einem Restaurant, dann zu einem Waschsalon gefolgt. Trotzdem seltsam. Im Keller des Gebäudes gab es Waschmaschinen.
    Decker hatte den Eindruck, Whitman habe damit eine falsche Spur legen wollen.
    Decker durchpflügte weitere Schubladen. In der einen fand er Schulsachen, die andere enthielt Elektronikzubehör – Leitungsdraht, Drahtzange, Verbindungskabel, Klemmen und eine ganze Menge Zeug, das Decker nicht beim Namen nennen konnte. Zwei Schubladen waren mit CD-Kästen gefüllt – eine mit Klassik, die andere mit Rock. Der Junge hatte einen außergewöhnlichen Geschmack. Noch mehr Schulsachen – Papier, Stifte, Kugelschreiber, Taschenrechner, ein Wörterbuch, ein Lexikon, Marker, Zeichenkreide …
    Decker überlegte.
    Zeichenkreide?
    Ach ja, Whitman war ja ein Künstler. Und wo bewahrte er dann den größten Teil seiner Malutensilien auf?
    Die weitere Suche förderte nichts Bedeutungsvolles zu Tage. Decker machte sich ans Bett.
    Whitman kam mit dem Kaffee zurück.
    »Danke. Stell ihn einfach irgendwo hin.« Decker schlug sorgsam die Überdecke zurück und durchsuchte das Bettzeug. Dann begann er mit einer gründlichen Untersuchung der Matratze und überprüfte die Nähte nach Spuren. Als er nichts fand, griff er in seine Aktentasche und holte ein Taschenmesser heraus.
    Whitman sagte: »Im Durchsuchungsbefehl steht, dass Sie nichts zerstören dürfen.«
    »Im Durchsuchungsbefehl steht, dass ich keine Wände einreißen darf, Chris«, sagte Decker. Er trennte sorgfältig die Drillichhülle auf und schlug eine Ecke zurück, so dass die klumpige Füllung sichtbar wurde.
    »Werden Sie das bezahlen?«, fragte Whitman.
    »Du bekommst eine Entschädigung.« Decker durchwühlte die Füllung. Nichts. Dann wiederholte er die Prozedur mit den Sprungfedern. Auch hier war nichts Verwertbares zu finden.
    Das hieß, er hatte seinen Smoking nicht in die Matratze gestopft.
    Decker schlitzte jedes Kissen auf und fand auch nicht mehr als vorher. Whitman lehnte an der Tür und sah ihm die ganze Zeit mit undurchdringlichem Gesicht zu. Decker lächelte. »Tut mir Leid wegen der Unordnung.«
    Whitman antwortete nicht.
    Decker machte weiter. Er überprüfte den Boden unter der Matratze. Er klopfte die Wände ab und die Decken und kroch auf Händen und Füßen herum, auf der Suche nach einer versteckten Klappe. Alles war solide und intakt.
    Decker erhob sich, streckte sich, nahm seinen Kaffee, stürzte ihn hinunter und gab Whitman den Becher zurück. »Danke.«
    Dann ging Decker in das zweite Schlafzimmer hinüber, Whitman als sein Schatten hinterher. Es war als Musik- und

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