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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Instrument zu seinem Hocker hinüber. Er steckte den Stachel in ein Loch, ließ das Instrument zwischen seine Knie gleiten und begann zu spielen.
    Unter Whitmans Händen verwandelte sich das Instrument in etwas Lebendiges, ein Wesen voller Ausdruck. Es war schwierig, sich nicht vom Gesang dieser Sirene davontragen zu lassen. Decker kannte zwar das Stück nicht, aber er erkannte, dass hier ein Virtuose am Werk war. Mit großer Mühe schaltete er seine rechte Gehirnhälfte wieder aus und verlegte sich wieder auf die linke, um diesen Jungen beim Musizieren zu beobachten. Zunächst war Whitman noch steif, das Instrument ein Gegner. Der Junge schien gegen die Saiten anzukämpfen, ihnen die Töne gewaltsam abzuzwingen. Als sich dann aber die Musik zu einem wahren Feuerwerk steigerte, entspannten sich Gesicht und Haltung. Sein Handgelenk knickte ab, die Muskeln wurden schlaff, sein Körper sackte nahezu in sich zusammen, die langen Glieder umschlangen das Cello wie eine Geliebte. Zum Ende hin nahm der Vortrag Lichtgeschwindigkeit an, und die tanzenden Finger drängten mit Schwindel erregender Geschicklichkeit zum Höhepunkt. Als er fertig war, breitete sich eine unheimliche Stille im Raum aus. Whitmans Gesicht war wieder so ausdruckslos wie vorher.
    Decker streckte die Hand aus und bat um das Instrument. »Darf ich noch mal?«
    Whitman zögerte, dann gab er ihm das Cello. »Sein Sie vorsichtig.«
    Decker fuhr mit den behandschuhten Händen über das Holz. »Wie repariert man so etwas?«
    »Reparieren?«
    »Wenn man es fallen lässt zum Beispiel. Wie kommt der Reparateur da rein, um es wieder in Ordnung zu bringen?«
    Whitman lächelte. »Ich weiß nicht. Ich habe es noch nie fallen lassen.«
    Decker versuchte in Whitmans Gesicht zu lesen. Nichts. Widerstrebend gab er das Instrument zurück.
    Whitman sagte: »Wie fanden Sie’s?«
    »Danke für das Konzert.«
    Whitman verzog den Mund zu einem abfälligen Grinsen. »Ist das alles? Ich überschütte Sie mit meinem außerordentlichen Talent, und Sie sagen einfach nur danke?«
    Decker sah dem Jungen in die Augen. »Weißt du was, Junge. Du bist sehr gut.«
    »Ich wette, aus Ihrem Mund ist das das allergrößte Lob.«
    »Entschuldigung.« Decker ging um Whitman herum in den Wandschrank des Raumes. Reihenweise Aktenschuber mit Noten. Die Stücke waren alphabetisch nach Komponisten geordnet. In einer Ecke stand noch ein Cellokasten. Schwer. Decker nahm ihn heraus. »Was ist da drin?«
    »Mein Reisecello. Möchten Sie, dass ich den Kasten für Sie aufmache?«
    »Yep.«
    Whitman nahm den Kasten und öffnete ihn. »Es ist genau wie das andere, nur billiger.«
    Whitman gab es Decker, der es genauestens inspizierte. Decker gab es wieder zurück.
    Whitman sagte: »Kann ich es wegstellen?«
    »Klar.«
    »Wissen Sie, Sergeant, irgendwie macht mir das Ganze richtig Spaß.«
    »Ja, du siehst ein bisschen gelöster aus.« Decker durchforstete den nächsten von Whitmans Ordnern. »Ich glaube, Musik ist gut für dich, Chris.«
    »Möchten Sie noch Kaffee?«
    Jetzt wurde der Kleine übermütig. Decker lehnte den Kaffee dankend ab, am liebsten hätte er die Celli noch einmal untersucht. Aber da er sie schließlich nicht aufbrechen konnte, wusste er ja, dass er nur dieselben Lichter und Schatten sehen würde. Wozu ein totes Pferd prügeln?
    Decker beendete seine Untersuchung des zweiten Schlafzimmers und ging weiter zum Badezimmer und zum Wohnzimmer. Er untersuchte das Sofa und die Sessel, tastete den Teppichboden ab, rückte die Möbel zur Seite, tastete an Wänden und Bodendielen entlang. Er warf sogar einen Blick hinter die Bilder.
    Nichts Ungewöhnliches.
    Weiter zur Küche. Hier fiel Decker wieder mal Whitmans krankhafte Ordnungsliebe auf. Messer, Gabeln und Löffel lagen fein säuberlich getrennt im Besteckkasten. Die Küchenmesser steckten vollständig in einem Messerblock. Er überprüfte die Schränke und Wandregale. Das Geschirr war komplett weggeräumt; die Handtücher waren sauber. Er suchte im Besenschrank, warf einen Blick unter die Waschbecken, in den Eisschrank und sah im Backofen und im Grill nach, ob hier kürzlich etwas verbrannt oder verkohlt sein könnte.
    Nicht der geringste Hinweis.
    Wieder klopfte er Decken und Wände ab, überprüfte den Boden nach Klappen oder ob irgendwo etwas quietschte.
    Nichts und wieder nichts. Oder wie Rina sagen würde: Gornisch met gornisch.
    »Irgendwie bin ich immer noch sehr neugierig, was aus deinem Smoking geworden ist, Chris«, sagte Decker.

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