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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Fitnessraum gleichzeitig ausgestattet. Es gab keine Übungsgeräte, aber dafür stand auf einem Regal ein gutes Dutzend Gewichte. An der Wand lagen zwei Hanteln.
    Decker stupste eine mit dem Fuß an. »Wie viel Kilo hast du da drauf?«
    »Ich weiß nicht, was gerade montiert ist. Ich kann ungefähr zweihundert Pfund stemmen. Und Sie?«
    Decker grinste. »Jungchen, ich bin ein alter Mann. Wenn ich mir so ein Gewicht von der falschen Seite ansehe, kriege ich einen Bandscheibenvorfall.«
    Whitman sah ihn durchdringend an. »Ich glaube, Sie wollen mich auf den Arm nehmen.«
    »Ich lüge nie, Chris.« Deckers Blick fiel auf das Cello, das auf der Seite lag. Daneben stand ein geschlossener Kasten. Decker ging hinüber, kniete sich hin und untersuchte den Instrumentenkasten. Er war groß und mit einem weichen Material gefüttert, das im Originalzustand zu sein schien. Decker nahm sein Messer heraus, trennte eine Ecke auf und lugte hinein.
    »Das ist ein altes Stück«, sagte Whitman.
    »Tut mir Leid.« Decker steckte die Hände hinein und zog einen Klumpen Pferdehaar heraus. Er untersuchte es sorgfältig. Keine Fasern von Kleidung. Dann wiederholte er den Vorgang noch ein paar Mal, ohne etwas zu finden. »Ich sorge dafür, dass das hier angemessen repariert wird.« Er ging zu Whitmans Cello hinüber. »Teuer?«
    »Sehr.«
    »Wie viel?«
    »Es ist keine Stradivari oder Guarneri, aber es kostet eine fünfstellige Summe.«
    »Dann nimm du es für mich hoch. Ich will in den Innenraum sehen.«
    Decker klopfte ganz sacht auf die hölzerne Decke, dann auf den Boden. Der Klang war sehr verschieden, einer viel gedämpfter als der andere. Er fragte Whitman nach dieser Diskrepanz.
    »Das muss so sein«, antwortete Whitman. »So funktionieren Saiteninstrumente.«
    »Und was bedeutet das genau?«, sagte Decker.
    »Ich bin kein Cello-Bauer«, sagte Whitman.
    »Erklär’s mir, so gut du kannst«, sagte Decker.
    Whitman zögerte. Dann sagte er ohne sichtliche Bewegung: »Die Decke eines Saiteninstruments wird üblicherweise aus einem weichen Holz geschnitzt – meistens Fichte, manchmal auch Tannen- oder Zedernholz. Sie ist so gebaut, dass sie vibriert und die Schallwelle verstärkt, die durch die gestrichene oder gezupfte Saite hervorgerufen wird. Der Boden ist normalerweise aus Hartholz – bei Celli und Violinen ist es fast immer Ahorn. Der Boden soll nicht vibrieren wie die Decke. Er ist dazu da, den Aufbau des Instrumentes zu stärken und die Schallwelle in den Klangkörper zurückzugeben. Wenn zwei Holzseiten an einem Klangkörper in unterschiedlichem Rhythmus vibrieren würden, gäbe das ein völliges Durcheinander.«
    Decker nahm eine Taschenlampe heraus und schaltete sie ein. »Diese S-förmigen Löcher …«
    »F-Löcher.«
    »Stimmt, sehen wirklich aus wie kursive fs. Also dadurch kann der Klang austreten?«
    »Genau.«
    »Ziemlich groß, nicht?«
    »Das Cello ist ein großes Instrument.«
    »Dreh es zu mir, Chris. Ich will mal reinsehen.«
    »Können Sie dazu Handschuhe anziehen, Sergeant? Das Fett an Ihren Fingern ist nicht gut für das Holz.«
    Decker lächelte. »Ich wollte nur mal schnell reinlinsen.«
    Whitmans Gesicht war ausdruckslos. »Nur für den Fall, dass Sie es doch berühren wollten.«
    Decker streifte ein Paar Handschuhe über, dann leuchtete er mit der Lampe in die Löcher. Es war schwer, etwas zu sehen – alles voller Schatten –, aber bis auf ein paar hölzerne Streben am Boden sah es leer aus. Er steckte den Finger so weit hinein, wie er konnte, und befühlte die Decke. Nichts.
    Und das war ja auch logisch. Es dürfte ziemlich schwierig sein, einen Smoking durch diese schmalen Löcher zu stopfen.
    Aber irgendwas stimmte da nicht. Noch gab er nicht auf. Er sah noch einmal in das Instrument hinein – genau wie vorher. Wieder klopfte er auf die Decke und dann auf den Boden. Decker hatte mehr als einmal mit Holz gearbeitet. Holz hatte einen irgendwie hellen Klang, wenn man darauf klopfte. Doch die Decke von diesem Cello klang absolut stumpf. Aber er wollte verdammt sein, wenn er da drinnen auch nur den kleinsten Fitzel Stoff erkennen konnte.
    Whitman sagte obenhin: »Sie scheinen sich für Akustik zu interessieren. Wollen Sie mal hören, wie es klingt? Es hält den Ton unheimlich lange.«
    Decker wusste, dass der Bursche mit ihm spielte. Aber es war vielleicht keine schlechte Idee, sich dumm zu stellen. »Klar, spiel mir was vor.«
    Whitman nahm Decker das Cello ab, griff nach dem Bogen und trug das

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