Decker & Lazarus 09 - Totengebet
noch immer. Er hielt Marge das leere Glas hin.
Marge schenkte ihm erneut ein. »Hatte Dr. Leonard mit den Curedon-Tests zu tun?«
Shockley trank den nächsten Schluck. »Er …« Er räusperte sich. »Er ist einer unserer leitenden Statistiker in der Computerabteilung.«
»Doktor der Medizin?«, fragte Marge.
»Doktor der Mathematik. Forschungsplanung ist sein Gebiet.«
»Dann war er mit den Testergebnissen von Curedon vertraut«, stellte Oliver fest.
»Ja, ich glaube schon.« Shockley wischte sich über die Mundwinkel. »Vielleicht kannte er die Zahlenreihen nicht auswendig, aber er muss gewusst haben, in welche Richtung die Tests gingen. Ken hat unglaublich viele Testreihen überwacht. Was … was ist passiert?«
»Wissen Sie, ob er eine Freundin hat?«, fragte Marge.
Shockley zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Er war ein Einzelgänger. Hat mehr Zeit mit Zahlen als mit Menschen verbracht. Aber das ist bei unseren Planungsexperten oft der Fall. Sie sind häufiger vor ihren Computerterminals als auf Cocktail-Partys.«
»Wir müssen mit einigen seiner Mitarbeiter sprechen«, erklärte Oliver.
»Tut mir Leid, aber dazu muss ich erst einiges klären. Sicherheitsvorschriften. Besonders jetzt natürlich.«
Oliver und Marge wechselten einen Blick. »Wie wär’s, wenn Sie uns ein wenig entgegenkommen? Ansonsten müssten wir mit amtlichen Dokumenten, Durchsuchungsbefehlen et cetera wiederkommen und hier alles auf den Kopf stellen.«
Shockley runzelte die Stirn. Er wischte sich die Stirn. »Sie tun Ihre Pflicht, ich tu meine.«
Oliver zählte im Geist bis zehn. Dann lehnte er sich über Shockleys Schulter. »Wissen Sie, was Leonard bei Decameron zu Hause wollte?«
Shockley zögerte. »Nein …«
Marge beugte sich über seine andere Schulter. »Sir, Sie lügen!«
»Ich lüge nie …«
»Dann täuschen Sie uns mit Halbwahrheiten«, fiel Oliver ihm ins Wort. »Was hat er dort gewollt?«
»Ich schwöre es. Ich weiß es nicht.«
»Dann raten Sie mal!«, forderte Marge ihn auf.
Shockley begann heftig zu schwitzen. »Vielleicht wollte er mit Decameron über Curedon sprechen.«
»Warum sollte er zu Decameron nach Hause fahren, um über Curedon zu reden, wenn es so nützliche Erfindungen wie Telefone und Faxgeräte gibt?«
Shockley fuhr sich erneut über die Stirn. »Ich habe nicht die leiseste …«
»Wissen Sie eigentlich, Sir«, begann Marge, »dass jedes Mal, wenn Sie lügen, Ihr linker Augenwinkel zu zucken anfängt?«
»Wieso setzen Sie mich unter Druck? Ich weiß keine Antwort.«
»Da zuckt es schon wieder«, flüsterte Oliver.
»Tja, wenn Sie keine Antworten für uns haben, Dr. Shockley, dann haben Sie vielleicht Fragen«, sagte Marge. »Zum Beispiel die, was aus den Curedon-Daten geworden ist, die Dr. Decameron uns übergeben wollte?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen!«
»Vielleicht sollten wir ihn einfach zum Verhör mit aufs Revier nehmen«, sagte Oliver zu Marge.
»Mit welcher Begründung?« Shockley versuchte zu brüllen. Stattdessen brachte er nur ein jämmerliches Quäken zu Stande. »Sie haben kein Recht dazu.«
»Ja, Freundchen, das können Sie dem Richter erzählen.« Marge zückte die Handschellen.
»Das ist absurd!«
»Stehen Sie auf.«
»Ich werde nicht …«
»Möchten Sie zu allem anderen auch noch eine Klage wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt?«, fragte Oliver.
»Was meinen Sie mit ›zu allem anderem? Mit welcher Begründung verhaften Sie mich?«
»Behinderung der Polizei …«
»Das ist völlig aus der Luft gegriffen!«
»Stehen Sie auf!«, sagte Oliver.
»Aber ich weiß doch nichts.« Shockley war in Schweiß gebadet. »Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, was Ken bei Reginald wollte. Vielleicht haben sie eine Affäre gehabt.«
Im Raum wurde es plötzlich still.
»Ist das eine Vermutung, oder haben Sie was Konkretes?«, wollte Oliver wissen.
Shockley atmete schwer, versuchte Ruhe zu bewahren. »Also, Ken war nicht verheiratet … und ich glaube nicht, dass er eine Freundin hatte.«
»Sie haben Detective Olivers Frage nicht beantwortet, Sir. Haben Sie einen triftigen Grund zu der Annahme?«, drängte Marge.
»Nein.«
»Dann lassen wir das mal außen vor und nehmen an, die Morde haben was mit Fisher/Tyne zu tun. Vielleicht hat Leonard Decameron heimlich Informationen gegeben. Welche Informationen könnten das gewesen sein?«
»Ich weiß nicht …«
»Sie zuckten schon wieder«, erklärte Marge. »Versuchen wir’s
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