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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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aufgegeben. Du hättest bei mir bleiben, mich vor dem Bösen in ihm bewahren sollen. O Abram, ich hätte längst erkennen müssen, was für ein Mann er war. Er hat dich weggeschickt, wie die Juden ihre Türen vor dem Jesuskind verschlossen haben …«
    »Mom, ich bin aus eigenem Antrieb gegangen …«
    »Nein!« Dolly schüttelte den Kopf. »Nein, bist du nicht. Er hat dich weggeschickt. Vertrieben mit seinen barschen Worten, seiner Unnachgiebigkeit. Und die ganze Zeit über hat er die schwerste Sünde in seinem bösen Herzen genährt.« Laut zitierte sie: »Und wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.«
    »Gib mir die Waffe, Mom.«
    »Männer sind Tiere«, erklärte sie böse. »Sie umgarnen dich mit zärtlichen Worten und süßen Versprechen. Dann locken sie dich in ihre Falle der Lust und des Fleisches, benutzen dich, bis du alt und müde bist …«
    »Mom …«
    »Er war böse, Abram. Wie konntest du ihm deinen Segen geben?«
    »Ich habe geirrt, Mom«, beschwichtigte Bram. »Gib mir die Waffe.«
    »Mom, bitte, gib Bram die Waffe!«, flehte Michael und trat einen Schritt vor. Decker schob sich unmerklich weiter in Richtung Sessel, die Finger fest um den Knauf seiner Waffe im Halfter geschlossen.
    Dolly ließ mit der Linken die Waffe los und streichelte Bram, fuhr ihm durch sein langes Haar. Wie die Löwenmutter, die ihr Junges leckt, dachte Decker.
    »Wie schön du doch bist! So keusch und rein mit dem Körper eines Engels.« Ihr Lächeln erstarrte, sie verzog verächtlich die Mundwinkel. »Ganz anders als Lucas, der seine Talente vergeudet, sein Leben mit Huren und Lastern verschwendet hat. Zwei identische Gesichter, und doch so verschieden. Jakob und Esau. Du widmest dich dem Dienst Gottes, auch wenn du dabei den falschen Weg gehst.«
    Tränen strömten über Dollys Gesicht. »Wie konntest du ihm deinen Segen geben, Bram? Wie konntest du mir das antun?«
    »Ich habe geirrt, Mom.«
    »Dabei hast du doch gewusst, was er in seinem Herzen verbarg. Hast seine schmutzigen, perversen Sehnsüchte gekannt. Warum? Wie konntest du ihm nur verzeihen?«
    »Ich habe ihm nicht verziehen, Mom. Gott vergibt uns unsere Sünden. Sollten wir das untereinander anders halten?« Brams Stimme war nur ein heiseres Flüstern. »Gib mir die Waffe, Mom. Ich beschütze dich.«
    »William hat versprochen, mich zu beschützen!«, fuhr Dolly wütend auf. »Und sieh dir an, was er angerichtet hat, dieser Idiot! Männer sind Tiere.«
    »Denken wir jetzt nicht an ihn, Mom.«
    »William hat alles gewusst. Dein Vater hatte ihm seine Sünden gestanden, voller Stolz davon erzählt. Und William hat es mir gesagt, mir die böse Saat ins Herz gepflanzt …«
    »Ich weiß, Mom. Es war seine Schuld. Gib mir die Pistole.«
    An Decker gewandt fuhr er fort: »Das ist der Unmensch, den Sie verhaften sollten, Lieutenant. Nicht uns!«
    Decker nickte. William Waterson, der Mann, der immer verfügbar gewesen war, sich als Familienfreund profiliert und die Biker heimlich mit dicken Schecks versorgt hatte, die von Dollys Bankkonto abgebucht wurden. Ein kurzer Anruf bei Farrell und dessen Geschick im Umgang mit Computern hatte dies zusammen mit ein paar anderen interessanten Details zu Tage gefördert.
    In wieweit war Waterson in dieses heillose Durcheinander verwickelt? Hatte er das Ganze angezettelt?
    Decker beobachtete Dolly aufmerksam. Ihr Blick war unstet, ihr Mund leicht geöffnet, Speichel sammelte sich in ihren Mundwinkeln. Ihr Körper zuckte. Es sah aus, als stünde sie unter starken Medikamenten. Es war schwer vorstellbar, dass diese Frau mehrere Morde geplant und ausgeführt haben sollte.
    Sie musste Hilfe gehabt haben. Vor Jahren war sie medikamentenabhängig gewesen. Vielleicht hatte Waterson von dieser Sucht gewusst. Hatte sie aufgehetzt, ihr erneut Medikamente gegeben, sie verwirrt, ihre Hilflosigkeit schamlos ausgenutzt, um auch weiterhin freien Zugang zu Dollys Scheckbuch zu haben.
    Dolly Sparks weinte. »Mein Leben ist verflucht. Und ich wollte ihm nur eine gute Frau sein.«
    Sie drückte Brams Hände, die Waffen noch immer in der Rechten. Decker machte einen Schritt auf sie zu.
    »William hat die böse Saat in mein Herz gesät, Abram«, fuhr sie fort. »Er hat meine Wut für seine niedrigen Ziele benutzt. Er hat mich zum Bösen verführt, wie Eva damals Adam. William ist böse, ein böser Mann. Abram, ich schwöre, ich wollte nie, dass jemand zu Tode kommt …«
    »Mom«, sagte Bram ruhig. »Wenn du mich liebst, wenn du möchtest, dass ich dir

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