Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
sollte. Und einfach in den Müllschlucker wirft man solche Magazine auch nicht.«
    »Wisst ihr, was mir nicht in den Kopf will?«, meldete sich Oliver zu Wort. »Warum hat Dr. Azor Moses Sparks, der gestrenge Protestant, Säule der christlichen Gemeinde, solche Hefte unter seinem Namen bestellt.«
    »Überheblichkeit«, sagte Decker.
    »Vielleicht wollte er gern erwischt werden«, vermutete Rina. »Vielleicht hatte er vor, sich zu outen.«
    Alle sahen Rina an. »Alle Achtung, Chef, sie ist wirklich schlau«, sagte Oliver.
    »Ja, das weiß ich, Scott.« Decker richtete sich auf. »Also, wenn Azor Sparks sich outen wollte, wen hätte das am härtesten getroffen?«
    »Seine Frau natürlich«, antwortete Rina.
    »Seine Frau«, wiederholte Decker. »Angenommen, sie hat irgendwie von den Vorlieben ihres Mannes erfahren. Angenommen sie hat ihn zur Rede gestellt. Vielleicht hat er geleugnet. Aber vielleicht hat er es auch zugegeben, ihr gesagt, dass er sie verlassen wolle. Denkt mal nach, Herrschaften!
    Da ist eine Frau, die vierzig Jahre mit einem Mann gelebt, ihm sechs Kinder geboren, ihr Dasein völlig nach ihm ausgerichtet hat. Eine Frau, die ihre Identität aus der Tatsache schöpfte, die Frau von Dr. Azor M. Sparks zu sein. Seine Partys waren ihre Partys. Seine Einladungen zum Dinner waren ihre Einladungen zum Dinner. Durch ihn hatte sie eine Rolle in der Gesellschaft, als Frau, als Mutter, als wichtiges Mitglied der Kirche, als Gastgeberin. Sie hielt ihn für ihren Gefährten, ihren ihr von Gott gegebenen Ehegatten.«
    »Die Hölle kennt keine Wut wie die einer verschmähten Frau«, zitierte Oliver.
    »Das kannst du glauben«, seufzte Decker. »Was, wenn er entschlossen war, sie zu verlassen, sich über seine Gefühle klar zu werden, mit seinen Neigungen zu ringen, seinen Frieden mit Gott zu machen? Vielleicht ist er sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Möglich, dass schon jemand in den Kulissen gewartet hat …«
    »Decameron« warf Marge ein.
    »Ausgeschlossen«, wehrte Oliver ab.
    »Welchen Unterschied macht das schon?«, fragte ihn Rina. »Das erfahren wir sowieso nie. Also weiter im Text.«
    »Die Frau ist hart!«, sagte Oliver leicht brüskiert.
    »Wem sagst du das?«, seufzte Decker. »Der Punkt ist, dass Sparks seine Frau vermutlich wegen eines Lebensstils verlassen wollte, den diese für verwerflich und sündig hält. Er machte sie lächerlich, verhöhnte ihre fundamentalistische Überzeugung und Gott. Und was noch schwerer wiegt: Ohne Azor hätte Dolores keinen Platz im Leben, in der Gesellschaft. Angenommen, das ist passiert – sie musste feststellen, ihr ganzes Leben an einen Sünder und Gotteslästerer verschwendet zu haben –, wie meint ihr, hat sie reagiert?«
    Keiner sagte ein Wort.
    »Eine riskante Spekulation, Pete«, brach Marge schließlich das Schweigen.
    »Aber logisch«, behauptete Oliver. »Dolores Sparks bringt zuerst den Alten um die Ecke und anschließend Decameron, den vermeintlichen Liebhaber.«
    »Und legt die Magazine neben die Leichen«, bemerkte Rina. »Wie du immer gesagt hast, Peter. Es war ein abgekartetes Spiel.«
    »Das stammt von mir«, meldete sich Marge.
    »Oh, entschuldige«, erwiderte Rina. »Jedenfalls muss da jemand sehr wütend gewesen sein und wollte der Welt zeigen, wer Azor Sparks wirklich gewesen ist. Es ist durchaus vorstellbar, dass eine in ihrem Stolz verletzte, labile Frau zu solchen Mitteln greift.«
    »Wieso labil?«, fragte Decker. »Hat Bram was in der Richtung erwähnt?«
    Rina senkte den Blick. »Nicht direkt, nur dass sie nach der Geburt der Zwillinge nervös war, Probleme hatte. Eine Therapie kam für sie nicht in Frage, weil das für ihren Mann peinlich gewesen wäre. Deswegen hat sie Beruhigungsmittel genommen. Dr. Sparks hat sie ihr verschrieben und Bram beauftragt, die Einnahme zu beaufsichtigen. Eine Zeit lang war sie regelrecht medikamentenabhängig.«
    Decker hatte Mühe, ruhig zu bleiben. »Wäre vielleicht ganz hilfreich gewesen, wenn du mir das gleich von Anfang an gesagt hättest!«
    »Peter, sei realistisch! Hätte ich Dolly Sparks des Mordes an ihrem Mann beschuldigen sollen – auf Grund einer längst überwundenen Medikamentenabhängigkeit?«
    »Ich meine ja nur …«
    »Außerdem konnte ich ja kaum den Namen Bram in den Mund nehmen, ohne dass du gleich hochgegangen bist.«
    »Blödsinn!«
    »Ist das jetzt wirklich wichtig?«, mischte Marge sich ein.
    »Nein, ist es nicht«, stellte Rina fest. »Wichtig ist, dass Dolores Decameron

Weitere Kostenlose Bücher