Decker & Lazarus 09 - Totengebet
medizinischer Wälzer gleiten. »Wollte sie vorher nicht noch Sparks’ engste Mitarbeiter anrufen?«
»Drei Ärzte! Wie lange dauert es, bitteschön, drei Ärzte anzurufen?«
Marge zuckte die Schultern. »Hast Recht. Stell den Fernseher an.«
Oliver reckte sich, hob den Arm und schaltete das Gerät ein. Eine Nachtszene flimmerte im nächsten Moment über den Bildschirm … Verfolgungsjagd in einer bekannten Polizeiserie. Eine Schauspielerin in Polizeiuniform jagte einen bösen Buben. Ihr Busen hüpfte bei jedem Schritt auf und ab.
Sie folgte ihm in eine finstere Gasse. Die Hose schmiegte sich wie eine zweite Haut über ihren knackigen Hintern, als sie sich hinter eine Mülltonne duckte. Olivers Blick wanderte unwillkürlich zu Marge. Seine Kollegin trug einen schlecht sitzenden Hosenanzug und klobige Sicherheitsschuhe.
»Was Interessantes im Kalender gefunden?«, fragte Marge.
»Nichts, was mir was sagen würde.« Oliver blätterte seine Notizen durch. »Patientennamen, Heil- und Kostenpläne, Operationen, Belegschaftskonferenzen, Eintragungen über Geburtstage und Jahrestage … davon allerdings reichlich. Vielleicht war Sparks finanziell an einer Glückwunschkartenfirma beteiligt.«
Marge starrte auf die Wandtäfelung. Unter zahllosen gerahmten Diplomen und Urkunden hingen Familienfotos. »Sparks scheint ’ne Menge Kinder und Enkel zu haben. Wirklich eine Schande!«
Piiing, und die Kugel schlug in den Mülleimer auf dem Fernsehschirm. Die schwerbrüstige Schauspielerin machte einen Satz rückwärts. Ihr Make-up war noch immer perfekt, keine Schweißperle verunstaltete ihren Teint. O Mann, wenn er an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte er sich bestimmt in die Hose gemacht. »Sparks hatte ’ne Menge Besprechungen mit unterschiedlichen Firmen«, sagte Oliver laut.
»Mit welchen denn?«
»Biolab, Meditech, Genident, Bloodcell, Armadonics, Fisher/Tyne … der Name taucht übrigens in regelmäßigen Abständen auf. Ungefähr einmal pro Monat. Ist doch eine Pharmafirma, oder?«
»Richtig.« Marge kratzte sich am Kopf. »Mein Gott, der Mann war ein Hansdampf in allen Gassen. Er hat zwei medizinische Lehrbücher geschrieben, ist Co-Autor von vier weiteren und hat ein Dutzend andere herausgegeben. Wann hatte er denn dafür noch Zeit?«
Olivers Blick schweifte zum Fernsehschirm zurück. Die Polizistenbraut mit den großen Titten räkelte sich mittlerweile in einem durchsichtigen Négligé auf ihrem Bett in den Armen eines Kerls mit tiefer Stimme und einem Grübchen im Kinn. Während sie redete, betrachtete Mr. Grübchen die Braut mit einem aufdringlich ernsthaften Gesichtsausdruck. Was wollte er damit beweisen? Dass er’s nicht allein auf Sex abgesehen hatte? Im richtigen Leben wäre ihm gar nichts anderes eingefallen. Na gut, vielleicht hatten sie gerade gebumst, aber er war nicht mehr der Jüngste und brauchte eine längere Regenerierungsphase. Das konnte Oliver gerade noch akzeptieren. Was er den Figuren auf dem Bildschirm nicht abkaufte, war die Tatsache, dass der Mann der Frau angeblich auch noch zuhörte. Im richtigen Leben wäre der Typ erst mal komplett fertig gewesen. Der hätte nicht mal mehr an Steuerhinterziehung oder Baseball denken können.
Marge warf einen Blick auf die Uhr. »Manley lässt sich wirklich verdammt viel Zeit.«
»Zum Glück hatte der Hausmeister einen Schlüssel«, seufzte Oliver. »Was hältst du übrigens von ihrer Reaktion auf die traurige Nachricht.«
»Du meinst, nachdem sich mein Gehör wieder einigermaßen regeneriert hatte?«
»So ungefähr. Ihr Gekreische war ja bis ans andere Zimmerende zu hören. Den meisten Leuten fällt zuerst gar nichts ein, wenn sie erfahren, dass ihr Boss ermordet worden ist. Die sagen normalerweise kein Wort.«
»Heather ist offenbar der hysterische Typ.«
»Alle Frauen sind der hysterische Typ«, betonte Oliver. »Aber so wie die Manley ausgerastet ist … schon erstaunlich. Mir brummt jetzt noch der Schädel.«
Marge lächelte und begutachtete weiter die Bücher im Regal. »Heather hat reagiert, als sei sie mehr als nur Sparks’ Sekretärin gewesen.«
»Würde mich nicht überraschen, wenn’s so wäre«, stimmte Oliver zu. »Nach seinem Terminkalender zu schließen, hat er seine ganze aktive Zeit im Krankenhaus verbracht. Und Heather ist eine flotte Braut.«
»Woher weißt du, wie sie aussieht?«
»Fotos auf ihrem Schreibtisch.«
»Sie hat Fotos von sich auf ihrem Schreibtisch stehen?«
»So ungefähr. Fotos von sich und einem
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