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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Pharmafirmen und deren Testergebnisse.«
    Oliver und Marge tauschten Blicke.
    »Das ist ja nicht zu fassen!« Marge schüttelte den Kopf. »Und wo bleibt da der Verbraucherschutz?«
    »Der hängt von den Pharmafirmen und deren Integrität ab.«
    »Schöne Scheiße«, bemerkte Oliver.
    »Ach, das sehen Sie zu negativ«, wiegelte Decameron ab. »Nicht, dass die Pharmaindustrie ein Hort der Ehre wäre. Aber diese Leute denken praktisch. Kommt ein unsicheres Medikament auf den Markt, hagelt es Schadensersatzklagen. Es liegt im Interesse der Herstellerfirma, dass ein Mittel sicher ist.«
    »Sie reden nur von Sicherheit. Was ist mit der Wirksamkeit?«, erkundigte sich Oliver.
    »Wirksamkeit?« Decameron zog die Augenbrauen hoch. »Natürlich muss ein Medikament wirksam sein.« Er hielt einen Moment inne. »Aber wie wirksam? Das steht auf einem ganz anderen Blatt.«

6
    Die vorwurfsvolle Stimme empfing Decker wie eine brennende Ohrfeige.
    »Was, zum Teufel, ist hier eigentlich los!«
    »Darf der Lieutenant vielleicht erst mal eintreten«, hielt Bram entgegen. Er machte einen Schritt zur Seite, um Decker den Vortritt zu lassen.
    Ein Meer von Augenpaaren war auf ihn gerichtet. Mit einem Blick nahm Decker die versammelten Personen in sich auf. Mittlerweile wusste er, wer wer war. Luke erschien ihm älter als der Zwillingsbruder, das vollere Gesicht durch scharfe Falten gezeichnet, die wachsamen Augen über dicken Tränensäcken. Er trug Jeans und Pullover. Die Füße steckten in Socken und Sandalen. Im Gegensatz zu seinem Zwillingsbruder hatte er keine Brille auf. Möglicherweise trug er Kontaktlinsen.
    Der Mann mit der stahlharten Stimme war Paul, der älteste des Trios. Er war eine gut aussehende Erscheinung, wenn auch das nervöse Zucken der Lider seiner stahlblauen Augen etwas Störendes hatte. Er trug das Standardmodell des grauen Geschäftsanzugs, allerdings ohne Krawatte und mit offenem, weißen Hemdkragen.
    Maggie und Michael saßen auf dem Sofa, den Blick auf Bram gerichtet. Die einzige andere Schwester, Eva, hielt sich abseits, den Blick starr ins Leere gerichtet. Sie hatte einen sanft schimmernden Alabasterteint, zarte, ebenmäßige Züge. Das Haar trug sie zurückgekämmt. Goldene Ohrringe blinkten an ihren Ohrläppchen. Eine unnahbare Schöne im blassrosafarbenen Seidenhosenanzug.
    Michael stand auf und nahm Brams Jackett. »Du bist ganz blass«, sagte er. »Ich mach dir einen Tee.« Er wandte sich an Decker. »Möchten Sie auch eine Tasse Tee, Lieutenant?«
    Decker schüttelte den Kopf.
    Maggie erhob sich. »Ich gieß eine Kanne voll auf, Michael.«
    »Willst du wirklich?«
    »Na, klar.«
    Bram gab seiner Schwester einen Kuss auf die Wange. »Danke, Mag. Hast du deine Tabletten genommen?«
    »Ja.« Mags Züge wurden verschlossen. Sie hastete davon, verschwand in einem Korridor.
    Pauls Geblinzel wurde heftig. »Kann ich jetzt was sagen, oder muss ich erst einen offiziellen Antrag stellen?«
    Bram warf ihm einen resignierten Blick zu. »Setzen wir uns doch erst mal.«
    »Ich will aber nicht sitzen«, entgegnete Paul.
    »Gut, Paul. Du stehst, ich sitze.« Bram ging ins Wohnzimmer und sank in die dicken Polster der Couch mit dem verblichenen Blumenmuster. Paul ging weiter auf und ab. Eva blieb gegen die mit einem Goldmuster tapezierte Wand der Eingangshalle gelehnt und betrachtete den staubigen Kronleuchter. Einige der Messingverzierungen waren bereits verrostet.
    Deckers Blick schweifte durch den Raum. Das verblichene, abgewetzte Sofa beherrschte die Szene wie ein Monster aus vergangenen Tagen. Es war ein Dreisitzer, zu dem zwei durchgesessene Polstersessel gehörten. Ein Couchtisch aus Holz stand in der Mitte. Auf der Tischplatte lagen ein Stapel Garten-Magazine und die King-James-Bibel. In der hintersten Ecke stand ein Flügel. Der Deckel über dem Klangkörper war zugeklappt. Decker fiel erneut auf, dass Kunstwerke jeder Art fehlten. Dafür zierten Unmengen von Familienfotos die Wände. Er setzte sich in einen der beiden Sessel.
    »Wie geht’s Mom?«, erkundigte sich Bram.
    »Sie schläft.« Michael zupfte an seinem Pullover. »Ich habe ihr Tee eingeflößt … sie braucht Flüssigkeit. Jedenfalls hat sie etwas getrunken. Aber Hauptsache, sie ist ruhig gestellt …«
    »Ich glaube, vorhin hast du das ›sediert‹ genannt«, warf Luke ein.
    »Nur wenn unumgänglich«, entgegnete Michael.
    »Hast du ihr noch was anderes gegeben?«, fragte Bram.
    »Seit unserem letzten Gespräch? Nein.«
    »Gut.« Bram seufzte.

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