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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Wertpapiere auf Einschuss gekauft, die Summe wurde fällig und meine baren Mittel waren erschöpft. Dad hat mir das Geld vorgestreckt. Ich zahle es gerade peu à peu zurück. Meine Aktien sind enorm gestiegen. Bei meinem Anruf heute Abend ging es um das Schulgeld für die Kinder. Sie haben keine Ahnung, wie teuer Privatschulen sein können. Ich wollte nicht, aber meine Frau hat mich massiv unter Druck gesetzt, hat mir vorgeworfen, ein beschissener Vater zu sein …«
    Paul sank in den leeren Sessel mit den dicken Polstern.
    »Tja, das also war das letzte Gespräch mit meinem Vater. Bettelei um Geld.« Er hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. »Traumhaft.«
    Wieder einmal wurde es unheimlich still.
    »Da wir gerade beim Thema ›Geld‹ sind«, meldete sich Eva zu Wort. »Sie werden’s ja sowieso rausbekommen. Wir, das heißt, mein Mann und ich, haben vor ungefähr einem Jahr einen Kredit aufgenommen. Mein Vater hat dafür gebürgt. Wir zahlen das Geld augenblicklich ebenfalls ab.«
    Paul warf seiner Schwester einen dankbaren Blick zu.
    »Darf ich fragen, wofür Sie diesen Kredit gebraucht haben?«, wandte sich Decker an Eva.
    »Mein Mann besitzt eine Kette von Discount-Bekleidungsläden.« Eva sprach das Wort »Discount« voller Verachtung aus. »Er hat den Familienbetrieb übernommen. Der Einzelhandel geriet in eine Krise. Er musste einige kleine Boutiquen schließen, und durch Mieten und Missmanagement haben sich Schulden angehäuft.« Sie wirkte angespannt. »Ich wollte meinen Vater nicht bitten. Aber mein Mann hat mich überredet. Er war mit Zinsen im Verzug, und unser Haus war bereits mit einer zweiten Hypothek belastet. Er hatte vor zwei Jahren auf Expansion gesetzt. Um uns nicht mit erdrückenden Rückzahlungsraten zu belasten, hat David Vater gebeten, einen Kredit mit seinem Vermögen abzusichern.«
    »Und das ist erheblich«, fügte Luke hinzu.
    »Damals schien es der leichtere Weg«, fuhr Eva fort. »Und es hat Dad keinen Pfennig gekostet. David zahlt alles zurück.«
    »Wo sind Sie heute Abend gewesen?«, erkundigte sich Decker.
    »Zu Hause. Bis ich erfahren habe …« Sie senkte den Blick und wandte sich ab.
    Decker fixierte Luke.
    »Ich habe gearbeitet«, erklärte dieser. »Ich war um acht Uhr mit einem Patienten fertig und habe noch Papierkram erledigt, bis Bram mich angerufen hat.«
    »Sie arbeiten im ›Bunker‹?«, fragte Decker.
    Luke verdrehte die Augen. »Ja, ich arbeite im ›Bunker‹. Und ja, ich bin drogenabhängig gewesen. Ja, ich habe mir Tausende von Dollars in die Nase gezogen. Ja, ich bin jetzt pleite. Ja, und ich bin clean. Clean seit drei Jahren. Ja, ich bin zwei Stunden lang allein in meinem Büro gewesen. Nein, niemand hat mich gesehen. Und nein, meinen Vater habe ich nicht umgebracht.«
    Bram unterdrückte ein Lächeln. Luke sah es und lächelte ebenfalls. »Wie schön, dass ihr beide dieser Situation auch noch was Komisches abgewinnen könnt«, bemerkte Paul.
    »Mein Vater ist … war ein reicher Mann, Lieutenant«, fuhr Luke fort. »Er und meine Mutter haben kaum etwas verbraucht. Die beiden sind, im Gegensatz zu mir, einfache, bescheidene Menschen. Ich bin auch zu ihm gegangen, wenn ich Geld brauchte, vor allem während meiner glorreichen Drogentage. Wir alle haben Dad angepumpt, bis auf Bram natürlich. Er ist der Goldjunge …«
    »Der Junge hat ein Armutsgelübde abgelegt, und ist der Einzige von uns, der Geld auf der Bank hat«, warf Paul ein.
    »Die Kirche gibt ihm alles«, sagte Luke zu Decker.
    »Können wir vielleicht das Thema wechseln?«, bat Bram gelassen.
    »Soviel ich weiß, hast du mehr als fünfzigtausend …«, begann Luke.
    »Luke!«, wies Maggie ihn zurecht.
    »Was meinst du denn, was ich mit meinem Gehalt als Geistlicher tun sollte, Lucas?«, erkundigte sich Bram.
    »Du könntest es mir geben«, antwortete Luke prompt.
    »Da wir von Geld reden«, fuhr Bram fort. »Hat Dad ein Testament gemacht?«
    Niemand antwortete.
    »Ich weiß nur, dass Dad einen Anwalt hat«, meldete sich Michael. »Diesen Typ von der Kirche.«
    »Welcher Typ, Michael?«, hakte Luke nach. »Es gibt eine Menge Typen …«
    Michael starrte Luke wütend an. »Der mit dem weißen Haar und der rotgeäderten Nase.«
    »Also, das reduziert den Kreis der Verdächtigen schon auf mindestens dreihundert Personen«, bemerkte Luke.
    »Er ist einer der Kirchenräte«, versuchte Michael es noch einmal. »Hat vor ein paar Jahren die Frau verloren. Mann, sein Name fällt mir einfach nicht

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