Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Zuckungen zu lindern. »Vielleicht hatte jemand Geburtstag. Jemand aus dem Krankenhaus.«
»Ihr Bruder hat diese Möglichkeit schon erwähnt«, seufzte Decker. »Aber ich habe gerade erfahren, dass Dr. Sparks bereits in der Klinik zu Abend gegessen hatte.«
»Typisch Dad.« Michael wandte sich an Decker. »Sie sollten die Leute in der Klinik befragen.«
»Im Augenblick sind zwei Kollegen im New Chris«, erwiderte Decker. »Das Klinikpersonal wird ausführlich vernommen. Heute Nacht, morgen, übermorgen – bis wir mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Ich selbst fahre von hier aus zum Tatort zurück. Etliche meiner Männer überprüfen bereits die nähere Umgebung, sprechen mit Passanten und Bewohnern. Die Spurensicherung hat ihre Arbeit aufgenommen. Wir tun, was wir können. Und das bedeutet …« Decker klopfte mit dem Stift auf sein Notizbuch. »Nun ich fürchte, ich muss auch Ihnen allen einige Fragen stellen.«
»Jetzt?«, fragte Paul. »Es ist nach elf.«
»Es ist spät. Ich weiß, Mr. Sparks. Aber schon wenige Anhaltspunkte führen oft zu raschen Ergebnissen. Und die ersten vierundzwanzig Stunden nach einem Verbrechen sind hierfür am ergiebigsten. Dinge, die Sie für völlig belanglos halten, können für uns entscheidend sein. Sehr viel Zeit wird es sicher nicht in Anspruch nehmen. Aber wir müssen am Ball bleiben. Helfen Sie uns.«
»Keine Einwände«, sagte Luke.
Pauls Lider flatterten. »Ich auch nicht.«
»Was ist mit dir, Eva? Hörst du überhaupt zu?«, fragte Bram.
Sie wandte den Kopf, die Augen gerötet und wütend. »Setz dich zu mir!«, bat Bram.
Eva gehorchte, nahm links neben Bram Platz, den Rücken steif und durchgedrückt. Bram legte einen Arm um sie. Unter seiner Berührung sank sie in sich zusammen und lehnte sich gegen ihn. Ihre maskenhaften Züge entspannten sich.
»Meine Fragen sind sicher nicht immer angenehm. Aber ich muss sie stellen. So Leid es mir auch tut.« Er wandte sich Paul zu. »Darf ich mit Ihnen anfangen?«
»Mit mir?« Paul blinzelte hektisch. »Warum?«
»Weil ich erfahren habe, dass Sie Ihren Vater gegen halb acht Uhr heute Abend angerufen haben. Darf ich fragen, weshalb?«
Paul wurde dunkelrot. »Das war eine private Angelegenheit. Warum ist das wichtig?«
Decker antwortete nicht.
»Es hatte nichts mit dem Tod meines Vaters zu tun. Ich brauche darauf nicht zu antworten.«
Im Zimmer war es still. »Ging sicher um Geld«, bemerkte Luke.
Paul schoss dem Bruder einen bösen Blick zu.
»Ist doch keine Staatsaffäre, Paul«, seufzte Luke. »Du hast Geld von Dad geborgt. Na und? Haben wir gelegentlich doch alle getan.«
Niemand sagte ein Wort.
Decker sah Paul an.
Pauls Augenlider flatterten unaufhörlich. »Ich habe angerufen, um ihn um einen kleinen Kredit zu bitten …«
Michael lachte kurz auf. Bram brachte ihn mit einem scharfen Blick zum Schweigen.
»Sonst noch was?«, fragte Paul.
»Sie haben ihn also um Geld gebeten. Und wie hat er reagiert?«, wollte Decker wissen.
»Er war natürlich einverstanden. Mein Vater war ein großzügiger Mann.«
»Haben Sie von zu Hause aus telefoniert?«
»Nein, vom Büro aus«, antwortete Paul. »Ich arbeite bei Levy, Critchen und Goldberg. Ich bin Börsenmakler.«
»Dann haben Sie den ganzen Abend gearbeitet?«
Pauls Lider zuckten unaufhörlich. »Nein.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Nach dem Anruf bin ich spazieren gefahren … mit dem Wagen … allein.«
»Muss eine lange Spazierfahrt gewesen sein«, bemerkte Decker. »Um halb acht haben Sie angerufen. Bis gegen halb elf konnte Ihr Schwager Sie nicht erreichen.«
Paul starrte erneut zur Decke. »Tja, das ist wohl ein deutlicher Eingriff in meine Privatsphäre …«
»Wenn Sie wünschen, Mr. Sparks, frage ich Sie das gerne unter vier Augen.«
Paul schwieg, fuhr sich mit der Hand durch seine dichten, dunklen Locken. »Ach, was soll’s!« Er lächelte bitter. »Ich hatte eine Auseinandersetzung mit meiner Frau. Es ging darum, meinen Vater um Geld zu bitten. Ich war wütend und hatte keine Lust auf Zuhause.«
Weiteres Schweigen.
»Ich hatte meinen Vater vier Monate zuvor schon mit meinen Geldsorgen belästigt. Es war mir einfach unangenehm, ihn schon wieder um Hilfe bitten zu müssen. Meine Frau hatte dafür kein Verständnis.«
»Worum ging es denn beim letzten Mal?«, wollte Decker wissen.
Paul starrte Bram wütend an. »Warum sagst du’s ihm nicht? Ich weiß, dass Dad dir alles sagt.«
Bram verzog keine Miene.
Paul blinzelte. »Ich hatte
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