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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Und trotzdem bleiben Nebenwirkungen nicht aus.«
    »Und die wären?«, fragte Marge.
    Decameron zählte: »Lungenödeme, Geschwüre durch Schleimauswurf, Erkältungen, Schwindelgefühle, Fieber, Atemnot.« Er schüttelte den Kopf. »Ist ein langer Weg für die Patienten, und unser Ziel als Mediziner ist, es ihnen so leicht wie möglich zu machen. Curedon ist fast eine Wunderdroge, wenn ich meine Erfahrungen der letzten zwanzig Jahre betrachte. Azor hat Jahre daran gearbeitet. Ich habe mehr über Röntgenkristallographie gelernt als mir lieb sein konnte.«
    Decameron schwieg.
    »Aber ich habe es gelernt.« Seine Augen wurden feucht. »Ich habe gelernt. Und es war eine Ehre für mich, an einer so umwälzenden Entwicklung Anteil zu haben.«
    »Was wird aus Curedon jetzt, da Dr. Sparks tot ist?«, erkundigte sich Oliver.
    »Nicht viel, vermutlich. Die ersten Versuche mit Curedon sind ziemlich erfolgreich verlaufen … im Allgemeinen.« Decameron lächelte gezwungen. »Obwohl wir in letzter Zeit einige Rückschläge hinnehmen mussten, durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen sind. Deshalb war ich auch so gespannt, als ich das Fax mit den Testergebnissen gesehen habe. Ich konnte einfach nicht warten, bis er aus dem OP kam. Aber das war ein Fehler. Es war ein Eindringen in seine Privatsphäre.«
    Marge klopfte mit ihrem Bleistift gegen ihr Notizbuch. »Was meinen Sie mit ›Rückschlägen‹?«
    Decameron sah sie gequält an. »Ein kleiner Anstieg der Sterblichkeitsrate …«
    »Mit Curedon?«
    »Ja, mit Curedon.« Decameron sah Marge scharf an. »Die Patienten sterben nicht durch dieses Medikament, sie sterben an Herz- und Nierenversagen. Dieser rapide Anstieg der Sterblichkeit ist verwunderlich, aber solche Ausreißer sind nicht ungewöhnlich. Natürlich kann es sich auch um einen Computerfehler oder einen Fehler bei der Dateneingabe handeln … Aber genauso gut kann es ein Problem mit dem Medikament selbst sein.«
    »Und wenn es tatsächlich ein Problem mit dem Medikament ist?«, hakte Oliver nach.
    »Dann kriegen wir das raus. Curedon war bisher fast wie ein Wunder. Zu gut, um wahr zu sein. Rückschläge sind unvermeidlich. Aber eines sage ich Ihnen: Das Medikament ist in den nächsten fünf Jahren auf dem Markt.«
    Er verstummte.
    »Dass Azor die Früchte seiner Arbeit, seiner Mühen nicht mehr erleben soll … das ist eine Tragödie griechischen Ausmaßes.«
    »Und wie testen Sie dieses Medikament?«, wollte Oliver wissen.
    »Damit hat unser Team eigentlich nichts zu tun. Die Tests sind Sache der Gesundheitsbehörde, sie analysiert die Daten in Zusammenarbeit mit Fisher/Tyne. Und Fisher/Tyne führt die Tests durch.«
    »Augenblick mal.« Marge wandte sich an Heather. »Haben Sie nicht gesagt, Fisher/Tyne habe das Medikament von Dr. Sparks gekauft?«
    »Sie haben es von Sparks gekauft, richtig«, bestätigte Decameron. »Keine Ahnung, wie viel sie dafür bezahlt haben. Aber ich weiß, dass Sparks eine sehr hohe Summe überwiesen bekommen hat und am Gewinn beteiligt ist, sobald das Mittel auf dem Markt ist.«
    »Und wer bekommt Sparks’ Gewinnbeteiligung jetzt, nachdem er tot ist?«, fragte Marge.
    »Keine Ahnung«, antwortete Decameron. »Ich bestimmt nicht. Tatsächlich besitzt Fisher/Tyne die Rechte, Curedon herzustellen und zu vertreiben. Diese Rechte sind mit der überwiesenen Summe an die Firma übergegangen.«
    Oliver überflog seine Notizen. »Etwas verwirrt mich.«
    »Tut mir Leid. Erklären ist nicht meine Stärke.«
    »Was meinen Sie, wenn sie sagen, die Gesundheitsbehörde testet das Medikament in Zusammenarbeit mit Fisher/Tyne?«
    »Fisher/Tyne führt unter unserer Aufsicht und Leitung die Labortests für Curedon durch. Die Gesundheitsbehörde erhält Kopien der Ergebnisse und analysiert diese. Im Augenblick bin ich der Koordinator zwischen Fisher/Tyne, Dr. Sparks und der Gesundheitsbehörde.«
    »Fisher/Tyne testet ein Medikament, an dem die Firma sämtliche Rechte besitzt?«, konstatierte Marge entsetzt. »Ist das kein Interessenskonflikt?«
    »Kommt praktisch täglich vor, meine Liebe«, seufzte Decameron. »Die Gesundheitsbehörde hat weder die Fähigkeiten, noch das Personal oder das Know-how, um all die Medikamente zu testen, die auf den Markt kommen sollen. Die Gesundheitsbehörde ist sozusagen die Polizei auf dem Pharmamarkt. Sie entscheidet über Politik und Sicherheit. Nur Testreihen führt sie im Allgemeinen nicht selbst durch. Sie verlässt sich in diesem Punkt vorwiegend auf die

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