Decker & Lazarus 09 - Totengebet
ein.«
»Ich weiß, wen du meinst«, mischte Maggie sich ein. »Waterman.«
»Waterson«, verbesserten Paul und Luke sie wie aus einem Mund.
»William Waterson«, rekapitulierte Bram. »Paul, du kümmerst dich um die Beerdigung, damit Mom damit nicht belästigt werden muss.«
Pauls Lider zuckten. »Erwartest du, dass ich für die Kosten aufkomme?«
»Nein«, wehrte Bram geduldig ab. »Wenn nötig, übernehme ich das. Aber falls Dad ein Testament gemacht und uns irgendetwas hinterlassen hat, können wir auf Grund des Erbes einen Kredit für die Beerdigung aufnehmen. So sparen wir Mom unnötige Kopfschmerzen. Und da du der Finanzfachmann bist, ist es am sinnvollsten, du rufst Waterson an und stellst die entsprechenden Fragen.«
»Kein Problem, Abram«, erwiderte Paul sichtlich gereizt. »Ich wusste nur nicht, wie das gemeint war.«
»Jetzt weißt du’s. Ich arrangiere alles für den morgigen Gedenkgottesdienst. Und ich rufe noch heute Abend so viele Leute wie möglich an. Den Rest morgen früh. Schlafen kann ich sowieso nicht. Irgendwelche Einwände?«
Niemand sagte ein Wort.
»Wenn’s euch nichts ausmacht, würde ich gern schon jetzt mit den Vorbereitungen anfangen. Dad hatte viele Freunde und Bewunderer. Es wird eine Weile dauern, bis ich die Liste durchtelefoniert habe.« Bram wandte sich an Decker. »Könnten Sie mich zu St. Thomas zurückfahren?«
»Kein Problem. Ich brauche nur noch einige Informationen.« Decker wandte sich an Eva. »Sagen Sie mir bitte Ihren Nachnamen?«
»Shapiro.«
Decker zögerte nur kurz, bevor er sich den Namen notierte. Plötzlich brach Eva in Tränen aus. »Es war alles so idiotisch!« Bram traf ein feuchter Blick. »Wie kann das Leben nur so idiotisch sein?«
»Weiß ich auch nicht.« Bram wandte sich an Paul. »Vielleicht solltest du Sie heimbringen.«
»Alles ist so sinnlos!« Eva klappte eine Gucci-Tasche auf, nahm ein Seidentaschentuch heraus und trocknete die Augen. »Ich hatte nicht mal die Chance, mich zu verabschieden. Oder ihm zu sagen, dass ich ihn liebe. Und das gerade, als wir anfingen, uns gut zu verstehen.«
Maggie begann heftig zu schluchzen. »Michael, kannst du nach Mom sehen? Es ist schon eine Weile her.«
Michael ging wortlos die Treppe hinauf.
Eva drehte sich zu Decker um. »Meine Eltern und ich sind uns lange nicht sonderlich grün gewesen.«
»Das brauchen wir doch hier nicht zu erörtern, Eva«, sagte Bram.
»Er wird’s doch sowieso erfahren«, entgegnete Eva. »Eigentlich waren es mein Mann und mein Vater die Differenzen hatten. Sie konnten nicht miteinander. Und ich stand zwischen ihnen.«
»Eva, Liebes, vielleicht sollten wir das …«, begann Bram.
»Sie müssen verstehen, meine Eltern sind sehr gläubige Leute«, fuhr Eva fort. »Gute Menschen und sehr religiös. Aber …«
»Aber Ihr Mann ist Jude«, ergänzte Decker. »Das gab Probleme.«
Eva starrte ihn verdutzt an.
Bram rieb sich die Augen. »Der Nachname, Eva! Er verrät alles.«
»Ich kann verstehen, dass eine interkonfessionelle Ehe mit Schwierigkeiten verbunden ist«, bemerkte Decker.
»Dabei ist David nicht mal religiös«, fuhr Eva fort. »Ganz im Gegenteil. Religion interessiert ihn nicht. Genauso wenig wie seine Eltern. Mein Mann ist nicht im jüdischen Glauben erzogen worden. Und er war von Anfang an dafür, dass ich die Kinder als Christen erzogen habe. Sie sind getauft und werden konfirmiert. Die Kinder und ich gehen regelmäßig in die Kirche. David kümmert sich darum nicht. Trotzdem weigert er sich starrsinnig zu konvertieren. Juden sind furchtbar stur …«
»Eva!«, warnte Bram.
»Bram, du kannst doch nicht leugnen, dass schon in der Bibel steht, dass sie halsstarrig …«
»Das reicht, Eva!«
»Steht es vielleicht nicht in der Bibel?«
»Du willst mir sagen, was in der Bibel steht?«
Eva stand von der Couch auf. Ihre Augen blitzten. »Ich sage dir, was in der Bibel steht! Genau.« Sie griff nach der heiligen Schrift auf dem Couchtisch. »Soll ich die Stelle suchen?«
»Exodus 32 Vers 9«, sagte er müde. »Du bist wirklich …«
»Und du bist selbstgefällig.«
»Eva, können wir uns diese Bibelübungen sparen, bis …«
»Bram, ich kann vielleicht nicht Hebräisch wie du. Aber ich kenne die Juden …«
»Prima, Eva. Du bist eine Koryphäe was den ›Zeitgeist‹ im modernen Judentum betrifft. Können wir es dabei belassen?«
»Was um Himmels willen verstehst du unter ›Zeitgeist‹?«, wollte Paul wissen. »Klingt wie ein Begriff aus einem
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