Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Decameron. »Wie geht’s der übrigen Familie?«
»Sie kommen zurecht.«
»Was können wir für Sie tun, Bram?«, fragte Liz.
»Im Augenblick gar nichts.« Der Priester befreite seine Hand geschickt aus Liz’ Griff. »Aber ich zögere nicht, mich an Sie zu wenden, falls ich Hilfe brauche. Sie kennen sich inzwischen?«
»Mehr oder weniger.« Decameron sah auf die Uhr. »So interessant es hier auch ist, allmählich muss ich in die Klinik zurück. Möchten Sie von mir noch etwas wissen, Lieutenant?«
»Ja, das will ich. Wenn’s recht ist.«
»Was denn?«
Decker sah sich um, senkte die Stimme. »Soviel ich weiß, haben Sie vergangene Nacht mit den Detectives Dunn und Oliver gesprochen.«
»Das ist richtig.«
»Die beiden sind heute Vormittag bei Fisher/Tyne gewesen, haben mit einem gewissen Gordon Shockley gesprochen …«
»O Gott!« Decameron schnalzte mit der Zunge. »Bitte um Vergebung, Pater. Verstoß gegen das dritte Gebot. Erteilen Sie mir die Absolution?«
»Selbstverständlich. Vorausgesetzt, Sie tun’s nicht wieder.« Bram lächelte. »Zumindest nicht in meiner Gegenwart.«
»Gordon ist eine Kröte«, sagte Decameron zu Decker. »Hat er Ihre Leute auflaufen lassen?«
»Sagen wir, es war hart an der Grenze.«
»Was möchten Sie wissen?«
»Meine Kollegen fragen sich, ob Sie möglicherweise die Unterlagen von den Fisher/Tyne-Tests mit Curedon haben.«
»Ja, natürlich. Weshalb brauchen Sie die?«
»Weil Shockley sich weigert, sie ihnen zu geben.«
»Einige Leute kneifen doch immer den Hintern zu.« Decameron dachte kurz nach. »Sie sollen einfach meine Sekretärin anrufen. Essen wir morgen miteinander zu Mittag. Ich glaube ich weiß, wo Azor die Unterlagen über Curedon aufbewahrt hat. Ich nehme mal an, dass Sie sich vorzugsweise für die letzten Ergebnisse interessieren. Anderenfalls stünde Ihnen eine Lastwagenladung Papier ins Haus.«
»Die letzten Ergebnisse, das wäre prima.«
»Ich sehe Azors Akten durch. Anfangen können Sie mit dem Zeug sowieso nicht viel. Aber wenn Sie sich unbedingt durch diese endlosen Statistiken quälen wollen, bin ich gern bereit, Ihnen mit Erklärungen unter die Arme zu greifen.«
»Danke, Doktor. Ich weiß das zu schätzen.«
»Es sei denn, du möchtest das übernehmen, Liz?«
»Es ist dein Baby, Reg.« Und zu Decker gewandt, sagte sie: »Dr. Decameron ist unser Mittelsmann zwischen Dr. Sparks’ Labor, Fisher/Tyne und der Gesundheitsbehörde. Ich beschäftige mich hauptsächlich mit den internen Testreihen.«
»Dr. Fulton hat sehr intensiv mit Dr. Sparks zusammengearbeitet und das Tierversuchsprogramm für Curedon ausgearbeitet«, erklärte Decameron. »Ihr obliegt sozusagen die Planung der Forschungsarbeiten.«
»Klingt beeindruckend, oder?«
»Es war beeindruckend.«
Liz schwieg.
»Was ist? Kriege ich kein Dankeschön?«, beschwerte sich Decameron.
Liz lächelte. »Danke.«
Decameron sah erneut auf die Uhr. Sein Blick schweifte zum Priester. Er umarmte ihn. »Es tut mir von ganzem Herzen Leid, Abram. Ganz ehrlich.«
»Ich weiß, Reggie.«
»Wir werden Ihren Vater alle sehr vermissen. Ich bin nicht sicher, ob wir ohne ihn weitermachen können. Aber vorerst haben wir keine andere Wahl.«
»Genau das hätte er von euch erwartet.«
»Passen Sie gut auf sich auf.« Decameron löste sich von ihm. »Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit zum New Chris?«, fragte er Liz.
»Nein. Drew fährt mich zurück.« Liz sah sich im Raum um. »Wo ist Drew überhaupt?«
»Als ich in das letzte Mal gesehen habe, hat er Karten mit den Kindern gespielt. Hatte gerade einen flotten Dreier.«
»Hör auf damit, Reg!«
»Ich glaube, er ist im Speisezimmer, Liz.«
»Danke, Bram.« Sie drückte ihn fest an ihre Brust. »Rufen Sie an, falls Sie was brauchen.«
»Mach ich.«
Decker beobachtete, wie Bram unwillkürlich eine Abwehrhaltung einnahm, als Liz Fulton ihn umarmte. Das war das zweite Mal an diesem Tag, dass ihm auffiel, wie unangenehm dem Priester offenbar der Körperkontakt mit Frauen war.
Liz streichelte kurz seine Wange. »Passen Sie gut auf Ihre Familie auf. Die braucht Sie jetzt mehr denn je.«
»Elizabeth, das ist nicht nett von dir!«, empörte sich Decameron. »Abram muss auch mal an sich denken.«
»Ich tu beides. Ist das ein Kompromiss?«
Die beiden Ärzte winkten ihm zu und gingen. Bram lachte leise, als sie außer Hörweite waren. »Was für ein Gespann!«
»Sie scheinen sich gut mit ihnen zu verstehen.«
»In sehr begrenztem
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