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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Lieutenant?«
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    »Graben Sie weiter, Lieutenant. Jeder hat eine Vergangenheit.« Decameron lächelte. »Möchten Sie was über die meine hören?«
    »Ich höre, Doktor.«
    »Reggie, sei nicht geschmacklos.«
    »Zwei Anklagen wegen Anstiftung zur Prostitution, beide Opfer über achtzehn«, fuhr Decameron fort. »Ich bin kein Kindesverführer, ich hasse die Pädophilen und ihre Perversitäten, lehne alles ab, was Kindern schaden kann. Ich bin nur einfach schwul.«
    »Reggie!«
    »Eine Anklage wurde niedergeschlagen, die andere blieb bestehen. Azor hätte mich beinahe geohrfeigt, als er’s rausgefunden hat. Aber ich habe klein beigegeben, und er hat mir verziehen.« Decameron wandte den Blick ab. »Trotz all seiner Strenge und seinem Fanatismus hatte Azor ein weiches Herz.«
    »Hat man Sie zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, Doktor?«
    »Sechs Monate plus hundert Stunden Sozialarbeit.« Decameron grinste. »Die habe ich in ›Boys Town‹ abgeleistet.« Er wurde ernst. »War keine schlechte Erfahrung. Die Typen dort mochten mich. Das ist jetzt vielleicht zweieinhalb Jahre her. Und einmal im Monat schaue ich noch immer bei den Jungs vorbei. Na, was sagen Sie zu meinem vorbildlichen Bürgersinn?«
    »Liest du den Jungs dort alternative Gutenachtgeschichten vor, Reggie?«, fragte Liz.
    »Hänsel und Hans.« Decameron machte eine affektierte Bewegung. »Eigentlich bin ich dort medizinischer Notdienst. Du wärst stolz auf mich, Liz. Ich bin der gute Samariter.«
    Sie sah ihn an. »Freut mich zu hören, Reg.«
    »Was genau machen Sie in ›Boys Town‹?«, wollte Decker wissen.
    »Nicht viel. Die meisten Ausreißer sind in einem beklagenswerten gesundheitlichen Zustand. Drogenmissbrauch, sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt, Unterernährung und pubertäre Hormonprobleme haben ihre Spuren hinterlassen. Ich verbinde hauptsächlich Wunden, verabreiche Medikamente für deutlich erkennbare Infektionskrankheiten und gebe gute Ratschläge. Ich erzähle ihnen, es gäbe ein besseres Leben, eine andere Existenz dort draußen, rate ihnen vorsichtiger zu sein. Der Erfolg ist derselbe, als würde mir jemand empfehlen, heterosexuell zu werden. Ins eine Ohr rein, aus dem anderen wieder raus. C’est la vie. Du kannst die Welt nicht retten. Da wir gerade beim Thema sind. Wie geht es deinem Mann, Elizabeth?« Er wandte sich an Decker. »Haben Sie Drew schon kennen gelernt?«
    Liz starrte Decameron wütend an. »Gott sei Dank redest du wieder normal. Einen Moment lang hätte ich dich fast gemocht.«
    »Wo ist denn das kleine Hündchen?«
    »Reggie lass den Quatsch!«
    »Was ist mit Myron Berger, Lieutenant?«, fragte Decameron. »Haben Sie schon den letzten von Azors drei Musketieren kennen gelernt?«
    »Heute Morgen, ja.«
    »Wahrscheinlich hat er gleich von meinem Krach mit Azor angefangen.«
    »Ich habe davon angefangen, Reg«, sagte Liz.
    Decamerons Augen wurden groß. »Auch du, Judas?«
    »Du bringst da ein paar Zitate durcheinander.« Liz holte Luft. »Das heißt, eigentlich hat mich die Polizei darauf angesprochen. Sie haben mir gesagt, du hättest ihnen davon erzählt.«
    »Das habe ich auch, um Myron zuvorzukommen.« Zu Decker gewandt fuhr er fort: »Und was hat Dr. Berger Ihnen erzählt? Dass mir vor Wut der Rauch aus den Nüstern quoll, weil Azor mich öffentlich zusammengeschissen hatte?«
    »Eigentlich hat er sich ganz gemäßigt ausgedrückt«, erwiderte Decker.
    »Das ist keine Mäßigung, Lieutenant. Das ist die Angst, einen Standpunkt beziehen zu müssen. Aber nehmen Sie mich nicht beim Wort, was Myron betrifft. Hören Sie sich um. Ah, das Wort Gottes ist im Anmarsch, und in einer so hübschen Verpackung!« Decameron hielt kurz inne, dann streckte er die Hand aus. »Hallo, Pater Bram. Wie geht es Ihrer Mutter? Ich würde sie das gern selbst fragen, aber sie mag mich nicht.«
    Bram schüttelte Decamerons Hand. »Sie hält sich. Danke der Nachfrage. Wie geht’s in der Klinik?«
    »Myron leistet hervorragende Arbeit. Er beruhigt die Patienten«, antwortete Liz. »Aber Ihr Vater wird sehr vermisst. Mir jedenfalls fehlt er sehr.« Sie tupfte sich die Augen mit einem Taschentuch, ergriff Brams Hand. »Sie haben eine wunderbare Ansprache gehalten.«
    »Da blieb kein Auge trocken im Saal, Padre«, bemerkte Decameron. »Sie sind ein beachtlicher Rhetoriker. Vielleicht komme ich mal zu Ihnen in die Sonntagsmesse.«
    »Sie sind jederzeit willkommen.«
    »Ist er nicht wunderbar!«, seufzte

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