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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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intensive sieben Tage, gefolgt von dreißig weniger strengen Trauertagen. Kinder, die um Eltern trauern, trauern elf Monate und beten das Kaddisch im Minjan, also mit mindestens zehn anderen Gläubigen in der Synagoge.
    Bram sagte: »Schade, dass wir in unseren Gedenkgottesdienst das Kaddisch nicht haben mit einbeziehen können. Das hätte ich mir sehr gewünscht. Es ist ein wunderbares Gebet.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Priester auch die jüdische Liturgie studieren.«
    »Im Allgemeinen wird diese nur oberflächlich behandelt.«
    Decker fing den Blick des Priesters auf. »Vermutlich haben Sie es bei der Schiwe eines alten Freundes kennen gelernt.«
    »Vermutlich.« Bram räusperte sich. »Vom Erhabenen zum Trivialen … Gehen wir und suchen wir Grease Pit.«
    Der Mann brachte gut dreihundert Pfund auf die Waage, schob einen beachtlichen Bauch vor sich her und hatte ein Gesicht so groß wie ein Kürbis. Gebräunte, grobporige Haut und ein pechschwarzer Schnurrbart rundeten das Bild ab. Sein glattes, schwarzes Haar reichte bis zur Hälfte des Rückens. Außerdem war er fast so groß wie Decker. Er trug ein zu kurzes schwarzes Hemd und zu enge schwarze Jeans. Über dem Hosenbund wölbte sich der haarige Bauch. An den Füßen hatte er ausgetretene Motorradstiefel. In der Hand hielt er eine mit Nieten verzierte Lederjacke. Er drückte kräftig Deckers Hand.
    »Manny Sanchez, Lieutenant. Nennen Sie mich Grease Pit. Oder einfach Manny. Ist mir egal. Gut Sie zu sehen, verdammt gut. Ich will Ihnen gleich von vornherein was sagen, gleich von vornherein, verstehen Sie?«
    »Ich verstehe Sie.«
    »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen«, warf Bram ein. »Ich muss mich um die anderen Gäste kümmern.«
    »Is doch klar, Pater.« Sanchez packte die Hand des Priesters und schüttelte sie heftig. »Kümmern Sie sich um Ihre Familie, um Ihre Mutter. Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Ja. Danke, dass Sie gekommen sind und für Ihren … Beistand.«
    »Für Granddaddy hätte ich alles getan. Er war ein Wahnsinnstyp, Ihr Daddy. Jetzt gehen Sie, und kümmern Sie sich um Ihre Mama. Denn dafür ist die Familie da. Sie wissen schon? Kümmern Sie sich um Ihre Mutter.«
    »Hundertprozentig.« Bram entzog ihm seine Hand. »Lieutenant.«
    »Pater.«
    Nachdem Bram gegangen war, zog Sanchez mit den Ellbogen die Hose hoch und sagte: »Ein Pfundskerl, dieser Pater Bram. Granddaddy hat ihn geliebt, das kann ich Ihnen sagen. Hat seinen Jungen geliebt, seine Kinder geliebt. Aber gut, dass er gegangen ist. Was ich zu sagen habe, ist nicht für Gottes Ohren bestimmt, Sie wissen schon?«
    »Nein. Erklären Sie’s mir.«
    Sanchez stieß seinen Zeigefinger in die Luft. »Weil ich jetzt mit Ihnen rede. Von Mann zu Mann. Sie wissen schon? Von Mann zu Mann, nicht von Tussie zu Tussie. Und ich sage Ihnen eines: Das Arschloch, das Granddaddy das angetan hat, sollte man an den Eiern aufhängen, Sie wissen schon …«
    »Ja, ich weiß, Mr. Sanchez. Aber so funktioniert das nach amerikanischem Recht und Gesetz nicht.«
    »Scheiß auf amerikanisches Recht.« Sanchez merkte, dass er zu laut redete. »Scheiß auf amerikanisches Recht«, wiederholte er gedämpfter. »Ich meine … nicht dass ich drauf scheiße, sondern: ›Scheiß drauf.‹ Sie haben eben einen Job zu erledigen. Das kann ich begreifen. Und ich will Ihnen nicht ans Bein pinkeln, weil …«
    »Da tun Sie gut dran, Sir.«
    »Aber manchmal funktioniert’s nicht, wie es soll. Sie wissen schon.« Erneut fuhr sein Finger durch die Luft. »Also, ich will damit nicht sagen, dass ich das Gesetz brechen will oder so …«
    »Daran tun Sie ebenfalls gut. Denn wenn Sie das Gesetz brechen, kriegen Sie ernste Schwierigkeiten.«
    »Ich sag nur, wenn Sie’s nicht schaffen, dann schaff ich es. Jetzt von Mann zu Mann gesprochen, Sie wissen schon? Sie erledigen das. Oder ich erledige das.«
    »Mr. Sanchez«, begann Decker, »haben Sie eine Idee, wer es gewesen sein könnte?«
    »Ein Arschloch.« Sanchez zupfte an seinem Hosenbund. »Ein Blödmann. Ein pathologischer Aufschlitzer. Kurz gesagt, ein Arschloch. Vermutlich einer von diesen brutalen Rowdys. Diesen Gewalt-Verherrlichern. Haben Sie diese Gangs mal unter die Lupe genommen?«
    »Wir nehmen momentan alles unter die Lupe.«
    »Das ist gut. He, Sidewinder!«, schrie Sanchez quer durch den Raum. »Sidewinder, komm mal her!«
    Sidewinder war nur unwesentlich kleiner als Sanchez, hatte weniger Bauch, aber dafür mehr Hintern. Das Auffälligste an seinem

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