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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ihr besser. Zumindest weint sie jetzt. Das ist schon ein Fortschritt.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Diese Abwechslungen tun ihr gut.«
    »Welche Abwechslungen?«
    »Menschen, Besuch, den man bewirten muss. Da ist sie beschäftigt. Als wir noch klein waren, war sie sehr in der Kirche engagiert. Als Dr. Sparks’ Frau hatte sie einigen Einfluss. Sie hat ihre Stellung in der Gemeinde genutzt, um andere Menschen zu motivieren. Hat Geld mit Backwettbewerben und Flohmärkten gesammelt. Sie hat viel Zeit damit verbracht, Kranke zu besuchen, denen Trost zu spenden, die einen lieben Menschen verloren hatten. Ich habe ihre selbstlose Barmherzigkeit immer bewundert. Sie hört das gar nicht gern, weil sie Katholiken nicht mag, aber wer und was ich bin, habe ich ihr zu verdanken.«
    »Warum mag sie keine Katholiken?«
    Bram lächelte. »Sie hält uns für einen Haufen affiger, verwöhnter Götzenverehrer mit geradezu heidnischem Hang zum Zeremoniell. Und verglichen mit dem kargen Gottesdienst der fundamentalistischen Protestanten, mit dem ich groß geworden bin, hat sie gar nicht mal Unrecht. Ich finde den katholischen Gottesdienstritus sehr schön. Sie findet ihn eitles Theater. Und natürlich erkennen Protestanten den Papst nicht als oberste christliche Institution in Glaubensfragen an.«
    Rina lachte leise.
    »Was ist?«
    »Ich habe nie über Meinungsverschiedenheiten unter Christen nachgedacht.«
    »Nein? Ich muss zu unserer Schande gestehen, dass wir ein reichlich zerstrittener Haufen sind. Nimm zum Beispiel die Reformation. Martin Luther hat Nonnen verführt … und eine sogar geheiratet.«
    »Dieser Schlingel.«
    »Und sieh dir das Judentum an, Rina. Denk an die orthodoxen jüdischen Sekten. Hast du mir nicht immer erzählt, wie sehr die Satmar Chassiden die Lubawitscher Chassiden hassen, die sich mit den Misnagdim, den erklärten Gegnern der Chassiden, bekriegt haben …«
    »Du hast ein gutes Gedächtnis.«
    »Für einige Dinge schon.« Brams Miene wurde undurchsichtig, beinahe abweisend. »Das ist lange her. Und noch heute erinnere ich mich lebhaft an jede Einzelheit der Diskussion. Komisch, wie das Gedächtnis funktioniert.«
    Rina biss sich auf die Unterlippe. »Peter möchte, dass ich mit dir nicht mehr rede, bis der Fall gelöst ist. Du verstehst sicher seine Situation.«
    Bram seufzte. »Leider … ja. Und er hat Recht. Außerdem haben wir jetzt beide unser Leben, ganz unterschiedliche Leben, und dabei sollten wir es belassen.«
    Rina nickte. »So traurig der Anlass, so quälend das alles ist, war es doch schön, dich wieder zu sehen, Abram. Möge Gott eine Quelle des Trostes für dich und deine Familie sein. Möge er mit seinem ewigen Licht deinen Weg erhellen. Ich wünsche dir und deiner Familie nur das Beste.«
    Bram sah sie mit feuchten Augen liebevoll an. »Danke, dass du gekommen bist, Rina Miriam. Du weißt, du hast immer einen besonderen Platz in meinem Herzen.«
    »Dieses Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.« Rina rieb sich die Arme. »Ich gehe jetzt. Könntest du Peter bitte sagen, dass ich ein Taxi zur Talmud-Hochschule nehme?«
    »Natürlich.« Bram steckte die Hände in die Taschen und lehnte sich gegen die Wand. »Pass gut auf dich auf, Mrs. Decker. Ich würde dich gern umarmen. Aber man hat mir mal gesagt, dass sich die Leute so schnell das Maul zerreißen.«
    »Wie wahr.« Rina lächelte. »Außerdem, Pater, gibt es gewisse Regeln der Schicklichkeit.«
    »So ist es.« Bram musterte sie liebevoll. »Betrachte dich trotzdem als umarmt.«
    »Dito.« Rina wandte sich ab und ging.

15
    »Das hier ist Lieutenant Decker, Liz«, sagte Decameron. »Er leitet die Ermittlungen im Mordfall Azor Sparks. Darf ich vorstellen, Lieutenant – Dr. Elizabeth Fulton.«
    Decker schüttelte ihr die Hand, fühlte ihre langen, schmalen Finger. Ihr Kindergesicht, fast feenhaft mit den großen braunen Augen, wirkte ernst. Sie hatte rostbraunes, krauses Haar und trug ein schickes, schwarzes Wollkostüm. Der kurze Rock zeigte lange, wohlgeformte Beine.
    »Haben Sie schon was herausbekommen? Oder ist es noch zu früh?«, begann Liz.
    »Liebste Liz, sogar Sherlock brauchte ein paar Donnerstage, bevor er einen Mörder aus dem Hut zaubern konnte«, fiel Decameron ein.
    »Sagt man nicht, die meisten Morde seien innerhalb der ersten achtundvierzig Stunden aufgeklärt?«, fragte Liz.
    »In diesem Fall bleiben dem Lieutenant noch immer dreißig Stunden«, stellte Decameron fest. »Kein rauchender Colt in Sicht,

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