Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
gelaufen sind«, meinte Jacob. »Außerdem liegt das innerhalb des Eruv. Das heißt, wir können richtig Sabbat feiern. Und Hannah im Kinderwagen schieben. Das wird ihr gefallen. Die Synagoge hat einen Kinderspielplatz, da kann sie hin. Sie ist jedesmal traurig, wenn wir allein zur Schul gehen.«
»Ja, Jacob, ich weiß«, sagte Decker.
»Ich will dich nicht drängen, Dad«, versicherte Jacob rasch. »Laß dir Zeit.«
Decker hob die Augenbrauen. »Was ist mit dem Haus?«
»Es ist winzig. Was zum Ausbauen.«
»Eigentlich eher zum Neubauen«, lachte Sam.
»Man kann was draus machen«, meinte Rina. »Aber klein ist es wirklich. Zwei Schlafzimmer …«
»Wir haben drei Kinder, Rina«, sagte Decker.
»Und ein kleines Arbeitszimmer. Das können sich die Jungs teilen, bis wir ein oder zwei Zimmer angebaut haben.«
»Du meinst, bis ich ein oder zwei Zimmer angebaut hab …«
»Und auch ein oder zwei Badezimmer«, sagte Sammy. »Es gibt nämlich nur eins.«
»Für fünf Leute«, sagte Decker. »Na prima.«
»Wir können uns ja solange ein Bauarbeiterklo in den Hof stellen«, sagte Rina.
»Jetzt machst du Witze, stimmt’s?« sagte Decker.
Sie schlug ihm auf die gesunde Schulter. »Na klar mach ich Witze.«
»Aber eigentlich ist die Idee gar nicht schlecht«, meinte Sam. »Und da wir schon dabei sind: Im Sommer können wir im Garten zelten. Das Haus hat nämlich auch keine Klimaanlage.«
Decker stöhnte.
»Ich dachte, du liebst Camping«, sagte Rina.
»Das Grundstück ist toll, Dad«, sprudelte Jacob hervor. »Viele große Bäume. Sehr schattig im Sommer.«
»Junge, du machst aber Druck!« sagte Rina.
Jacob wurde rot. »Ich sehe es nur von der positiven Seite.«
Sie küßte ihn auf die Stirn. »So ist’s richtig«, sagte sie. »Dann bist du immer glücklich.«
Sammy kam seinem Bruder zu Hilfe. »Das Grundstück ist wirklich sagenhaft.«
»Das, was wir jetzt haben, ist dreimal so groß«, sagte Decker.
»Schon«, erwiderte Sammy. »Aber du mußt mal sehen, was da alles wächst. Das hier ist fast kahl.«
»Wir haben einen Obstgarten«, verteidigte sich Decker.
»Dad, auf dem neuen stehen drei oder vier riesige Avocadobäume …«
»Und Orangenbäume«, ergänzte Jacob. »Ganz große.«
»Valencia-Orangen«, erklärte Rina. »Die werden nicht mehr gepflanzt, weil sie so riesig werden. Müssen dreißig oder vierzig Jahre alt sein. Es gibt auch Zitronen-, Limonen- und Pampelmusenbäume. Und Eukalyptus – ein herrlicher Duft!«
»Was soll das kosten?«
»175000.«
»Viel zu billig.«
»Eigentlich ist das der Grundstückspreis.«
»Kann man in dem Haus wohnen?«
»So oft, wie du zu Hause bist, wirst du es auch dort aushalten«, sagte Rina.
»Sehr witzig!« Decker funkelte sie an. »Hast du ein Exposé von dem Haus?«
»Nein. Es kommt direkt vom Eigentümer. Auch ein Grund, warum es so billig ist.«
»Das klingt nicht nach einem Haus, eher nach einem Bauplatz«, sagte Decker.
Rina zuckte die Schultern. »Dann hat dein Vater wenigstens was zu tun, wenn uns deine Eltern zu Thanksgiving besuchen. Er bastelt und baut doch so gern.«
»Ich soll in eine Hütte ziehen, um meinem Vater einen Lebensinhalt zu geben?«
»Um dir einen Lebensinhalt zu geben«, murmelte Rina.
»Das hab ich gehört!« fuhr Decker auf.
»Solltest du auch«, sagte Rina.
Beide verstummten.
Sammy räusperte sich. »He, Yonkie, wollen wir noch ein bißchen lernen?«
»Was?«
Sammy wies mit dem Kopf auf die Eltern und zog Jacob vom Stuhl hoch. »Komm schon.«
»Oh«, sagte Jacob. »Ich hab’s geschnallt.«
Sie gingen in die Küche. Decker sprach mit gedämpfter Stimme, aber er war eingeschnappt. »Ich hab sie satt, deine Rüffeleien! Ich tu wirklich, was ich kann!«
Rina nahm seine Hand. »Ich mach mir Sorgen um dich.«
»Danke, mir geht’s gut. Und es würde mir noch viel besser gehen, wenn du nicht immer wütend auf mich wärst wegen der Überstunden.«
»Ich bin nicht wütend auf dich …«
»Dann müßte ich mich sehr täuschen. Denkst du etwa, mir macht das Spaß, jeden Abend so spät zu kommen, das Essen zu versäumen, nichts von Hannah mitzukriegen? Wir haben Hunderte Fälle zu bearbeiten, Rina.«
»Ich weiß …«
»Und jeden Tag kommen neue dazu.« Decker zählte an den Fingern ab: »Ständig kommen Anrufe, ständig diese Sitzungen, dann die Berichte, die Termine, die vielen Leute mit ihren Problemen. Ganz zu schweigen von meinen eigenen Leuten. Meine halbe Zeit geht damit drauf, sie bei Laune zu halten.
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