Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
soll zu Protokoll geben, daß sie gelogen hat. Ich will eindeutig entlastet werden.«
»Decker!«
»Rufen Sie ihre Anwälte an und sagen Sie, daß ich die Klage fallen lasse, wenn sie ihre Lüge zugibt. Im Unterschied zu ihr hab ich nämlich Zeugen …«
Strapp unterbrach ihn. »Pete, hören Sie zu. Jeanine wird niemals zugeben, daß sie gelogen hat. Stimmt, das ist unfair. Aber sehen Sie’s mal von der positiven Seite: Sie haben die einmalige Chance, diesen Klotz am Bein loszuwerden. Seien Sie kein Idiot.«
»Kommt nicht in Frage.«
Strapp warf sich im Stuhl zurück und sah zur Decke. »Würde es Ihnen helfen, wenn ich den Befehl dazu erteile?«
»Sie können mir meine Rechte nicht beschneiden.«
Der Captain schaute ihn bohrend an. »Vielleicht sollten Sie erst mit Rina sprechen, bevor Sie so pauschale Entscheidungen treffen.«
»Ich werde beschuldigt, nicht sie.«
Doch Strapp spürte, daß er bereits gewonnen hatte. Niemals würde Decker mutwillig einen Prozeß riskieren, sich zum Gespött machen, Rina und die Kinder der Blamage aussetzen. Sich in die Enge treiben lassen wie ein Zirkuslöwe, wutknirschend und ohnmächtig um sich schlagen, während die Teufelin mit der Peitsche knallt …
»Sagen Sie den Anwälten, ich denke drüber nach«, lenkte Decker leise ein.
Strapp räusperte sich. »Peter, wir wissen beide, daß Jeanine unberechenbar ist. Heute bietet sie Ihnen diesen Deal an. Morgen hat sie ihre Meinung vielleicht schon geändert. Wenn ich jetzt anrufe, haben ihre Anwälte morgen früh die Papiere fertig. Ich lasse sie von der Rechtsabteilung prüfen, und morgen mittag liegt die Sache unterschriftsreif auf Ihrem Schreibtisch. Wenn Sie von der Mittagspause zurückkommen, sind Sie den ganzen Schlamassel los. Was sagen Sie dazu?«
»Ich besprecht mit Rina.«
Strapp drängte nicht weiter. »Ich rufe die Anwälte trotzdem an. Sie können es sich immer noch anders überlegen. Seien Sie morgen früh um acht hier in meinem Büro.«
Decker gab sich einen Ruck. »Okay.«
»Ich glaube übrigens auch, daß die Sache stinkt.«
»Ist noch was?«
»Ja.« Strapp blickte an ihm vorbei. »Sie will was wiedergutmachen … Jeanine, meine ich.«
»O Gott.«
»Nicht unbedingt bei Ihnen, aber beim LAPD. Haben Sie von dem Rollstuhl-Tennisturnier gehört?«
»Ja.«
»Angeblich war das Ihre Idee.«
»Sprechen Sie weiter.«
»Jedenfalls … Wie Sie sicher in der Zeitung gelesen haben, gehen die Einnahmen an die Hinterbliebenen des Anschlags vom Estelle …«
»Das hieße den Bock zum Gärtner machen.«
»Decker! Nicht alle, die dort saßen, waren reich.«
»Während andere über Nacht zu Millionären wurden.«
»Hat Ihre Mrs. Wetzel nicht den Mann verloren?« unterbrach ihn Strapp. »Und hat sie keine Kinder?«
»Ja, sie hat ihren Mann verloren, ja, sie hat Kinder!« Decker wurde immer gereizter. »Was soll das jetzt? Wird Jeanine heiliggesprochen?«
»Nein. Aber das Turnier dient einem guten Zweck.« Strapp wurde schwärmerisch. »Sie hat wirklich einen Volltreffer gelandet, Rabbi. Einen Tausender für die Logenplätze. Gehen weg wie warme Semmeln, weil sich Tennisstars angekündigt haben.
Also steigen auch die Medien groß ein. Prima PR. Der Bürgermeister hat eine Loge gebucht, der Gouverneur auch.« Strapp tippte sich auf die Brust. »Mir persönlich sind solche Veranstaltungen natürlich egal. Aber ich muß meine Pflicht tun.«
Wieder spürte Decker die Wut in sich hochschießen. Er wußte nur zu genau, was jetzt kam.
»Jeanine hat eine Loge für uns reserviert«, sagte Strapp. »Für die Polizei. Sie vermutet ganz richtig, daß auch wir diese Hilfsaktion unterstützen wollen. Als Captain der Polizei ist es daher meine Pflicht, anwesend zu sein.«
Decker starrte ihn an, sein Kopf dröhnte, sein Herz hämmerte. Ganz leise sagte er: »Jeanine Garrison schlägt mir ins Gesicht, und Sie treten mir in ihrer Gegenwart in die Eier.«
»Decker …«
»Nur aus Respekt vor Ihrer Autorität schweige ich und wehre mich nicht. Sie sagen, ich soll mich mit ihren Anwälten einigen, also einige ich mich mit ihren Anwälten. Und das vergelten Sie mir damit, daß Sie diesem Weibsstück die Ehre erweisen …«
»Ich gehe doch nicht ihretwegen, verdammt noch mal!« Strapp schlug auf den Tisch. »Wenn Sie nur mal für eine Sekunde von Ihrem hohen Roß runterkommen würden, würden Sie meine Lage verstehen. Ich muß einfach dort sein!«
»Nein, müssen Sie nicht.«
»Decker, was soll ich den Angehörigen der
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