Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
Carey ist gefährlich. Das hier bleibt strikt unter uns.«
»Wie du willst, Cindy. Darf ich dich noch Cindy nennen?«
Sie unterdrückte ein Lächeln. »Was kauft Sean bei ihm?«
»So ziemlich alles, nehme ich an. Uppers, Downers, Koks, Rohypnol, Schnee …«
»Sean kauft Heroin bei ihm?« unterbrach ihn Cindy.
»Ich nehm’s an.«
»Aber sicher bist du nicht.«
»Ich weiß nur, daß er das Zeug ab und zu raucht. Wo soll er’s sonst herkriegen? Malcolm versorgt doch die ganze Schule.«
»Und woher weißt du, daß Sean Heroin nimmt?«
»Das weiß doch jeder. Er gibt damit an. Der Typ hat ’ne große Klappe.«
Cindy wartete. »Womit prahlt er noch so?«
»Mit allem. Was für Drogen er nimmt, welche Mädchen er vögelt …«
»Spricht er auch über die …« Cindy schluckte, »über die ältere Frau, mit der er …«
»Du meinst Jeanine Garrison?« Er nickte. »Und ob. Und ständig sagt er allen, sie sollen es nicht weitersagen. Inzwischen weiß jeder, daß er sie-vögelt. Zumindest behauptet er das.«
Cindy nickte. »Erzähl mir mehr von den beiden. Von Sean und Jeanine.«
Er zögerte. »Meinst du die ganzen Gerüchte?«
Cindy schlug das Herz bis zum Hals. »Ja, genau die. Was ist da dran?«
»Wer soll das wissen? Mein Gott, du scheinst ja wirklich alles zu wissen!«
»Ich hab meine Quellen«, log Cindy. »Aber im Moment rede ich mit dir. Also was sind das für Gerüchte?«
»Ich glaube, die gibt’s, weil Sean sich in letzter Zeit so seltsam benimmt. Besonders seit dem Massaker im Estelle. Du weißt über die Eltern von Jeanine Garrison Bescheid?«
»Im Estelle erschossen. Sprich weiter.«
»Okay. Und daß Jeanines Bruder an ’ner Überdosis verreckt ist, weißt du das auch?«
»David Garrison. Wurde tot in seinem Apartment aufgefunden. Weiter.«
Joachim sah sie bedeutungsvoll an. »Erst verliert diese Frau ihre Eltern. Da hat sich noch keiner was dabei gedacht. Wir haben alle geglaubt, da hat ein Irrer ein Zielschießen veranstaltet. Aber als es auch noch ihren Bruder erwischte …«Joachim knetete seine Finger. »Sie hat von ihren Eltern ’ne Menge Kohle geerbt. Und Sean sagte, sie hätte keine Lust, das Geld mit dem Bruder zu teilen, weil der ein Junkie ist.«
Cindy nickte. »Weiter.«
Joachim seufzte. »Dann kam das Gerücht auf, Sean hätte Malcolm Carey dafür bezahlt, daß er David Garrison den goldenen Schuß setzt. Es sollte aussehen wie ein Unfall.«
»Sean hat Malcolm angeheuert, um David Garrison zu erledigen?«
»So wurde gemunkelt. Und alle wissen, daß Mal durchgeknallt genug ist, um so was zu tun.« Er zögerte. »Aber wahrscheinlich ist das leeres Gerede. Wenn solche Sachen erst mal die Runde machen, werden sie aufgebauscht bis zum Gehtnichtmehr. Und am Ende steht Sean als der ganz große Bösewicht da.«
Cindy setzte sich aufs Bett. »Joachim, es ist von allergrößter Wichtigkeit, daß du unser Gespräch für dich behältst. Zu niemandem ein Wort. Im Interesse deiner eigenen Sicherheit.«
Joachim starrte sie an. »Du bist nicht von der Schule, stimmt’s? Du kommst vom Drogendezernat.«
Cindy antwortete nicht. Statt dessen sagte sie: »Und jetzt möchte ich, daß du alles, was du über Sean Amos und Jeanine Garrison und Malcolm Carey gesagt hast, wiederholst.«
»Vor dir?«
»Nein, vor Lieutenant Decker.«
»Und wann?«
»Jetzt.«
»Jetzt?«
»Ja, jetzt.«
Joachim blickte sie an. »Er ist dein Boß, stimmt’s?«
Endlich einmal mußte sie nicht lügen. »Ja, Joachim. Er ist mein Boß.«
33
Decker saß in Pyjama und Bademantel am Eßtisch und las die Zeitung. Es war ein Uhr nachts. Wozu machte er sich überhaupt die Mühe? Viel Erfreuliches stand sowieso nicht drin. Er schlürfte seinen dünnen Kaffee und hoffte, daß die Albträume verfliegen würden. Eigentlich konnte er sich nicht beklagen. Das Massaker im Estelle lag erst sechs Wochen zurück, und meistens kam er leidlich gut durch die Nacht.
Er hörte eine Tür klappen und drehte sich um. Sammy blieb wie angewurzelt stehen, als er ihn sah, und lächelte verlegen. »Hallo!«
»Hallo!« Decker legte die Zeitung weg. »Kannst du nicht schlafen?«
Sammy zuckte die Schultern. »Ich wollte mir was zu trinken holen.«
»Bedrückt dich was?«
»Nein, alles in Ordnung.« Sam rieb sich die Hände. »Bist du immer so spät auf?«
»Manchmal. Ich hab’s gern, wenn alles still ist.«
»Na dann … Hat keiner angerufen in der letzten halben Stunde?«
Decker blickte seinen Sohn forschend an. »Wer sollte denn
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