Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
aufs Bett.
Cindy wollte nach der Tasche greifen, hielt sich aber zurück.
»Wenn du so auf Waffen stehst, kann ich dir ein paar richtige zeigen«, sagte Joachim.
Er nahm ein Filmplakat ab. Dahinter war ein Safe. Ein paar flinke Griffe am Zahlenschloß, und die Tür sprang auf. Er zog einen Revolver heraus. »Wenn du dich wirklich schützen willst, brauchst du so was. Weißt du, was das ist?«
»Eine Smith and Wesson, Kaliber 38, Saturday Night Special, kurzer Lauf, schnell zu laden, leicht zu verstauen.«
»Ich bin beeindruckt.«
»Steck sie weg, Joachim.«
»Meine Eltern …« Er räusperte sich und starrte auf den Revolver in seiner Hand. »Wie gesagt, die sind ziemlich durchgeknallt. Keine Rassisten, aber sie pflegen eine gewisse … Pioniermentalität. So nach dem Motto: Jeder kämpft für sich allein. Und was sie ganz toll finden, ist Survival-Training. Ich hab so manchen Sommer in kahlen Gebirgsgegenden verbracht, bei irrsinniger Hitze, mußte überfahrene Tiere essen und mit zerstochenen Händen Wasser aus den Kakteen pressen.«
»Das ist ja furchtbar.«
»Ja, es war echt übel. Trotzdem waren die Sommer immer noch besser als die Winter in den Rockys. Wenn meine Freunde Skiferien machten, mußte ich bei dreißig Grad minus im Schnee zelten. Klar, wir hatten kleine Öfchen, damit wir keine Frostbeulen kriegten. Aber die Dinger wärmten nicht. Es war so kalt, daß ich nicht mal die Kälte spürte …« Sein Gesicht war ohne Ausdruck. »Keine Ahnung, was das sollte. Hat mich irgendwie hart gemacht. Und ein guter Schütze bin ich geworden, das ist mal klar.« Joachim starrte auf den Revolver. »Eins muß man diesen Dingern lassen. Die klemmen nie.« Er legte den Revolver in den Safe zurück und holte eine andere Waffe heraus. »Ganz im Gegensatz zu dieser. Ich wette, die kennst du auch.«
»Eine Beretta Halbautomatic, elf Schuß.«
Sein Blick bohrte sich in ihre Augen. »Wird gern von Cops benutzt. Von Leuten wie Peter Decker.«
Der Name traf Cindy wie ein Schlag in den Magen. Sie sagte nichts.
»Wahrscheinlich wunderst du dich, wie ich daraufkomme.«
»Ich bin gespannt.«
»Das Telefon ist an unser Computernetz angeschlossen, und ich kann mir sofort die gewählten Nummern anzeigen lassen. Als du angerufen hast, hab ich im Nummernverzeichnis nachgesehen. Ich nehme an, du weißt, was das ist.«
»Wie bist du denn da rangekommen?«
»Survival-Spezialisten haben ihre Methoden.« Joachim behielt sie im Blick. »Natürlich stand dort nur der Name. Peter Decker. Kein Beruf. Aber ich lese Zeitung, Cindy. Massenmorde kommen hier nicht alle Tage vor. Lieutenant Decker. Die Zeitungen waren voll davon. Ich bin Scrabble-Champion. Ich merke mir Wörter. Sogar Eigennamen. Geht bei mir ganz automatisch.«
Cindys Blick wanderte zu ihrer Handtasche. Joachim bemerkte es. »Nimm sie nur, die Tasche. Zück deine Pistole. Ich hindere dich nicht.«
»Du hast die Beretta in der Hand. Das hält mich zurück.«
Joachim legte die Waffe in den Safe und blickte Cindy bohrend an. »Du warst von Anfang an hinter mir her. Gleich als du mich angeguckt hast, wußte ich, daß was im Busch ist. Weil mich Mädchen nie so angucken. Schon gar keine, die älter sind … und gut aussehende College-Absolventinnen erst recht nicht. Du denkst vielleicht, du warst clever, aber das warst du nicht. Ich hab dich nur machen lassen, weil ich dachte, im Zweifel für den Angeklagten. Und weil es schön war, mit dir zu reden …«
»Joachim …«
»Spar’s dir, okay?«
Cindy verstummte.
»Du benutzt eine weiche Lederhandtasche und hängst sie über die Schulter. Man sieht nicht, was drin ist, aber man sieht, daß es irgendwas Schweres und Kantiges sein muß. Dann der Anruf bei Lieutenant Decker. Da wußte ich, daß es eine Pistole war.« Er setzte sich aufs Bett und verdrehte die Augen. »Du bist ein Cop. Das ist ja wohl klar. Ich kapiere nur nicht, warum du mir nachschnüffelst. Das kann keine normale Ermittlung sein, weil ich nichts ausgefressen habe.« Er starrte sie an. »Vielleicht arbeitest du schwarz. Hat Krieg dich geschickt? Zahlt der dich etwa dafür, daß du das machst?«
Cindy wippte mit dem Fuß, spielte auf Zeit. Sie mußte sich was einfallen lassen. »Wofür soll er mich bezahlen, Joachim?«
»Dafür, daß du mich quälst! Weil ich seine Abschlußarbeit nicht schreiben will. Dieser Idiot begreift nicht, daß solche Sachen kontrolliert werden. Soll ich mir etwa meine Zukunft versauen, bloß damit dieses Arschloch in Harvard
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