Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
studieren kann?«
Laß dir endlich was einfallen! beschwor sie sich. »Aber für andere hast du es doch gemacht«, sagte sie aufs Geratewohl.
»Das ist eine fette Lüge!« Joachim wurde dunkelrot. »Wer hat das behauptet? Wo hast du das her? Ich hab nie irgendwelche Prüfungsarbeiten für andere gemacht. Denkst du, ich bin verrückt?«
Endlich ging ihr ein Licht auf. Manchmal lohnt es sich, ein bißchen schlauer zu sein, hatte er gesagt. Seine kleine Goldgrube. Sam hatte ihr erzählt, daß er von Sean Amos einen Umschlag bekommen hatte. »Und wie steht’s mit Sean Amos? Seine Abschlußarbeit hast du geschrieben …«
»Niemals!«
»Aber jede Menge Aufsätze«, sagte sie scharf. »Für ihn und Krieg und all die anderen. Wir wissen Bescheid, Joachim. Es hat keinen Zweck zu leugnen.«
Joachim wurde aschfahl. »Wer ist … wir?« flüsterte er.
Cindy ballte die Fäuste und fixierte ihn streng. »Joachim, ich bin von deiner Schule beauftragt worden, Betrügereien aufzudecken.«
»O Gott«, stöhnte er.
»Ich soll den Dingen auf den Grund gehen. An der Schule gibt’s einen regelrechten Schwarzmarkt …«
»Mir ist schlecht!« Er rannte ins Badezimmer.
Cindy hatte Magensausen wie im Riesenrad. Jetzt war klar, wie er sich die reichen Mitschüler vom Hals hielt und dabei noch eine hübsche Stange Geld verdiente. Geld für Nachhilfeunterricht, für die Hausaufgaben, für Jahresarbeiten und Aufsätze. Die Frage war nur: Machte er auch schlimmere Sachen für Geld? Cindy war nicht bereit, ihn als gänzlich unschuldig abzuschreiben. Noch nicht.
Kurz daraufkam er zurück, grün im Gesicht, mit triefender Nase. »Tut mir leid.« Er lächelte hilflos. »Keine starke Leistung für einen Survival-Spezialisten.«
Cindy reichte ihm die Coladose. »Trink!«
»Ich hab keinen Durst.«
»Trink!«
Joachim nahm einen kleinen Schluck. »Macht die Schule eine allgemeine Überprüfung? Oder richtet sich das speziell gegen mich?«
»Ich stelle hier die Fragen.« Cindy versuchte, möglichst professionell zu klingen. »Wenn du aus der Sache rauskommen willst, erwarte ich mehr Kooperation.«
»Ja, klar doch.«
»Dann fangen wir mal an. Erzähl mir von Sean Arnos.«
»Warum denn gerade der?«
»Wie lange schreibst du ihm schon die Arbeiten?«
Seine Stimme wurde zum Flüstern. »Etwa vier Jahre.«
»Vier Jahre?«
»Ja. Für ihn, für Krieg, für Denny, für die alle. Sonst lassen mich diese Arschlöcher doch nicht in Ruhe.«
»Und wofür haben sie dich bezahlt?«
»Hausaufgaben, Aufsätze, Versuchsserien, alles mögliche.« Joachim blickt sie an. »Ja, dafür habe ich Geld verlangt.«
»Wie viel?«
»Je nachdem. Das war Verhandlungssache.«
»Hast du deshalb vor etwa einem Monat auf dem Schulparkplatz mit Sean Amos geredet? Er hat dir einen Umschlag gegeben. Hast du mit ihm einen Preis ausgehandelt?«
»Vor einem Monat?« Joachim schniefte. »Ich hab wirklich keine Ahnung, was ich vor einem Monat gemacht hab.«
»Es war ein Dienstag. Du hast mit Sean geredet … oder er mit dir. Dann bist du losgefahren und hast die Werbezettel für das Scrabble-Turnier im Buchladen abgeworfen.«
»Mann, seid ihr gründlich!« Er stockte. »Für wen genau arbeitest du eigentlich?«
»Beantworte einfach meine Frage«, blaffte sie. »Warum hast du mit Sean Amos gesprochen?«
»Das ist einen Monat her. Ehrlich, ich weiß es nicht. Ich könnte in meinem Terminplaner nachsehen …«
»Na, dann tu’s!«
Joachim nahm ein Lederetui vom Schreibtisch, zog eine Art Taschenrechner heraus und drückte Knöpfe. »Vor einem Monat … ein Dienstag …« Er wartete. »Hier haben wir’s. Ja, das war ein Dreiseitenaufsatz für Englisch. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der englischen und amerikanischen Transzendentalisten. Könnte sein, daß ich mit Sean darüber gesprochen habe … ihm meine Hilfe angeboten habe …«
»Red kein Blech.«
Joachim machte sich steif. »Hör mal, Cynthia Cohen oder wie immer du heißt. Ich schreibe nur den verdammten Aufsatz. Den zeige ich ihm dann. Ist es etwa mein Problem, wenn er seinen Namen druntersetzt?«
»So was nennt man Betrug.«
»Das ist dasselbe, als würde man sich seine Informationen aus dem Lexikon holen.«
»Und das sagst du dann beim Aufnahmegespräch in Yale …«
»Was willst du von mir!« rief Joachim entsetzt. »Bitte! Ich schwöre, daß ich’s nie wieder tu. Bitte, bitte, bitte. Mein ganzes Leben hängt davon ab. Gib mir nur die eine Chance!«
»Was hast du noch so für Amos
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