Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
einknicken«, beharrte Brenda.
»Ich kann leider nicht bleiben.«
»Die Frühstückspause naht wohl?« rief Carol.
»Sei nicht so unhöflich, Carol«, mahnte Tess. »Ihm hab ich zu verdanken, daß ich heute laufen kann.«
Carol verstummte und zog ein finsteres Gesicht.
»Es tut mir sehr leid, daß ich nicht bleiben kann«, erklärte Decker. »Ich treffe mich gern ein andermal mit Ihnen, wann und wo Sie wollen. Geben Sie mir nur kurz Bescheid. Mehr ist nicht nötig.«
»Wir danken Ihnen für das Angebot«, sagte Olaf Anderson.
Schweigen entstand. Decker sagte: »Offen gestanden, ich weiß auch nicht, warum Captain Strapp nicht da ist. Nur Ihretwegen hatte er sich entschlossen zu kommen.«
»Wahrscheinlich waren wir ihm nicht wichtig genug«, stichelte Carol.
»Im Gegenteil.« Decker holte sein Handy heraus, tippte Strapps Privatnummer ein. Er blickte zu Boden, wechselte ein paar Worte, dann schaltete er das Handy ab. »Ich hab mit seiner Frau gesprochen. Er liegt mit Grippe im Bett.«
»Aber klar!« rief Carol.
»Wenn sie sagt, er ist krank, dann ist er wirklich krank. Das können Sie mir glauben«, versicherte Decker.
Carol musterte ihn mißtrauisch. »Warum soll ich Ihnen glauben? Ich will Ihnen nicht glauben!«
»Sie verkrampfen wieder Ihren Arm«, sagte Decker.
Carol ließ den Arm sinken. »Und warum können Sie nicht bleiben?«
»Ich habe etwas Dringendes zu tun. So dringend, daß ich den Captain aus dem Krankenbett holen werde.« Er schüttelte reihum die Hände. »Ich weiß, daß Geld kein Ersatz ist. Aber keiner von Ihnen soll sich finanzielle Sorgen machen müssen. Ich hoffe, daß die Spenden reichlich fließen.«
»Das wäre eine große Hilfe«, sagte Tess. »Übrigens, ich hab den Job bekommen.«
»Wirklich wahr? Wann denn?« fragte Carol.
»Das ist großartig, Tess. Gratuliere!« meinte Olaf.
»Keine Ursache. Es ist nur Telefondienst. Aber besser als nichts. Eine leichte Arbeit. In den ruhigen Zeiten kann ich nebenbei für die Maklerprüfung lernen.« Sie blickte zu Brenda hinüber. »Falls das Angebot noch steht.«
»Natürlich«, sagte Brenda. »Daran ändert sich nichts.« Sie seufzte. »Was ist denn nun mit Detective Oliver?«
»Alles in Ordnung, Ms. Miller. Ich richte ihm Ihre Grüße aus.«
»Tun Sie das. Jetzt muß ich wieder zu Wendy.«
»Grüßen Sie Wendy und Mrs. Skinner von mir.«
»Ich bringe Sie raus«, sagte Carol zu Decker.
»Das ist nicht nötig.«
»Ich weiß. Aber ich mach’s trotzdem.«
Also gingen sie zu zweit, arbeiteten sich schweigend durch das Gedränge der Stars, Fans und Fotografen. Plötzlich, als ginge es mit dem Teufel zu, tauchte Jeanine vor ihnen auf. Sie setzte ihr strahlendes Lächeln auf, als sie Decker mit Carol sah. Ehe die beiden sich’s versahen, hatte Jeanine sich zwischen sie geschoben und sich bei ihnen eingehängt. »Bitte ein Foto!« rief sie.
Eine Nikon blitzte auf.
Decker riß sich los, nahm dem Fotografen die Kamera weg, öffnete die Klappe und zog den Film heraus.
»He, was soll das?« rief der Fotograf.
Decker gab ihm die Kamera zurück, zückte die Brieftasche und drückte dem Mann einen Hundertdollarschein in die Hand. Zu der schockierten Jeanine sagte er: »Wenn Sie mich noch ein einziges Mal anfassen, verklage ich Sie wegen Belästigung. Das hätte ich gleich tun sollen. Und denken Sie daran, daß ich vor Zeugen spreche.«
Er vergaß Carol und stapfte davon. Erst ihre Rufe brachten ihn zum Stehen. Er atmete tief durch und wartete. Sie keuchte, als sie ihn eingeholt hatte.
»Alles in Ordnung?« fragte sie.
Decker zählte bis zehn. »Tut mir leid, daß ich einfach so losgestürmt bin.« Er schüttelte ihr die Hand. »Rufen Sie mich in ein paar Wochen an. Erzählen Sie mir, wie es Ihnen geht. Viel Spaß bei der Veranstaltung.«
Carol hielt seine Hand fest. »Lieutenant, was hatte das eben zu bedeuten?«
»Ist nicht von Wichtigkeit.«
Sie lächelte. Zum ersten Mal an diesem Tag wirkte sie echt. »Sie können diese Frau nicht ausstehen, stimmt’s?«
Decker blieb stumm.
»Anscheinend verbindet uns mehr als nur eine Kugel im Arm. Kommen Sie, Lieutenant! Sie haben mich neugierig gemacht. Was geht da vor?«
»Fragen Sie mich das in zwei Wochen.«
»Mehr haben Sie mir nicht zu bieten?«
»Im Moment kann ich Ihnen nicht mehr verraten.«
»Sie klingen ja, als würden Sie auf Ihr Aussageverweigerungsrecht pochen!«
»Der fünfte Verfassungszusatz. Ein gutes Gesetz.« Decker setzte sich in Bewegung. »Das fünfte Gebot
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