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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Leuten rauszuholen? Sich ins Vertrauen einschleichen, dann zuschlagen?«
    »Ich schlage niemanden, am wenigsten jemanden wie Sie.« Decker las die Nummer von seinem Pager ab. Strapps Büro.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Rhonda. »Sie kommen schon klar mit dem Telefon.«
    »Danke.« Decker tippte die Nummer ein, nach dem fünften Klingeln meldete sich der Captain.
    »Kommen Sie ins Büro. Heute Nachmittag soll eine Gedenkfeier für die Opfer des Anschlags stattfinden. Man erwartet Ihre Teilnahme. Zeigen Sie ein bißchen Gemeinsinn und helfen Sie mir, die Presse im Zaum zu halten.«
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    »Das war ein guter Spruch gestern«, sagte Strapp. »Als Sie den Schauplatz Ihren schlimmsten Albtraum genannt haben. Wenn Sie sich noch so ein paar einfallen lassen könnten … irgendwas, was Betroffenheit demonstriert … das wäre gut für uns … für das ganze LAPD.«
    Decker blieb stumm.
    »Hören Sie, ich weiß, das klingt nicht besonders nett, aber wir müssen hart dranbleiben. Das ist unsere Chance, einen guten Eindruck zu machen. Die Presse hat uns lange genug gar gekocht. Wäre gut, wenn wir endlich als die Ordnungsdiener dargestellt werden, die wir wirklich sind.«
    »Verstehe, Sir.«
    »Dann ist es gut. Kommen Sie rüber. Wir müssen eine Strategie entwickeln.«

7
    Nach einem Tag voller Krankenhausbesuche, Beileidsbekundungen und herzzerreißender Totenfeiern kehrte Decker ins Revier zurück. Seine Energie war auf dem Nullpunkt, sein Gehirn schwappte im Schädel hin und her wie eine Flutwelle. Aspirin half nicht. Mit trockenem Mund schluckte er ein paar stärkere Pillen, wußte aber schon, daß auch die nicht ausreichen würden. Er holte die Zigaretten aus der Hemdtasche, zündete eine an und rieb sich die hämmernden Schläfen. Marge kam herein, in der Hand ein paar große Umschläge, mit denen sie den Rauch wegwedelte.
    »Du mußt dich ja fühlen wie ausgekotzt«, meinte sie.
    Decker drückte die Zigarette aus. »Ich muß mich nur ein bißchen einkriegen, bevor ich nach Hause gehe. Rina soll mich nicht so sehen. Was haben die Vernehmungen gebracht? War irgendwas dabei?«
    »Deprimierend wenig. Darf ich mich setzen?«
    »Klar.« Decker zeigte auf einen Stuhl und beäugte den Rauch.
    »Mach nur so weiter, Pete. Ich erinnere mich gut an deine Raucherzeiten.«
    »Ist nur ein vorübergehender Rückfall.« Decker zündete sich eine neue an. »Also, was haben die Aussagen gebracht?«
    »Nichts Nennenswertes. Plötzlich Schüsse, die Leute schrien, suchten nach Deckung. Der echte Horror.« Marge hielt inne und sortierte ihre Gedanken. »Offenbar hat Harlan kein bestimmtes Ziel anvisiert. Er hat nicht auf jeden einzeln geschossen oder überhaupt auf Menschen gezielt. Er hat einfach nur in die Gegend geballert und eine Menge Blei verschossen. Wir haben unsere Notizen verglichen und sind uns darin einig.« Marge schwieg einen Moment. »Da so was nicht oft vorkommt, weiß ich nicht, ob das für einen Massenmörder typisch ist.«
    »Die vergleichbaren Sachen, die mir auf Anhieb einfallen, sind Tasmanien, die Bahnschießerei auf Long Island, McDonald’s in San Yisidro und Brisbane … «
    »Und die Grundschule in Schottland«, ergänzte Marge. »Gott, was für eine Welt!«
    Decker zog an seiner Zigarette und zwang sich zur Konzentration. »In Tasmanien und San Yisidro, erinnere ich mich, haben die Täter auf die Leute gezielt. Sie abgeknallt wie die Hasen. Aber du sagst ja, daß Harlan blind um sich geschossen hat.«
    »Scheint so. Wir haben ein Ablaufschema erstellt. Wie viele Minuten hat die eigentliche Schießerei gedauert? Bei solchen Katastrophen geht das Zeitgefühl verloren. Minuten kommen einem wie Stunden vor. Im Moment sind wir auf Schätzungen angewiesen.« Sie hielt die Umschläge in die Höhe. »Die hab ich dir mitgebracht. Sind gerade von der Gerichtsmedizin gekommen. Wahrscheinlich ein paar vorläufige Autopsieberichte. Soll ich sie für dich durchsehen? Du siehst fertig aus.«
    Decker ließ sich zurücksacken und schloß die Augen. »Wer ist denn noch da?«
    »Alle – Scott, Tom und Bert. Wir schreiben noch unsere Berichte. Ach ja, Farrell Gaynor ist vor einer Stunde gegangen. Er meinte, du hast gesagt, er soll zu Hause weitermachen.«
    »Er soll Computerrecherchen machen. Sein Heimcomputer ist besser als das, was wir hier haben.« Decker drückte die Zigarette aus. »Gib mir die Berichte und hol die anderen.«
    »Wird gemacht.« Marge reichte ihm die Umschläge und ging.
    Decker

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