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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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reingekriegt. Ein Familienkrach, der übel ausging. Die Frau hat’ne Kugel abgekriegt, genau zwischen die Augen. Ich war im Gericht, Oliver und Martinez haben die Meldung aufgenommen. Wenn du willst, fahre ich ihnen nach.«
    Decker zog die Stirn kraus und nahm die Lesebrille ab. »Warum hat mich keiner auf dem Piepser benachrichtigt?«
    »Haben wir«, sagte Marge, »aber du hast dich nicht gemeldet.«
    »Was?« Decker blickte auf seinen Pager. »Wie zum Teufel … « Er starrte auf das leere Display und klopfte ans Gehäuse. Es tat sich nichts, und er warf den Pager auf den Schreibtisch. »Erinnere mich daran, daß ich mir bei Bessie einen neuen hole. Und jetzt bitte den Fall.«
    »Das Ehepaar hat zusammen einen getrunken, als der Streit ausbrach. Ein Nachbar hat sie gehört, sich aber nicht viel dabei gedacht.«
    »Das Übliche.«
    »Ja. Nur, daß diesmal der Ehemann – er heißt Meryl Tobias – durchgedreht ist. Er erschien beim Nachbarn, die Kanone in der Hand, und flennte wie ein Baby. Der Nachbar hat die Polizei gerufen, und das war’s.« Sie hob die Hände. »Er hatte über zwei Promille, seine Frau etwas weniger. So eine Sinnlosigkeit!«
    Decker schaute auf die Uhr. »Es ist fast vier. Wir haben alle reichlich Überstunden gemacht. Mach Schluß für heute.«
    Marge setzte sich und stützte den Kopf auf die Hand. »Ehrlich gesagt, Pete, bin ich noch ganz frisch. Hauptsache, du läßt mich keine Kugeln zählen.«
    Decker lachte auf. »Wieso das?«
    »Ich bin kein guter Erbsenzähler.«
    »Wie meinst du das?« Plötzlich war sein Interesse erwacht. »Gibt es Widersprüche?«
    »Das weiß ich nicht.« Marge hob den Kopf. »Wir sind noch nicht durch. Bis jetzt haben wir eine gräßliche Menge Hülsen eingesammelt. Viel zu viele für einen Schützen, selbst wenn er eine Double Action Automatic hatte.«
    »Interessant.« Er zückte den Stift. »Red weiter.«
    Marge blieb nachdenklich. »Und überall Einschüsse: in den Wänden, im Fußboden, im Mobiliar. Das hat Scott zum Grübeln gebracht. Er meinte dasselbe wie du gestern. Massenmörder schießen gern gezielt auf ihre Opfer. Das ist für sie der eigentliche Reiz.«
    »Aber hier war es nicht so«, meinte Decker.
    »Nein. Laut Zeugenaussagen hat der Schütze einfach wild herumgeballert.«
    Beide schwiegen. Dann sagte Marge: »Ein Wunder, daß nicht noch mehr Leute umgekommen sind.«
    »Wie viele Geschosse sind bisher sichergestellt?«
    »So viele, daß wir von zehn, vielleicht sogar zwölf verschossenen Magazinen ausgehen müssen. Acht leere Magazine haben wir gefunden.«
    »Also um die hundertfünfzig Schuß oder mehr. Und wie lange hat Harlan geschossen? Drei bis sechs Minuten?«
    »Man kann mit einer Double Action zwölf Magazine in sechs Minuten verschießen, wenn man nicht zielt. Aber man muß schnell sein. Eins nach dem anderen leerballern und hoffen, daß die Knarre nicht klemmt.« Marge betrachtete Decker, der nicht nur ihr Chef, sondern auch ihr ehemaliger Geliebter war. »Fällt dir dazu was ein, großer Meister?«
    »Nur Vermutungen.« Decker kritzelte vor sich hin. »Nichts, was uns weiterbringt.«
    Marge strich sich das Haar aus dem Gesicht, blickte ihn abwartend an. »Raus damit.«
    »Ich habe mir ein paar vorläufige Autopsieberichte genauer angesehen.« Decker stockte. »Sie geben mir Rätsel auf.«
    »Inwiefern?«
    »Die Geschoßbahnen. Leute, die am selben Tisch saßen, sind aus verschiedenen Richtungen getroffen worden.«
    »Schließlich haben sie sich gegenübergesessen.«
    »Das hab ich natürlich berücksichtigt. Trotzdem gibt es Sachen, die nicht zu erklären sind.« Decker breitete Tatortfotos aus. »Guck dir dieses Pärchen an zum Beispiel. Opfer neun und zehn, Linda und Ray Garrison.«
    Marge beugte sich über die Fotos und zuckte zusammen.
    »Die beiden saßen hier.« Decker zeigte auf den Grundriß des Estelle. »Tisch Nummer fünfzehn. Ich gehe davon aus, daß sie mit als erste getroffen wurden, weil sie noch am Tisch gestorben sind. Sie hatten nicht mal Zeit, in Deckung zu gehen.«
    Marge schaute auf den Fotos umher. »Aber sie saßen nicht in der Nähe des Eingangs.«
    »Etwa dreißig Meter entfernt. Wenn wir davon ausgehen, daß Harlan Manz sofort zu schießen anfing, hätten sie genug Zeit gehabt, zu sehen, was los war, und wegzurennen oder unter den Tisch zu kriechen.«
    »Was bedeuten könnte, daß die Schießerei in der Nähe ihres Tisches anfing«, meinte Marge.
    »Oder sie sind einfach vor Schreck erstarrt«, fügte Decker

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