Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
hinzu. »Wie auch immer. Guck dir das Foto an. Beide sind auf ihren Stühlen gestorben. Sie sitzen sich gegenüber und sind vornüber gesunken. Beide sind von Schüssen durchlöchert. Auf den ersten Blick gibt es keinen Unterschied. Doch die Gerichtsmedizin sieht das anders. Linda Garrison wurde in den Rücken geschossen, und die Kugeln traten vorn aus. Mr. Garrison wurde ebenfalls in den Rücken geschossen.« Decker wartete. »Überleg doch mal, Margie. Wie soll das gehen? Erst auf den Mann schießen, dann um den Tisch rennen und auf die Frau feuern?«
»Verrückt«, sagte Marge.
»Ein bißchen eigenartig«, meinte Decker.
»Vielleicht hat Harlan erst den Mann erledigt, ist weitergelaufen, hat noch ein bißchen rumgeballert, sich umgedreht und dann die Frau erschossen.«
»Aber das widerspricht dem, was du gerade gesagt hast … daß der Schütze nicht auf bestimmte Leute gezielt hat.« Decker lehnte sich zurück. »Wenn wir mal den Tatort beiseite lassen, auch die Zeugenaussagen, und nur den Befund der Gerichtsmedizin betrachten, dann sieht es nach gezielten Schüssen aus. Das heißt, wir müssen weiter ermitteln.«
»Einverstanden.«
»Ich möchte daher, daß du dir die Liste der Opfer vornimmst und rausfindest, wer von ihnen Mitglied beim Greenvale Country Club war.«
Marge starrte ihn an. »Wo ist da der Zusammenhang?«
»Harlan Manz hat mal dort gearbeitet.«
»Wirklich?«
»Ja. Ich sehe das so: Eine Menge verirrte Kugeln und unerklärbare Geschoßbahnen. Könnte sein, daß es mehr als einen Schützen gab … «
»Möglich.«
»Ich habe ja gesagt, daß es nur Vermutungen sind.«
»Weiter«, drängte Marge.
»Ich frage mich also, ob es sich nicht um einen mißglückten Mordanschlag handeln könnte, der als Massenmord getarnt wurde. So gesehen lohnt es sich, nach einer Verbindung zwischen Harlan Manz und einem der Opfer zu suchen.«
»Harlan Manz hat Selbstmord begangen, Pete. Mörder bringen sich normalerweise nicht selber um.«
»Vielleicht hat er das ja gar nicht getan. Wenn es ein mißglückter Anschlag war, hat ihn der zweite Schütze vielleicht aus Versehen … «
Marge zog ein Gesicht.
»Ich weiß, ich weiß. Die Ballistik hat bestätigt, daß die Kugel in seinem Kopf aus seiner Waffe stammt.« Decker überlegte. Ich versuche ja, eine Erklärung zu finden … den Auslöser, der zu der Tat führte. Selbst wenn ich völlig falsch liege, kann es uns und der ganzen LAPD nicht schaden, wenn wir gründlich sind. Wenn wir alle möglichen Kombinationen durchspielen, damit uns keiner was anhängen kann.«
Marge nickte. »Dürfte ja nicht schwer sein, die Namen der Opfer mit der Mitgliederliste des Clubs zu vergleichen. Wie komme ich an die Liste ran?«
»Ah … das könnte ein bißchen schwierig werden.«
Marge schaute ihn fragend an. »Hast du die Liste verlangt?«
»Ja.«
»Und sie haben sich geweigert.«
»So kann man sagen.«
»Was nun?«
»Sie wollen verheimlichen, daß Harlan Manz dort gearbeitet hat. Er taucht nicht in den Büchern auf. Du könntest sie also unter Druck setzen und damit drohen, daß du die Information an die Presse gibst, wenn sie nicht kooperieren. Oder du gehst still und diskret vor. Es gibt dreizehn Opfer. Du könntest deren Angehörige und Freunde beiläufig fragen, ob das jeweilige Opfer Mitglied des Clubs war.«
»Und wenn sich das bestätigt?«
Decker drehte die Daumen. »Dann müssen wir rauskriegen, ob sie dort Tennisstunden genommen haben. Und ob sie einen Tennislehrer hatten, der Hart Mansfield hieß, auch unter dem Namen Harlan Manz bekannt.«
Decker berichtete von seinem Gespräch mit Fine. »Oder ob sie Mansfield/Manz auf einer Party kennengelernt haben.«
»Und dann?«
»Keine Ahnung, Marge. Schau dich um, vielleicht wirst du fündig. Oder, wenn du zu müde bist, laß es gut sein für heute. Die Sache hat Zeit.«
»Nein, schon gut.« Sie lächelte bitter. »Zum Glück für dich hab ich mein heutiges Rendezvous abgesagt.«
Decker blickte ihr in die Augen. »Brauchst du ein paar Tage Urlaub?«
Jetzt strahlte sie wieder. »Du sorgst dich um mich. Wie lieb von dir!«
Decker lachte leise. »Willst du nicht am Sonntag mit Scott zu uns zum Grillen kommen?«
»Warum lädst du mich immer mit Scott zusammen ein?«
»Margie! Immer, wenn ich dich einlade, kriegt er es raus und ruft dich an. Und jedes Mal bringst du ihn mit, weil er dir leid tut. Ich erspare euch nur die Umstände.«
Er hatte recht. »Klar, ich komme«, sagte sie. »Ich bin mit den
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