Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Fest für die Jugendfürsorge. Jeanine und Eltern bei den Vorbereitungen für ein Essen zugunsten eines Altersheims.
    Jeanine kam nun immer häufiger vor, ihre Eltern dagegen seltener. Jeanine und ihre Wohltätigkeitsveranstaltungen. Eine nach der anderen, alle für gute Zwecke. Voll mit Prominenten. Vertreten war nicht die erste Garnitur, eher die angejahrten Charakterdarsteller, die auf ihr Comeback hofften. Die kamen in Scharen. Auch Strapp war zu sehen, zusammen mit dem Bürgermeister; umrahmt von beiden stand Jeanine und präsentierte den Fotografen ihr blendendes Gebiß.
    Wieder rieb sich Decker die Augen, warf einen Blick auf die Uhr. Eine volle Stunde war vergangen. Nun hatte er die Zeit verpaßt. Egal. Es war eben etwas dazwischengekommen. Irgendwas kommt immer dazwischen.
    David Garrison öffnete in Bademantel, Pyjamahose und Schlappen; Webster fragte sich, ob der Mann zu Hause immer so herumlief oder ob er ihn tatsächlich um drei Uhr nachmittags aus dem Bett geholt hatte. Webster zeigte seine Dienstmarke. Die überraschten braunen Augen musterten erst die Marke, dann den Detective. Es waren rot umränderte Augen mit Ringen darunter. Garrison war blaß, schmal und unrasiert, hatte fettige blonde Locken. Mußte eine rauschende Party gewesen sein, gestern nacht.
    »Darf ich reinkommen?« fragte Webster. »Oder wollen wir hier draußen reden?«
    Die Tür ging auf, und Webster trat ein. Garrison hatte noch kein Wort gesagt.
    Ein atemberaubender Blick. Zwei Fensterfronten umrahmten die Berghänge und die Skyline der Stadt. Der Raum selbst war von glatter Eleganz – kalt, nüchtern, monochrom. Eine Komposition aus Schwarz, Weiß und Grau mit Marmorfußboden und grellweißen Wänden, schmucklosen schwarzen Ledersofas und Glastischen. Sparsam verteilt abstrakte Kunst, eine Stereoanlage auf dem schwarzen Bücherregal, Metalljalousien. Nur der Blick auf die Landschaft brachte einen Hauch Farbe.
    »Hab ich Sie geweckt, Sir?« fragte Webster höflich.
    Garrison schüttelte den Kopf. »Schön wär’s. Und nennen Sie mich Dave. Der Sir ist … war reserviert für meinen Vater.«
    »Ist mir recht.« Webster blieb vor der Stereoanlage stehen und schaute sich die CDs an. Klassische Musik, gute Komponisten, gute Einspielungen. Er überflog die Titel. »Das ist ja interessant!«
    »Mein kleines Hobby.« Garrison klang gelangweilt.
    »Ich meinte insbesondere die zweiundsechziger Aufnahme von Bernstein, Die Ozeaniden von Sibelius. Ich hab die Platte. Seit wann gibt es die auf CD?«
    Schweigen. Dann sagte Garrison. »Die ist neu rausgekommen.«
    »Offensichtlich.« Webster strahlte. »Hab zu viele Oberstunden gemacht. Aber ich weiß, was ich tue, wenn ich mal wieder frei habe. Darf ich mich setzen?«
    Garrison zeigte auf ein Sofa. »Einen Drink?«
    »Nein, danke.«
    »Was dagegen, wenn ich mir einen mache?«
    »Sie sind hier zu Hause, Mr. Garrison«, sagte Webster. »Ich bin nur Gast.«
    »Gut gesagt.« Garrison trat an seine verspiegelte Hausbar und nahm sich ein Kristallglas. »Wollen Sie die CD hören?«
    »Wenn sie läuft, werd ich nicht meutern.«
    »Also laß ich sie laufen.« Er goß sich einen dreistöckigen Johnny Walker pur ein. »Sie bringen ja den Südstaaten-Slang perfekt rüber. Die Girls müssen nur so auf Sie fliegen.«
    Webster grinste. »Das war mal. Als ich noch Single war.«
    Garrison nahm einen Schluck, dann schob er die Sibelius-CD ein. »Und jetzt sind Sie treu sorgender Ehemann und ein pflichtbewußter, fleißiger Cop.«
    »Genau.«
    Garrison drehte auf, und der Raum füllte sich mit erhabenen Klängen. Webster wollte die Augen schließen und sich von der Musik davontragen lassen. Statt dessen zückte er das Notizbuch und wartete mit erhobenem Stift, daß Garrison austrank und sich setzte. Der goß sich ein zweites Glas ein und ließ sich in den Ledersessel sinken. Sein Bademantel stand offen und entblößte eine schmächtige, fein behaarte Brust. Er saß mit gespreizten Beinen, der Pyjamaschlitz klaffte. Garrison trug keine Unterhose.
    »Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen, Mr. Garrison«, sagte Webster.
    David blickte ihm in die Augen. »Meine Trauer hält sich in Grenzen.«
    Webster schluckte kurz. »Was dagegen, wenn ich ein paar Fragen stelle?«
    »Das klingt, als hätte ich eine Wahl.« David lächelte. »Hab ich die?«
    »Nur ein paar Fragen, Sir.«
    »Wie Sie wünschen, Sööhr?
    »Sie sind ja ein harter Brocken!« sagte Webster lachend.
    »Geben Sie mir genug zu trinken, und ich werde

Weitere Kostenlose Bücher