Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
Wußten Sie, daß die Prominentenparty unseres Kulturkomitees letzten Monat über dreißigtausend Dollar für das Valley Art Museum erbracht hat?«
»Tatsächlich?«
»Ja. Ich glaube, Ihr Chef war auch da. Weil der Bürgermeister kam. Und wo Bürgermeister sind, ist auch die Polizeispitze.«
Decker nahm sich vor, auf der Hut zu sein. Sie war nicht nur aufreizend, sondern auch durchtrieben. Verführerisch wie eine Schlange, eine Femme fatale hinter der Maske der Wohltätigkeit.
»Waren Sie schon mal dort? Im Museum? Wir sind stark in der kalifornischen Landschaftsmalerei. Im Moment laufen zwei Sonderausstellungen. Grandville Redmond und Edgar Payne. Beide hervorragend.«
»Da werd ich wohl mal hingehen.«
Jeanine warf einen Blick auf Deckers Ehering. »Wenn Sie möchten, führe ich Sie mit dem größten Vergnügen persönlich durchs Museum.«
Decker lächelte. »Danke, aber … «
»Wie wäre es denn … «Jeanine zückte ihren Terminkalender. »Morgen ginge es. Paßt Ihnen zwölf oder gegen eins?«
Decker lächelte erneut. »Diese Woche bin ich leider ausgebucht.«
»Ich kann Ihren Chef anrufen und ihm sagen … «
»Nein, Ms. Garrison, lassen Sie nur. Ich bin altmodisch. Die Stadt zahlt für meine Arbeit, also arbeite ich.«
»Sehr vernünftig.« Wieder dieser aufreizende Blick. »Und nach der Arbeit? Ich könnte eine Privatführung arrangieren, wenn das Museum schon geschlossen ist.«
»Danke, aber meine Familie erwartet mich zum Abendbrot zu Hause.«
»Und nach dem Abendbrot?« Ihr Lächeln hatte sich in ein Grinsen verwandelt. »Frau und Kinder können Sie mitbringen. Ich nehme doch an, daß Sie Kinder haben – wie die meisten verheirateten Männer.«
Sie spielte mit ihm, spielte den Vamp. Und gewann die Oberhand. Er blickte ihr in die Augen. »Danke für die Einladung. Ich werde drauf zurückkommen.«
»Tun Sie das.«
»Bei wem hatten Sie Tennisunterricht, Ms. Garrison? War es ein bestimmter Lehrer im Greenvale?«
Jeanine schaute ihn an und schob den Kalender beiseite. Ihr Blick wurde eisig. »Sie können mich Jeanine nennen. Was interessiert Sie so an meinen Tennisjahren?«
Decker zuckte die Schultern und hielt dem Blick stand. »Ich fragte mich nur, ob irgendwelche Berühmtheiten im Club Tennisstunden gegeben haben.«
»Berühmtheiten?« Ihr Ton wurde herablassend. »O ja! Meine Lehrer waren Martina und Jimmy und Chris und Pete Sampras und Andrew Agassi … «
»Verstehe.« Decker verstummte. Sie kam ihm keinen Millimeter entgegen. »Ich habe mich nur gefragt, ob mal ein relativ prominenter Spieler dort gelehrt hat … Ihr Interesse am Tennis ausgelöst hat.« Er stand auf. »Nicht so wichtig. Verzeihen Sie die Störung. Und danke für den Tip mit dem Museum. Hoffentlich schaffe ich es, hinzugehen.«
Jeanine bekam einen abwesenden Blick. »Wissen Sie, wer im Greenvale gespielt hat?«
»Wer?« fragte Decker im Stehen.
»Wade Anthony.«
Decker setzte sich wieder und versuchte vergeblich, den Namen mit einem Gesicht zu verbinden. »Den kenne ich nicht.«
»Ich weiß«, sagte sie leise. »Es ist zu schade. Er war mal die ganz große Hoffnung, noch keine Zwanzig, als er im Greenvale spielte. Sechzehn, genau gesagt. Ich war vierzehn. Und total in ihn verknallt.«
Sie lächelte traurig.
»Ich und alle anderen Teenies. Er war einfach unglaublich. Und hemmungslos. Mindestens zwei meiner Freundinnen haben mit ihm geschlafen. Angeblich soll er auch die Mütter nicht verschmäht haben.«
»Ganz nach Art der Tennisspieler.«
»Ja, er gehörte eindeutig zu den bösen Jungs. Mein Vater hat mir jeden Kontakt verboten. Ich hab natürlich das Gegenteil gemacht. Ich hab ihn fast täglich spielen sehen. Ein toller Anblick.«
Sie verstummte. Decker wartete. Als nichts kam, fragte er weiter. »Was ist aus ihm geworden?«
»Er war zwar ein Tennis-As, aber trotzdem erst sechzehn. Eines Abends hat er sich betrunken und den Ferrari seines Vaters zu Schrott gefahren. Jetzt sitzt er im Rollstuhl.«
»Das ist sehr traurig«, sagte Decker verhalten.
»Es war mehr als traurig, es war schrecklich. Ich war verzweifelt. Er kam nicht mehr in den Club. Ist einfach von der Bildfläche verschwunden.« Sie blickte ihn an. »Ich habe jahrelang nicht mehr an ihn gedacht. Dann, vor einem Jahr etwa, sah ich sein Foto im Sportteil der Times. Nicht auf der Titelseite natürlich. Seite zwei oder drei.«
»Tatsächlich? Was macht er denn?«
»Offenbar gehört er zu den Stars des
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