Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
Finanzamt Erbschaftssteuern abführen. Wie hoch sind die jetzt? Um die sechzig Prozent?«
»So etwa.«
»Von dem Rest wird sie gut leben können«, sagte Decker, »aber nicht gerade wie eine Prinzessin.«
»Mir kommen die Tränen«, seufzte Oliver.
»Womit hat denn dieser Typ all das Geld verdient?« fragte Martinez.
»Er besaß eine Anwaltskanzlei mit sieben Partnern. Wahrscheinlich hat er klug investiert – Grundstücke, Aktien, Wertpapiere. Dazu ein paar riskante Sachen – Termingeschäfte, Optionen. Offensichtlich mit viel Erfolg.«
»Und Sohn David war auf Drogen«, sagte Oliver. »Wieder so eine amerikanische Tragödie. Es ist zum Gähnen.«
»Sei nicht so hochnäsig.«
»Und warum nicht?« Oliver grinste. »Ich hab zwar keine Millionen, aber meine Kinder sorgen für sich selbst.« Sein Grinsen wurde hämisch. »He Peter, was macht eigentlich Cindy? Zieht sie dir immer noch das Schulgeld aus der Tasche?«
Deckers Miene verfinsterte sich.
Oliver merkte sofort, daß er einen Nerv getroffen hatte. Vielleicht war Decker pleite? Er erweckte immer den Anschein, gut betucht zu sein, aber Studiengebühren konnten jeden Geldbeutel plattmachen. »He, war nur Spaß. Du hast’ne Mordstochter. Und schlau ist sie. Ich fühle mich von ihr bedroht … von deiner ganzen Familie … besonders von … «
»Oliver, halt die Klappe«, sagte Marge.
Im Raum wurde es still. Schließlich brach Webster das Schweigen. »David Garrison hat Probleme. Aber er ist kein Dummkopf. Er ist intelligent und talentiert.«
»Und warum saß er dann achtzehn Monate im County Jail?«
»Weil Leute eben manchmal Mist bauen«, sagte Decker.
»Aus Davids Sicht sieht es so aus, als hätte er den kürzeren gezogen«, sagte Webster. »Jeanine war die Schönheit, aber was den Grips betraf, eher einfach gestrickt, also hat niemand etwas von ihr verlangt, während David alle möglichen Erwartungen erfüllen mußte. Besonders die seines Vaters. Wahrscheinlich war er nicht stark genug, seinem Vater auf direktem Weg Paroli zu bieten, also hat er’s auf andere Art gemacht.« Er wandte sich an Decker. »Hast du Jeanine gefragt, ob sie Harlan Manz kannte?«
»Ich hab es versucht, aber sie ist mir ständig ausgewichen. Ganz offensichtlich wollte sie nicht über ihre Tennislehrer im Greenvale reden.«
»David war überzeugt, daß Jeanine ihn nicht nur kannte, sondern auch mit ihm geschlafen hat«, sagte Webster und erzählte, was er noch so gehört hatte.
»Aber er hat keinen Beweis, daß Jeanine und Harlan Manz sich kannten«, insistierte Oliver.
»Jeanine kannte ihn.« Decker zeigte ihm ein Zeitungsfoto.
Aufgenommen war es auf einem Match, dessen Erlöse an die Röntgenabteilung des New Christian Hospital gingen -Jeanine Garrison und Harlan Manz alias Hart Mansfield im Doppel gegen Sonia Eaton und Terrance Howell. Alle vier lächelten in die Kamera – festgehalten für die Ewigkeit.
Oliver reichte das Bild herum, dann sagte Decker: »Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie gut sie sich kannten.«
Wieder wurde es still im Raum.
»Wir haben einen Massenmörder, der mehr Munition verschossen hat, als wir Magazine finden konnten. Wir haben einen Täter, der Selbstmord begangen hat, aber die Waffe war mindestens sechzig Zentimeter von seiner Schläfe entfernt. Wir haben Ray und Linda Garrison, die wahrscheinlich zu den ersten Opfern zählten, aber Einschüsse aus verschiedenen Richtungen aufweisen. Wir wissen, daß der Sohn der Garrisons Drogenprobleme hatte oder hat und die Tochter Jeanine ohne eigene Einkünfte ein Büro mit viel Personal unterhält. Vom Geld des Vaters mal abgesehen. Nun erzählt uns Gaynor, daß eine Erbschaft von etwa fünfzehn Millionen Dollar auf die beiden wartet. Wenn das nicht stinkt!«
»Es riecht mir sehr nach Elternmord. Der Fall Menendez«, meinte Oliver.
»Nur daß sich Brüderchen und Schwesterchen nicht grün sind«, sagte Webster.
»Das behauptet David«, sagte Marge. »Vielleicht sollen wir das glauben.«
»Mag die Schwester ihren Bruder?« fragte Martinez.
»Soweit bin ich nicht gekommen. Wie gesagt, Jeanine ist clever. Sie hat nicht über ihre Lehrer im Club geredet, Harlan Manz hat sie mit keiner Silbe erwähnt. Außerdem wechselt sie ständig ihre Launen. Zuerst war sie die Nettigkeit in Person – überströmend herzlich mit Händedruck und Augenkontakt, wie es diese Sektengurus machen. Sie bat mich, eine Stunde später wiederzukommen. Ich war einverstanden, und als ich dann wiederkam, war sie
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