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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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überinterpretiere ich ja. Könnte es nicht sein, daß sie – wie soll ich sagen? – unschuldig ist?«
    Cindy überlegte einen Moment. »Nur, daß sie ziemlich heftig reagiert … dir sexuelle Belästigung vorwirft. Das paßt zu Leuten, die aus Habgier morden. Jeanine sieht sich als Opfer, unterstellt anderen, sie wollen ihr verweigern, was ihr von Rechts wegen zusteht. Oder sie ist ein pathologischer Fall. Die Fassade stimmt, aber wenn man die wegnimmt, dann Gnade Gott.«
    »Was kannst du mir noch über den Phantomkiller erzählen, außer daß er wahrscheinlich jung ist?«
    »Na, wie gesagt: Die meisten Menschen sind nicht sehr erfinderisch. Wenn sie sich den Killer Nummer eins aus ihrem Club geholt hat, könnte sie dort auch Killer Nummer zwei rekrutiert haben. Vielleicht einen anderen Tennislehrer oder Barkeeper oder irgendeine Hilfskraft.« Cindy dachte nach. »Wenn ich in dieser Richtung weitersuchen soll, kann ich morgen meinen Professor fragen, ob ich den Computer des Instituts benutzen darf.«
    »Ist das der Professor, der dir geraten hat, zum FBI zu gehen?«
    »Genau der. Ist übrigens ein netter Typ. Wir hatten eine Beziehung miteinander, weißt du?«
    Decker brauchte etwas länger für eine Antwort. »Nein. Das wußte ich nicht. Dann ist es jetzt vorbei?«
    »Ja. Aber wir sind Freunde geblieben. Ich bin sicher, er läßt mich per Modem an seine Datenbank heran. Ich gebe ein, was wir an Fakten haben, und sehe, ob es ähnliche Fälle gibt. Ich werde auch Täterprofile von Frauen anfordern, die Männer zum Mord angestiftet haben. Davon gibt es eine ganze Menge. Dann habe ich einen viel größeren Fundus, eine größere Täterdatei.« Sie überlegte. »Ich kann mich an keinen Fall erinnern, in dem eine Frau zwei Killer für ein und denselben Mord anheuert. Aber es gibt immer ein erstes Mal.«
    »Du hilfst mir sehr, Cindy, vielen Dank.«
    »Für dich tue ich alles.«
    Decker küßte sie gerührt auf die Stirn. »Du siehst müde aus. Du schläfst doch heute Nacht hier, oder?«
    Cindy blickte auf die Uhr. »Ja, ist schon ein bißchen spät. Ich werde mich in Hannahs Zimmer legen. Kinder riechen so gut.«
    Decker blickte seiner Tochter in die Augen. »Paß auf dich auf, okay?«
    »Mach ich, Dad.« Sie musterte ihren Vater. »Du siehst schon besser aus. Und wirkst zufriedener. Das muß mein positiver Einfluß sein.«
    »Ja. Und die Tatsache, daß sich dein Schulgeld allmählich bezahlt macht.«
    Cindy gab ihm einen Klaps. Genau wie Rina.
    Warum schlugen ihn Frauen immer? Vielleicht war es Ausdruck ihrer Hilflosigkeit. Oder ihres Dominanzstrebens.
    Selbst Jeanine hatte ihn geschlagen. Sie allerdings hatte so zugeschlagen, daß es weh tat.

19
    Er hatte sich in Schale geworfen, einfach so. Das machte ihm Spaß. Bei einer Beschattung kam es auf das richtige Outfit an. Dunkler Anzug, gestreifte Seidenkrawatte, weißes Hemd, eine dicke Aktentasche mit goldener Schließe. Diese Kluft suggerierte, daß er dazugehörte. Er mußte gar nicht erst nachschauen, um zu wissen, daß es im Gebäude von Jeanine Garrison jede Menge Anwaltskanzleien geben würde.
    In der Jackentasche steckte sein Discman, die winzigen Kopfhörer waren unauffällig verborgen. Chopins Klavieretüden. In seiner Brusttasche steckte das Diktiergerät, das er anstelle des Notizbuchs verwendete. So fiel es weniger auf. Anwälte diktieren viel und gern. Er stand im Fahrstuhl und paßte auf, wer auf Jeanines Etage ausstieg, wer in ihr Büro ging.
    Sie hatte nicht viele Besucher. Der Briefträger, dann ein Bote von Federal Express, eine UPS-Frau. Aus dem Café im Erdgeschoß brachte jemand Cappuccino. Wenn er nicht Fahrstuhl fuhr, hielt er sich in der Toilette auf und lauschte den Klavierläufen. Die Zeit verging. Zehn Uhr dreißig. Er ging zum Zivilfahrzeug, in dem Marge schon auf ihn wartete. Sein Bericht dauerte keine Minute. Jeanine war gegen neun gekommen, sie trug eine rote Jacke mit schwarzem Besatz, einen schwarzen Rock und hochhackige Schuhe. Perfekte Beine, perfektes Hinterteil.
    »Ihr Gesicht sah auch nicht übel aus«, sagte Webster. »Eine Frau, die einen auf gewisse Gedanken bringen könnte. Wenn sie nicht so durchgeknallt wäre.« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das ist der Knackpunkt bei der Sache.«
    »Warst du im Gebäude?« fragte Marge.
    »Die ganze Zeit.«
    »Ohne aufzufallen?«
    »Ich bin eben der typische Anwalt aus dem West Valley.«
    Marge musterte ihre Garderobe: schwarze Kunstseidenhose, weiße Bluse, schwarze Bomberjacke.

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