Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
Sie wippte mit dem Fuß. »Ich falle sofort auf, wenn ich so reingehe.«
»Wohl wahr.«
»Was schlägst du vor?«
»Äh, ich sag es ja nicht gern, aber … «
»Was aber?«
»Da oben ist eine Beratungsstelle für Frauen mit Gewichtsproblemen … «
Marge versetzte ihm einen Hieb.
»Da gehen ständig Frauen ein und aus.«
»Und ich passe dort prima hin. Wolltest du das sagen?«
»Es gibt auch ein Fitneßstudio.« Er zwinkerte ihr zu. »Da kannst du dich austoben, Baby.«
»He, wie redest du mit mir!«
»War nur so ein Ausrutscher.« Er schaltete den Discman ab und warf die mit Papier ausgestopfte Aktentasche auf den Rücksitz. »Endlich bin ich das Ding los. Du kannst auch vom Auto aus arbeiten.«
Marge machte ein finsteres Gesicht. »Hast du zufällig einen Trainingsanzug bei dir?«
»In meinem Kofferraum hab ich einen. Dürfte dir ein bißchen zu weit sein, aber Eitelkeit ist jetzt nicht angesagt.« Er stieg aus und kam mit einem Trainingsanzug wieder. Er roch am Stoff. »Ist erträglich.«
Sie nahm ihm den Anzug ab. »Danke. Behalt bitte die Tür im Auge, solange ich mich umziehe.«
»Mit Freuden, meine Süße.«
»Und werd bloß nicht so anzüglich.«
Webster grinste. »Wie Sie wünschen. Ich streite nie mit einer Dame. Besonders wenn sie einen Revolver in der Tasche hat.«
Martinez wartete schon auf dem Parkplatz, machte ein spöttisches Gesicht. »Auf wie viel Kalorien pro Tag haben die dich gesetzt?«
»Es war gräßlich!« Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Erst haben sie mich gewogen, dann wurde ich von so einem Klappergestell beraten. Sie haben mich ins Fitneßstudio geschickt – zu einem Gratistraining. Aerobics mit einer Stufe. Rauf, runter, rauf, runter. Total bescheuert. Alles, was ich davon haben werde, ist ein tierischer Muskelkater.«
»Bist du überhaupt zum Arbeiten gekommen?«
»Nur zu deiner Information: Ich hab eine Stufe am Fenster genommen. Von dort konnte ich die ganze Zeit ihr Büro sehen. Sehr ruhig dort. Keiner kam, keiner ging. Ich frage mich, was sie den ganzen Tag treibt. Wahrscheinlich steht sie vorm Spiegel.«
»Oder sie quält Männer.« Martinez zuckte die Achseln. »Ich hab mir eine gute Tarnung einfallen lassen.« Er zog die Uniform einer Reinigungsfirma aus der Tasche. »Ich nix verstehen.«
»Schön. Aber wo willst du sauber machen? Du hast doch keine Schlüssel für die Büros.«
Martinez hob den Finger, öffnete den Kofferraum und holte einen Staubsauger heraus. »Tommy sagt, die Flure sind mit Teppichen ausgelegt.«
Marge lachte. »Und was machst du, wenn sie plötzlich wegfährt? Mit dem Staubsauger in der Hand kannst du ihr kaum unauffällig folgen.«
»Schon klar. Deshalb hab ich ihr einen Positionsmelder unter das Auto geklemmt.«
»Das ist illegal.«
»Ja, ich glaube auch.«
Marge hielt sich die Augen zu. »Mußt du eigentlich gegen alle Regeln verstoßen?«
»Nein, ein paar hab ich übrig gelassen.«
»Na dann viel Glück.« Marge winkte ihm zu. »Muß jetzt in den Zeugenstand.«
»In welchem Fall?«
»Tobias.«
»Ach der Mann, dem es leid tut, daß er seine Frau umgelegt hat.«
»Warte nur bis zum Urteil«, rief Marge. »Dann hat er was, was ihm wirklich leid tut!«
»Jeanine Garrison darf also frei über den verbleibenden Anteil ihres Bruders verfügen?« fragte Decker.
»Na ja, sie darf David nicht betrügen oder das Geld unterschlagen«, sagte Gaynor. »So was würde auffliegen, wenn sie jemand verklagt. Aber es gibt kleine Kniffe, mit denen sie sein Geld auf ihre Konten überfuhren kann.«
»Zum Beispiel?«
»Als Treuhänderin des Fonds und als Testamentsvollstreckerin kann sie ihm Gebühren für die Verwaltung seines Anteils abziehen. Und sie darf seine Gelder nach eigenem Gutdünken anlegen.«
»Damit hat sie wirklich alle Freiheiten, Farrell. Irgendwo muß es doch eine Grenze geben.«
»Sie kann machen, was sie will, Loo. Solange sie nicht allzu leichtsinnig wird. Sie kann erst dann belangt werden, wenn sie gegen die Spielregeln des Investments verstößt. Aber das läßt ihr jede Menge Möglichkeiten. Sie kann ihn auf tausend Arten schröpfen.«
»Als da wären?«
»Ganz einfach: Sie kann sein Geld festlegen. Gerade die sicheren und gesunden Investitionen sind langfristig. Solche Sachen wie Anleihen und Schatzbriefe.«
»Auch die lassen sich zur Not abstoßen.«
»Ja. Aber wenn man schnell an sein Geld will, dann nur mit großen Verlusten. Und außerdem ist dagegen eine Klausel eingebaut.«
»Eine
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