Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
fragte Marge.
»Da müßte er schon ein sehr guter Schauspieler sein«, sagte Webster. »Ich glaube, er kann sie wirklich nicht leiden.«
»Ich auch«, bestätigte Oliver. »Weil sie immer Papas Liebling war.« Er stockte. »Was er dann noch sagte, war ziemlich aufschlußreich.«
»Nämlich?« fragte Webster.
»Er meinte, als er nicht mehr der Sündenbock der Familie war, sah der Vater seine Tochter mit anderen Augen. Er bekam ihre Launen satt und hatte keine Lust mehr, ihre Partys zu bezahlen.« Oliver wandte sich zu Decker. »Wir hatten doch nach einem Motiv für den Mord an ihren Eltern gesucht. Langsam wird ein Schuh draus.«
»Warum?« fragte Decker.
»Die Mutter … Linda Garrison … hat gegenüber David angedeutet, daß es zwischen Vater und Tochter nicht zum besten stand. Vielleicht hatte Jeanine eine mörderische Wut auf ihren Vater.«
»Ja, klingt plausibel«, sagte Decker. »Trotzdem müssen wir aufpassen. David war drogenabhängig und im Gefängnis. Keine sehr vertrauenerweckende Kombination. Könnte auch sein, daß er sie ans Messer liefern will.«
»Wie kommen wir bloß an die beiden ran?« fragte Marge.
»Laßt es sein«, seufzte Decker. »Wir suchen den zweiten Schützen. Ich hab mich ein bißchen umgehört und ein erstes Profil dieses Phantomkillers erstellt.«
Decker faßte Cindys Ergebnisse zusammen. Wenn der eine Killer im Greenvale angeheuert worden war, dann vielleicht auch der zweite, der zudem Ähnlichkeiten mit Harlan Manz haben konnte: jung, beeinflußbar, labil, mit übersteigertem Ego, einer gewaltigen Wut im Bauch und Jeanine Garrison treu ergeben.
»Und das ist alles, was wir haben?« fragte Martinez.
Gaynor hob die Hand. »Ich glaube, ich kann noch was ergänzen.«
Alles blickte ihn an.
»Mir sind da ein paar Terminkalender vom Greenvale in die Hände gefallen.«
Decker explodierte. »Farrell, warum hast du das nicht gleich gesagt?«
»Ich wollte euch nicht unterbrechen.« Er zuckte die Achseln. »Wenn der Boß redet, halte ich den Mund. Vielleicht kann auch ein alter Hase noch was lernen.«
Oliver sandte ihm einen finsteren Blick. »Darf ich dich mal was fragen?«
»Und was?«
»Wie kommst du an so was ran?« Er äffte Farrell nach: »Mir sind da zufällig ein paar Terminkalender in die Hände gefallen … «
»Über den Pensionärsklatsch. Im Greenvale kann man wunderbar Bekanntschaften schließen. Alte Leute reden gern. Und sind hilfsbereit. Dort gibt es eine Menge Pensionäre … «
»Und wie bist du da reingekommen?« fragte Marge.
»Der Schwager meiner Schwägerin ist dort Mitglied. Elwood Halstead. Netter Bursche. Hat sein Geld mit Plastikartikeln gemacht und hat diesen großen Supermarkt …«
»Farrell, erspar uns die Details«, seufzte Marge.
Gaynor lächelte gütig. »Wie du meinst. Jedenfalls hab ich El gebeten, mich dorthin zum Essen einzuladen. Ich kümmere mich eben um meine Familie.«
Oliver schlug sich ungläubig vor die Stirn. »Du hast ihn als Brechstange benutzt!«
»Und es hat uns was gebracht«, erwiderte Farrell.
»Das muß sich erst noch zeigen.«
»Hört auf zu quasseln!« sagte Decker und blickte Gaynor scharf an. »Farrell, in einer Stunde muß ich weg!«
»Kein Problem, Loo«, versicherte Gaynor. »Jedenfalls, weil ich schon mal dort war, hab ich mich massieren lassen. Gut für die alten Knochen. Der Masseur ist so alt wie ich und arbeitet seit der Gründung im Greenvale.« Er zögerte. »Aber an Hart Mansfield kann er sich nicht erinnern.«
Im Zimmer herrschte Stille.
»Ja, und?« bohrte Decker.
»Oh, tut mir leid. Jetzt hab ich den Faden verloren.« Gaynor räusperte sich. »Jedenfalls war er sehr … kooperativ. Und ich hab mir die älteren Terminbücher gewissermaßen unter den Nagel gerissen. Manche sind schon Jahre alt. Jedenfalls läßt sich Jeanine wöchentlich bei einer Jane massieren. Seit mindestens vier Jahren.«
»Ist denn diese Jane in irgendeiner Weise verdächtig?« fragte Martinez.
»Einen Revolver kann jeder abdrücken. Ansonsten: nein, verdächtig ist sie nicht.«
Schweigen.
»Und weiter?« fragte Webster.
»Nichts weiter«, sagte Gaynor. »Ich hab sie von der Liste gestrichen. Jeanine hatte noch mehr Termine – im Restaurant, bei der Kosmetikerin, beim Friseur, der Aromatherapie, der Maniküre … Jeanine kümmert sich wirklich sehr um ihre Nägel.«
Wieder schwieg alles.
Gaynor fuhr fort. »Das klingt nun alles völlig normal …«
»Willst du dich endlich mal beeilen?« fuhr ihm Oliver
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