Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
soll’n das? Ich muß weg!«
»Sean, hier ist einer von der Mordkomm …«
»Was!?« Sean nahm die Sonnenbrille ab. Sah erst Kelly, dann Webster an. Mitternachtsblaue Augen. »Wer sind Sie?«
Der Knabe hatte einen leichten texanischen Akzent. Webster zückte ein weiteres Mal die Dienstmarke, stellte sich vor. Seans Miene verfinsterte sich. »Bist du verrückt, Sarah? Mit einem Cop zu reden?«
Sarah wurde rot. »Ich hab nichts gesagt, was …«
»Halt die Klappe und steig ein!«
»Sean, ich …«
Er packte ihren Arm. »Du sollst endlich die Klappe …!«
»Lassen Sie sie los! Sofort!« befahl Webster.
Sean ließ seine Schwester los, hob beide Hände. »Ist ja schon gut … Sir.«
Webster funkelte ihn an. »Kennst du das Reglement, mein Sohn?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Zum Beispiel: Die Hände immer am Mann behalten. Ist das klar?«
»Klar. Kann ich jetzt gehen … Sir?«
»Alles in Ordnung, Ms. Arnos?« fragte Webster.
»Ihr fehlt nichts!« rief Sean Amos, fuhr seine Schwester an: »Was hast du jetzt wieder verbockt! Steig endlich ein!«
Sarah umklammerte ihre Bücher, rührte sich nicht von der Stelle.
»Wenn Sie möchten, bringe ich Sie nach Hause, Ms. Arnos«, sagte Webster.
Zornrot stand Sean da und befahl ihr mit lautlosen Lippenbewegungen: »Steig! Endlich! Ein!«
Sarah blinzelte verschreckt und rannte zum Acura. Sean Amos maß Kelly mit einem langen Blick, dann knurrte er Webster an. »Auf Minderjährigen rumzuhacken gibt Ihnen wohl einen Kick, Detective? Ich werde Ihre Vorgesetzten informieren.«
»So-so«, machte Webster. »Hören Sie lieber auf, sich an Mädchen zu vergreifen, auch wenn es Ihre Schwester ist.«
Sean biß sich auf die Lippe und wandte sich an die anderen. »Ihr blöden Arschlöcher! Ihr wißt doch, daß euch die Bullen jedes Wort im Mund umdrehen! Geht nach Hause!« Er setzte die Sonnenbrille auf, murmelte »bekloppte Idioten« und rannte davon.
»Meine Güte!« Webster ließ Luft ab. »Was hat er denn für ein Problem?«
Aber die Schüler waren verstummt. Sean hatte sein Ziel erreicht. Schließlich sagte Rudy: »Sorry, ich muß los.«
»Ich auch«, sagte Jack. »Training.«
»Ist doch kein Problem, oder?« fragte Rudy.
»Überhaupt nicht. Danke für die Hilfe.«
Dylan zuckte die Achseln »Wir haben ja nichts gemacht. Kommst du, Kelly?«
»Gleich.«
Rudy zögerte, dann sagte er: »Sean ist ein Arschloch, aber wo er recht hat, hat er recht, Kelly. Wir sollten uns nicht um Sachen kümmern, die uns nichts angehen.« Er wandte sich zu Webster. »Nichts für ungut.«
»Kein Problem«, versicherte Webster. »Noch mal vielen Dank.«
Als die Jungen außer Hörweite waren, sagte Webster zu Kelly: »Sie müssen auch nicht mit mir reden.«
Kelly blieb stumm.
»Sie waren mit Sean zusammen, stimmt’s?«
»Warum fragen Sie?«
»Er hat Sie so angeschaut.«
»Er war mit Tara, meiner großen Schwester, zusammen.«
»Und?«
»Was meinen Sie mit und?«
Webster blickte sich um. »Kelly, können wir nicht woanders weiterreden? Irgendwo draußen, aber nicht so auffällig? Ich hole meine Kollegin dazu, Detective Marge Dunn. Rufen Sie bei der Polizeistation Devonshire an und erkundigen Sie sich nach ihr und auch nach mir. Wir sind völlig legal.«
»Schon gut. Ich glaub Ihnen.«
»Schlagen Sie einen Ort vor.«
Sie nestelte an ihrem Pferdeschwanz. »Ich habe nichts zu sagen.«
»Sie mögen Sean nicht besonders, oder?«
»Tut das was zur Sache?«
»Er benimmt sich in Ihrer Gegenwart so … vorsichtig.«
»Warum fragen Sie nach Sean? Ich denke, Sie wollten was über Harlan Manz erfahren?«
Jetzt hatte sie ihn ertappt. »Na ja …«, Webster suchte nach einer plausiblen Erklärung. »Seine Schwester sagte doch, er wäre außer sich gewesen, als er das von Harlan Manz hörte. Er hätte sich seltsam verhalten.«
»Ja, und?«
Webster bremste sich. »Vielleicht wußte er etwas über Harlan Manz und hatte Schuldgefühle, als das im Estelle passiert ist.«
Kelly spielte mit ihrem Haar.
»Waren die beiden gut befreundet?« fragte Webster. »Er und Harlan?«
»Woher soll ich das wissen?«
Er drängte sie zu sehr. »Wohl wahr. Na jedenfalls vielen Dank, daß Sie sich die Zeit genommen haben.«
»Ich kann ihn nicht ausstehen!« stieß Kelly hervor.
Webster wartete. »Harlan Manz?«
»Nein, Sean Amos. Ich hasse diesen Typ wie die Pest!« Kellys Stimme wurde zum Flüstern. »Er hat meine Schwester schwanger gemacht. Die Abtreibung hat er bezahlt, natürlich.
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