Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
sackte unter dem entsetzten Aufjapsen der Kinder ohnmächtig zu Boden.
»Still, Kinder!«, befahl Lauren. »Ihr müsst still sein.«
Die Kinder erstarrten. Ihre Gesichter waren voller Angst und Entsetzen. Und doch wagte keines, sich zu mucksen.
Marge wurde hektisch. »Bring sie zum Tunnel, Lauren.«
»Aber da sind noch mehr …«
»Ich hole die anderen!«
»Nein, ich hole sie«, beharrte Lauren. »Mir gehorchen die Kinder eher als dir.«
Sie hatte Recht. »Sag denen hier, dass sie auf mich hören müssen und keine Fragen stellen sollen«, wies Marge sie an.
Als Marge feststellte, dass der Flur leer war, befahl sie: »Los, Kinder, hier entlang! Und beeilt euch!«
Mit erregten Handbewegungen scheuchte sie die Kinder weiter. Die Hälfte war schon im Klassenzimmer, als ein weiterer Wächter auftauchte. Mit zitternden Händen richtete er seine Waffe auf Marge. Wäre er ein Profi gewesen, hätte er sie erwischt. Aber er zögerte.
Marge zögerte nicht. Sie schoss ihn in den Kopf.
»Beeilt euch!«, schrie sie die Kinder an. »Hier entlang! Schnell, schnell, schnell!«
Sie schob sie durch das Klassenzimmer auf den Wandschrank zu. »Runter in das Loch! Das ist ein Tunnel, Kinder. Ein langer, dunkler Tunnel. Ihr müsst da durchkriechen. Ihr schafft das! Sobald ihr rauskommt, seid ihr in Sicherheit.«
Sie leuchtete mit der Taschenlampe in das dunkle Loch.
»Jetzt los. Alle! Runter auf die Knie, und fangt an zu kriechen!«
Keiner bewegte sich. Die Kleineren begannen zu weinen. Marge nahm sich eins der älteren Mädchen mit dunklen Augen und kurzem schwarzen Haar vor. »Bring sie da runter, bevor es zu spät ist! Beeil dich, oder wir werden alle sterben!«
Das Mädchen konnte sich vor Entsetzen nicht rühren. Marge schüttelte sie kräftig. »Mach schon, oder ich sage Andromeda, dass du nicht gehorcht hast!«
Das Mädchen nickte, Tränen liefen ihm über die Wangen. Zitternd und weinend drängte es die Kleineren in das dunkle Loch, schubste sie hinein, wenn sie nicht von selber gehen wollten. Als sie laut zu jammern begannen, griffen die Älteren nach den zitternden Händen der Kleinen, zogen sie mit sich.
»Los, weiter, weiter, weiter!« Marge hielt das ältere Mädchen zurück. »Wie heißt du?«
»Centura.«
»Ich bin Marge. Und du wirst mir nicht nur helfen, Centura, du wirst eine richtige Heldin sein wie Vater Jupiter.« Sie schob ein weiteres Kind in das schwarze Loch. »Los, los.«
Als das letzte im Tunnel war, gab Marge Centura die Taschenlampe. »Jetzt musst du dafür sorgen, die Kinder da durch zu bringen. Hilf ihnen, wenn sie nicht weiterkrabbeln wollen. Auf der anderen Seite sind Leute, die euch helfen werden. Ab mit dir!«
Immer noch strömten dem Mädchen Tränen über die Wangen. Aber es gehorchte. Sobald alle Kinder im Tunnel waren, rannte Marge zu Lauren zurück. Sie führte die nächste Gruppe von Kindern im Schulalter zum Klassenzimmer.
»Sind das die letzten?«, fragte Marge.
»Ja.«
Weitere Stimmen. Männerstimmen. Marge drehte sich um, zielte und schoss eine Salve in Bauchhöhe.
Dann rannten sie mit den restlichen Kindern zum rettenden Tunnel. Hinter ihnen knallte Marge die Tür zu und klemmte einen Stuhl unter den Türknauf.
Andromeda knipste die Helmlampe und die Taschenlampe an. »Los! In das Loch! Schnell!«
Die Kinder schrien und weinten. Manche weigerten sich. Marge musste Gewalt anwenden, drängte und schubste sie in die schlammige Öffnung, schob sie wieder nach unten, wenn sie umdrehen und hinauskrabbeln wollten.
»Weiter, weiter, weiter!«
Das Jammern war herzzerreißend. Marge kam sich wie ein Ungeheuer vor, aber die schrecklichen Bilder der ermordeten Säuglinge gingen ihr nicht aus dem Kopf. Sie schrie und brüllte, fasste die Kinder hart an, bis sie begriffen, dass ihnen keine andere Wahl blieb. Es ging nur in eine Richtung!
Endlich war auch das letzte Kind im Tunnel. Marge riss sich das weiße Gewand herunter, knipste ihr Helmlicht an, stürzte sich in die dunkle, enge Röhre.
Wieder erfasste sie Panik, als Schlamm und Erde sie umschlossen. Aber ihr Herz schlug so rasch, dass sie die Furcht kaum wahrnahm. Sie hatte das Gefühl, der Tunnel sei in den letzten zwei Stunden noch enger geworden. Ihr Körper wurde vom Schlamm festgesogen, Dutzende von Füßen vor ihr wirbelten ihr dreckiges Wasser in Mund und Gesicht.
Ohne Vorwarnung öffnete die Erde ihren Rachen und brüllte. Sie wurden wie in einem Salzstreuer durcheinandergeschüttelt; Schlamm und Erde prasselten
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