Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
kalt.
Vorsichtig drehte sie das Kind auf den Rücken.
Kein Widerstand. Keine Bewegung. Die Arme fielen wie ausgestopft zur Seite. Marge tastete nach der Halsschlagader. Kein Puls.
Lauren sah sie mit fragendem Blick an. Marge wurde übel. Sie ging zum nächsten Bettchen, dann zu einem dritten. Lauren begriff allmählich, was passiert war. »O Gott!« Sie zuckte zurück. »O Gott, nein!«
»Sieh du bei den Kleinkindern auf den Matratzen nach«, befahl ihr Marge.
»O Gott, o Gott …«
»Pscht!«, schimpfte Marge. »Sei still, Lauren. Sonst hören die uns …«
Sie verstummte. Stimmen im Flur. Männerstimmen. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Zwei geisterhafte Gestalten in weißen Gewändern stapften herein.
Der eine sagte: »Wir nehmen die Leichen und bringen sie …« Sein Blick fiel auf Marge. »Wer zum Teufel …«
Marge stürzte vor, versetzte beiden zwei wohlgezielte Hiebe in die Weichteile. Als sie sich zusammenkrümmten, bekamen sie eins mit dem Pistolengriff auf den Schädel. Die Männer sackten zusammen. Ein letzter rascher Tritt gegen den Kopf, und sie fielen beide in Ohnmacht.
Der Orden machte Ernst!
Marge bellte Befehle, während sie die Babys nach Lebenszeichen abtastete. »Überprüft die Kleinkinder, damit wir wissen, ob eins überlebt hat.«
Vega gehorchte sofort, aber Lauren war wie versteinert. »Großer Gott, das ist ja wie in Jonestown. Jemand muss ihnen Gift in die Milch getan haben …«
»Mach schon, Lauren!«
»Ich kann nicht glauben, dass Terra so was tun würde«, schluchzte Lauren. »Die müssen sie dazu gezwungen haben. Sie hätte niemals …«
Vega unterbrach sie. »Ich glaube, sie sind alle tot.«
»0 Gott!«, jammerte Lauren. »Wie konnte sie das nur tun! Warum hat sie …«
»Halt den Mund!«, fuhr Marge sie an. »Für so was haben wir keine Zeit! Los jetzt, verdammt noch mal!« Sie tastete nach Terras Puls. Nichts. »Geh und hilf Vega bei den Kleinkindern! Uns bleiben höchstens zehn Minuten, bevor diese beiden Arschlöcher hier vermisst werden.«
Terras Haut war glatt und kalt. Marge drückte gegen ihre Schulter. Die Leiche sackte zur Seite. Sie berührte die Wange des Säuglings in Terras Armen.
»Großer Gott! Der hier ist noch warm!« Ihr Herz hämmerte. »Er hat einen Puls! Und er atmet!«
Marge warf einen Blick auf die Flasche. Sie war so gut wie voll. Das Baby war eingeschlafen, bevor es genug von dem tödlichen Gift schlucken konnte. Marge zwang sich, langsam und gleichmäßig zu atmen.
Zu Vega sagte sie: »Lauren und ich müssen die Kleineren holen, falls sie noch am Leben sind. Uns bleiben nur noch Minuten. Vega, kannst du allein mit dem Baby durch den Tunnel kriechen?«
»Ja.«
»Der Tunnel ist dunkel und schleimig und Angst einjagend und sehr, sehr lang und …«
»Ich schaffe das, Detective Marge.« Ein rasches Lächeln. »Sie haben gesagt, ich würde eine gute Astronautin abgeben. Wenn ich nicht durch einen Tunnel kriechen kann, wie soll ich dann im Weltraum bestehen? Geben Sie mir das Baby«
Marges Augen füllten sich mit Tränen. Sie küsste Vega auf die Stirn. »Ganz egal, was passiert, komm nicht zurück! Sieh zu, dass du gerettet wirst, Vega!«
Vega erwiderte Marges Kuss und nahm ihr das schlafende Baby ab.
»Bei den Jüngeren ist immer eine Aufsicht«, sagte Lauren. »Die wird schreien, wenn sie dich sieht.«
»Dann erschieße ich sie, wenn’s nicht anders geht. Los jetzt!«
Hinaus auf den Flur und in den ersten Kinderschlafsaal. Marge riss die Tür auf. Grelles Neonlicht blendete sie. Eine weiß gekleidete Frau wirbelte herum, machte große Augen, als sie Lauren erkannte. Sie hielt einen Plastikkrug in der Hand, zu drei viertel gefüllt mit einer kirschroten Flüssigkeit. »Schwester Andromeda! Du bist zu uns zurückgekehrt!«
»Komm, Ceres, wir müssen hier raus.«
»Aber das tun wir doch schon!«, verkündete Ceres lächelnd. »Genau das tun wir, Schwester. Ich helfe den Kindern, von hier fortzukommen, bevor die Verleumder eindringen.«
An die dreißig Kinder standen Schlange, die Augen noch halb geschlossen, weil sie so früh geweckt worden waren. Sie waren zwischen vier und zehn Jahren alt. Vierzig Pappbecher, gefüllt mit der kirschroten Flüssigkeit, standen auf einem Tisch. Marge fegte die Becher mit dem Arm vom Tisch, der vergiftete Saft ergoss sich auf den Boden. Ceres starrte sie bestürzt an. »Was machen Sie da …«
»Tut mir Leid, Schwester!«, unterbrach Marge. Sie versetzte Ceres einen Kinnhaken. Die Frau
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