Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
meine Arme herum!«
    Erde flog nach allen Richtungen. Decker setzte die Beatmung des Jungen fort. Er hatte gebrüllt, jemand müsse ihm bei der Herzdruckmassage helfen, und Webster kniete jetzt neben dem Brustkorb des Jungen.
    »Puls?«, fragte Decker.
    »Noch nicht.«
    »Los, Junge, du kannst …« Er sah hinüber zu Martinez. »Habt ihr sie schon?«
    »Noch nicht.«
    Webster zählte: »Und eins, und zwei, und drei, und vier und fünf.«
    Decker atmete in den Mund des Jungen, hoffte, mit seiner Wiederbelebung Erfolg zu haben. Er hatte den Tod nie als Rache an bösartigen Schurken betrachtet. Aber während er sich abmühte und die anderen schwitzten und gruben, konnte er nur daran denken, Bob Russo zu foltern. Es jagte ihm Angst ein, wie befriedigend er diese Vorstellung fand.
    Webster zählte immer noch. »Und eins, und zwei, und drei, und vier und fünf.«
    Ein Atemzug.
    Eins, zwei, drei, vier, fünf.
    Ein Atemzug.
    »Schneller!«, brüllte Martinez die anderen an. »Ich verliere … sie rutscht mir weg …« Er lag praktisch mit dem Gesicht im Schlamm. »Schneller, schneller!«
    Wie Treibsand schloss sich das nasse Loch fast ebenso schnell wieder, wie sie gruben. Aber langsam, ganz allmählich wurde es ein bisschen breiter, ein bisschen tiefer. Schließlich sahen sie Martinez’ Hand, die ein Stück Stoff umklammerte. McCarry und Stone griffen zu, hofften, dass der kräftige Schutzanzug es aushalten würde.
    Als würde man einen Dinosaurier aus den Teergruben ziehen.
    Sie zogen fester und fester.
    Graben, ziehen, graben, ziehen, graben, ziehen …
    Webster zählte: »Und eins, und zwei, und drei, und vier und fünf.«
    Ein Atemzug. Decker rief: »Habt ihr sie?«
    »Noch nicht ganz.«
    »Ist ihr Gesicht draußen?«
    »Noch nicht. Aber bald.«
    »Und vier und fünf.«
    Ein Atemzug. »Habt ihr sie?«
    Wieder wurde geschossen.
    »Scheiße!«, brüllte Decker und bedeckte seinen Kopf. »Verdammte Scheiße!«
    Die Polizei erwiderte das Feuer.
    »Habt ihr sie?«
    »Fast!«, ächzte Martinez.
    Langsam wurde das Stück Stoff zum Teil eines Hosenbeins, dann zu einem Bein mit einem Stiefel. McCarry schlang den Arm darum, zog das Bein nach oben, während die anderen weiter gruben. Gleich darauf waren beide Beine freigelegt. Alle vier packten zu und zogen.
    Webster zählte immer noch: »Und eins, und zwei, und drei …« Plötzlich spuckte der Junge Schlamm aus und hustete. Decker drehte ihn auf die Seite, damit er nicht erstickte. Webster brach unerwartet in Tränen aus, schlitterte zurück zum Krater, half den anderen, Erde von dem halb freigelegten Körper zu schaufeln.
    Der Junge atmete noch ungleichmäßig, auch der Puls war instabil. Aber Decker konnte nicht mehr warten. Er musste helfen, musste sich an der Rettung seiner Partnerin und Freundin beteiligen!
    »Bring ihn zu einem Sanitäter!«, wies er Webster an.
    Er griff nach den Beinen und zog zusammen mit den anderen.
    Zwei Beine … dann die Hüften …
    Lange Beine, breite Hüften … ein Erwachsener im Tarnanzug. Es musste Marge sein.
    Bitte, Gott, lass es Marge sein!
    Noch eine Minute, bevor der Sauerstoffmangel das Gehirn in Mitleidenschaft zog.
    Decker zog mit solcher Kraft, dass er spürte, wie ihm Blutgefäße platzten. Er brüllte: »Zieht, zieht, zieht …«
    »Wir ziehen ja, verdammt noch mal!«, brüllte McCarry zurück.
    Zwei Beine und die Hüften.
    Die Hüften, dann der Bauch und der Brustkorb.
    Nur noch eine verdammte Minute.
    Eine Sekunde verging, zwei, drei …
    Plötzlich war sie draußen, glitt mit so wenig Widerstand heraus, dass sie alle nach hinten fielen.
    Der Körper war völlig leblos – keine Atmung, kein Puls, keine Nervenzuckungen. Der verkrustete Schlamm auf ihrem Gesicht bildete eine glatte, konvexe Oberfläche. In rasender Eile wischte ihr Decker das Zeug vom Gesicht, steckte ihr den Finger in den Hals und die Nasenlöcher.
    Vielleicht fünfzig Sekunden – vielleicht weniger.
    Marge war die letzte im Tunnel gewesen. McCarry hatte jetzt nur noch einen Gedanken – seine Leute hier lebend rauszubringen. Während sie Marge zum Graben zogen, bellte McCarry den Befehl in sein Funkgerät, das ganze Gelände zu räumen. Aber Decker hörte nichts davon. Er war zu sehr damit beschäftigt, Marges Nase zu säubern, einen Atemweg freizulegen und neben ihr herzukriechen.
    Schließlich waren sie hinter dem Schutzwall. In sechs Meter Entfernung standen die Transportfahrzeuge. Zwei behelmte Sanitäter sprangen aus dem Wagen, als sie den leblosen

Weitere Kostenlose Bücher