Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
tastete nach dem Griff der Dienstwaffe unter seinem Jackett. Pluto wirkte unbeeindruckt.
»Benton?«, rief er.
Keine Antwort.
»Hier entlang.«
Er führte Oliver um das Gebäude herum zur Rückseite der Hühnerställe. Hier stank es noch mehr – nach Metall und Fäkalien. Das Gelände wurde von zwei Kerosinlampen schwach erleuchtet. Drahtkäfige mit aufgeregt flatternden Hennen, die wie Gefangene protestierten, standen herum. Oliver wich ihnen aus. Eine große Taschenlampe an einer Metallstange beleuchtete die zerkratzte Oberfläche eines neunzig Zentimeter hohen Baumstumpfs. Auf diesem provisorischen Tisch lag eine Henne mit ausgestrecktem Hals festgebunden; schmutzige Flügel flatterten krampfhaft, und Beine zuckten hilflos.
Neben dem Baumstumpf stand ein vierschrötiger Mann – nicht groß, aber gebaut wie ein Hydrant. Sein eckiger Kopf saß auf einem dicken, kräftigen Hals. Er hatte eine breite, gewölbte Stirn. Dunkle, stumpfe Augen richteten sich kurz auf Oliver, bevor er sie wieder zu Boden senkte. Die eine fleischige Hand des Mannes quetschte den kopflosen Hals eines Huhns zusammen, dessen Beine wie wild zuckten, weil der motorische Impuls noch nicht aufgehört hatte. In der anderen Hand hielt er eine blutige Axt.
Er sah nicht auf. Über das Gegacker hinweg sagte er: »Willkommen, Bruder Pluto.«
»Gut, dich zu sehen, Benton.«
Bentons Blick blieb auf seine Füße gerichtet. Schuhe so groß wie Kanonenboote. Seine Wurstfinger lockerten den Griff um den Hühnerhals. Blut schoss aus der nun freigegebenen Öffnung und platschte in einen bereitgestellten Eimer. Benton warf das tote Huhn in eine Metallwanne. »Bin noch nich fertig.«
»Das macht nichts, Benton, wir sind früh dran.« Pluto nahm ihm die Axt ab und ging zum Hackklotz. Er hob sie hoch und ließ sie auf den Hals des angebundenen Huhns niedersausen. Als das Blut herausspritzte, sprang Oliver rasch zurück, den Blick immer noch auf den Hackklotz gerichtet. Langsam sah er zu Pluto auf.
Der kleine Mann ließ die Axt im Hackklotz stecken und sagte: »Von dem Gekreische bekomme ich Kopfschmerzen.«
Obwohl reichlich mitgenommen, sagte Oliver mit zitternder Stimme: »Ja, es war ziemlich laut.«
»Tut mir Leid. Ich hätte Sie warnen sollen. Haben Sie Blutspritzer abbekommen?«
»Nein, ich bin rechtzeitig ausgewichen.«
»Gut.« Pluto ging zur Wanne und sah hinein. »Wie viele haben wir, Benton? An die zwanzig?«
»Achtzehn. Aber ich hab sie noch nich gerupft und ausgenommen.«
»Das macht nichts. Ich hab’s nicht eilig. Ich will etwa drei Dutzend mit zurücknehmen.«
»Nicht in meinem Auto. Kommt nicht in Frage«, platzte Oliver heraus.
Bentons Blick hob sich vom Boden zu Olivers Gesicht. Seine Augen wurden schmal. Oliver starrte ihn herausfordernd an, war aber beunruhigt. Wieder tastete seine Hand nach der Waffe.
»Ich fahre nicht mit Ihnen zurück, Detective«, sagte Pluto. »Sie können machen, was Sie wollen. Ich helfe Benton mit den Hühnern und fahre mit dem Laster zurück, wenn’s dir nichts ausmacht, Benton.«
»Tun Sie sich nich die Hände mit dem Schlachten schmutzig machen, Bruder Pluto«, sagte Benton. »Sie sind ’n saubrer Mann. Die Drecksarbeit mach ich.«
Pluto klopfte ihm auf die Schulter. »Wie wär’s, wenn ich die Eier einsammle? Wär dir das lieber?«
»In den Hühnerställen isses auch dreckig.« Der vierschrötige Mann band das tote Huhn vom Hackklotz los. Er warf den abgetrennten Kopf in einen Plastikeimer und ließ auch dieses Huhn ausbluten. »So’n gottesfürchtiger Mann wie Sie soll nich durch Federn und Hühnerdreck waten. Im Haus isses auch nich besser. Ich hätt ja sauber gemacht, wenn ich gewusst hätt, dass Sie kommen.«
»Dreck ist gut für die Seele, Benton«, philosophierte Pluto. »Bringt uns auf den Boden zurück. Zurück zu Mutter Erde.«
Der Farmarbeiter sah verwirrt aus. »Wenn Sie’s sagen, wird’s wohl stimmen.« Er dachte kurz nach. »Wann kommt Vater Jupiter?«
Pluto zögerte. »Vater Jupiter fühlt sich in letzter Zeit nicht wohl.«
Bentons Unterlippe schob sich vor. »Hab ich ihn wütend gemacht?«
Pluto lächelte freundlich. »Aber nein, Benton, nicht im Geringsten. Er ist nur müde und braucht Ruhe.«
Tja, davon kriegt er jetzt mehr als genug, dachte Oliver.
»Sie tun mich nicht beschwindeln?«, fragte Benton.
»Nein, ich lüge nicht.«
»Ich hab gedacht, ob ich was falsch gemacht hab.«
»Nicht im Geringsten.«
»Weil er schon zwei Wochen nich mehr hier war.«
»Vater
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