Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
Kaffey nicht umgenietet haben«, sagte Oliver.
Pine aß den Rest seines Schokoriegels auf. »Das ist eine Lüge, Mann. Ich war nicht da. Der Typ vom Gericht lügt.«
»Weil Brand die große Klappe hatte, wurde er von Martin Cruces damit beauftragt, sich den Typen vom Gericht zu schnappen?«, hakte Marge nach.
»Das ist das erste wahre Wort, das Sie in den letzten vier Stunden von sich gegeben haben. Cruces beauftragte Brand, nicht mich. Er gab Brand den Auftrag. Aber dann hat Alejandro Scheiße gebaut und wurde verhaftet. Also gab Cruces es an seinen anderen Cousin, Esteban Cruz, weiter, sich den Typen vom Gericht zu schnappen.«
»Und als Cruz die Sache auch verpatzte, sagte er Ihnen, Sie sollen Ihren Arsch aus Mexiko hierherbewegen und den Job zu Ende bringen, oder er macht Sie fertig. Und genau das läuft jetzt, Joe. Martin legt Sie rein. Cruces hat Sie beauftragt, in die Wohnung des Gerichtstypen einzubrechen und ihn sich vorzunehmen.«
»Warum wollen Sie hier dran glauben, wenn es ein Befehl von Cruces war?«, fragte Oliver.
»Ja, es war der Befehl von Cruces.« Pine wischte sich Schweißtropfen aus den Augen. »Aber ich sollte den Typen bloß erschrecken!«
Zwei zu null! Jetzt hatten sie den Tatbestand der vorherigen Absprache: Cruces und Pine, die gemeinsam gegen Harriman vorgehen. »Wir haben also die Aussage des Gerichtstypen, wir haben ihre blutigen Fingerabdrücke«, sagte Marge, »… warum erzählen Sie uns nicht einfach, was passiert ist?«
»Du hast etwas vergessen«, unterbrach Oliver Marge.
»Was habe ich vergessen?«, fragte Marge.
»Unseren Augenzeugen.« Oliver lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Joe, Sie erzählten uns vor ein paar Stunden, dass alle Wachen draufgegangen seien. Aber die Wahrheit lautet … nicht alle sind gestorben.«
Pine blieb ruhig.
»Rondo Martin hat überlebt«, sagte Marge. »Und er redet.«
»Da haben wir jetzt also Martin Cruces, der seine Version erzählt, wir haben Rondo Martin, der seine erzählt, und den Typen vom Gericht, der seine Version erzählt«, fasste Oliver zusammen.
Marge beugte sich vor. »Warum erzählen Sie uns nicht Ihre Version?«
»Joe, es könnte wirklich ganz einfach sein«, sagte Oliver. »Sagen Sie uns nur, was passiert ist.«
Ein paar Sekunden vergingen, und dann begann Pine zu reden.
Er redete und redete und redete und redete und redete.
Marge verzog zwar keine Miene, aber innerlich grinste sie über das ganze Gesicht.
Drei zu null, und dein Spiel ist so was von aus.
39
Die inoffizielle Abschrift umfasste mehrere Dutzend Seiten. Marge überreichte sie Decker. »Der Text wurde von der automatischen Stimmerkennung erfasst. Dann hat Lee das Ganze so programmiert, dass der, der gerade spricht, im Vordergrund ist. Es wimmelt nur so von Fehlern, aber ich denke mal, du kriegst das Wesentliche des Verhörs mit.«
Decker überflog die Seiten. »Wie sieht es bei Martin Cruces aus?«
»Messing und Pratt bearbeiten ihn noch.«
»Wie lange sind sie schon dran?«
»Ungefähr seit sieben Stunden. Wir alle haben überlegt, dass dein Titel, wo du nun schon mal da bist, vielleicht Eindruck bei ihm macht.«
»Sieben Stunden, und er hat keinen Anwalt verlangt?«
»Bisher nicht«, sagte Marge. »Wir drücken die Daumen dafür, dass er lange genug daran glaubt, sich aus den Beweisen herauswinden zu können. Die Schlinge wird sich langsam zuziehen. Weil Joe am Ende Namen genannt hat.«
Oliver gähnte laut. »Früher oder später kriegen wir ihn.«
»Habt ihr beiden irgendwann mal geschlafen?«
»Noch nicht.«
»Wollt ihr nach Hause?«
»Nie im Leben«, sagte Oliver. Marge echote sofort hinterher.
Decker unterdrückte ein Gähnen. »Gut, lasst mich das hier schnell lesen, damit ich in Schwung komme. Dann kümmere ich mich um Cruces.«
»Klingt gut«, sagte Oliver. »Willst du einen Kaffee? Wir ernähren uns hier von Koffein.«
»Das wäre toll.«
Kurz darauf verschwand Decker, mit einem Becher Kaffee in der Hand, in seinem Büro. Er schloss die Tür und lenkte seine gesamte Aufmerksamkeit auf den Stapel Papier. Es gab unzählige Tippfehler, aber sein Gehirn korrigierte fast alle automatisch. In zwei Dritteln des Verhörs ging es um Marge und Oliver und ihre Versuche, Pine in ein Geständnis hineinzuschwatzen, und sie zogen alle Register von Mitgefühl bis Lügen.
Im letzten Fünftel des Gesprächs wurde es langsam interessant – auch wenn das gedruckte Wort keine Emotionen preisgab, aber das war vielleicht auch besser so.
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