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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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nach ein paar Gesprächen mit Nachbarn darüber stellte sich heraus, dass er wohl einfach nicht der nachbarschaftliche Typ war. Nachbarschaft gibt’s hier sowieso immer weniger. Die meisten Farmen werden von großen Firmen betrieben.«
    Marge nickte.
    »Es gibt noch ein paar Verweigerer wie mich. Man hat mir schon oft nahegelegt, das Land zu verkaufen. Es ist das Erbe meiner Kinder. Egal, Sie wollen bestimmt nicht über Politik reden, sondern über Rondo Martin.« Marcus räusperte sich. »Er war öfters mal im Watering Hole, wenn ich auf ein Bier hingegangen bin, hat Whiskey getrunken und mit Matt oder Trevor, oder wer sonst gerade hinter der Bar stand, geredet. Wenn die Tage lang sind und das Wetter mitspielt, arbeiten wir Farmer von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Im Winter kann es kalt werden, und dann macht die Kneipe guten Umsatz.«
    »Gibt es hier viel Kriminalität?«, fragte Oliver.
    »Der Sheriff weiß das besser als ich«, antwortete Marcus. »Beim Zeitunglesen habe ich den Eindruck, dass die meisten Straftaten von den Wanderarbeitern begangen werden, die sich am Wochenende betrinken und gegenseitig verprügeln. Hier gibt’s nicht so wahnsinnig viel Ablenkung. Wir haben ein Kaufhaus, eine Kirche, ein Kino, eine Leihbücherei, ein paar Restaurants für Familien und eine Straße mit Kneipen. Das war’s.«
    »Gehen die Wanderarbeiter in dieselbe Kirche wie Sie?«
    »Nein, wir sind alle Baptisten. Die Wanderarbeiter sind meistens katholisch oder Anhänger der Pfingstbewegung. Wir haben hier keine katholischen Kirchen oder welche von der Pfingstbewegung. Sie müssen ihre eigenen haben.«
    »Wo leben die Wanderarbeiter?«, fragte Marge.
    »Außerhalb der Stadt. Wir nennen sie ciudads, was ›Städte‹ auf Spanisch heißt. Ponceville ist wie ein Quadrat aufgebaut. Mittendrin liegt die Stadt, dann kommen die Farmen, und an den Rändern leben die Gastarbeiter. Ihre Unterkünfte, die ihnen von den Großunternehmen, bei denen sie angestellt sind, zur Verfügung gestellt werden, sind ziemlich primitiv. Sie haben zwar fließend Wasser und Strom, trotzdem ist alles ziemlich einfach. Aber sie kommen immer weiter hierher. Und daran wird sich nichts ändern, solange die Bedingungen da unten in ihrem eigenen Land schlechter sind als hier oben.«
    »Sind sie angemeldet?«, fragte Oliver.
    »Die Firmen besorgen ihnen die Greencards. Meine Arbeiter haben alle eine Greencard. Geht nicht anders, weil einem sonst das Finanzamt den Laden zumacht. Wir reden nicht sehr viel über Martin.«
    »Mein Partner und ich versuchen nur, ein Gefühl für die Stadt zu bekommen«, sagte Marge. »Vielleicht hilft uns das dann, Rondo Martin besser zu verstehen. Wissen Sie, ob er Spanisch spricht?«
    »Jeder, der hier eine Weile lebt, spricht Spanisch.«
    Marge nickte. »Also … was ist mit Rondo Martin und Ihnen? Zurück zur Ausgangsfrage.«
    Marcus lächelte. »Ich habe nie viel mit ihm geredet. Manchmal tauchte er in der Kirche auf. Ich singe im Chor, meine Frau auch. Er war einmal da, als ich ein Solo hatte, und sagte mir, ich hätte eine gute Stimme. Das war ungefähr das Persönlichste, was wir je miteinander gesprochen haben.« Er blickte auf die Uhr und schaffte es, sich vom Stuhl hochzuhieven. »Tja, wir sollten besser losfahren, wenn wir pünktlich sein wollen.«
    In diesem Augenblick kam Gladys mit dem Kaffee ins Zimmer.
    Marcus betrachtete die Becher auf dem Tablett. »Ich gehe mal davon aus, dass wir uns ein paar Minuten verspäten können.«
    »Ganz bestimmt.« Gladys lächelte. »Wir haben hier ein … fließendes Zeitkonzept.«
    Ihr Mann verteilte die Becher. Gladys bat sie, sich selbst mit Zucker und Milch zu versorgen. Die Detectives bedankten sich überschwänglich bei ihr.
    »Ich mag Ihre Fotos, Mrs. Merry«, sagte Marge.
    »Dafür sind Wände da«, antwortete Gladys lächelnd.
    »Das Gemälde gefällt mir auch.«
    »Wirklich?«, meinte Gladys. »Ich mag es nicht besonders. Meine Schwiegereltern haben es von dem Künstler geschenkt bekommen. Sein Vater war Farmer in Chino, und ich glaube, er war ein Freund der Familie … Stimmt das so, Marcus?«
    »In etwa. Paul war ein verrückter Kerl. Meine Mutter hat es nur behalten, weil sie seine Gefühle nicht verletzen wollte.« Marcus lachte. »Wurde dann richtig berühmt.«
    »Paul Pollock«, sagte Gladys, »haben Sie schon mal von ihm gehört?«
    »Nein«, antwortete Marge, »aber er malt wie Jackson Pollock. Sind die beiden verwandt?«
    »Das ist er«, sagte Gladys,

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