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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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Bild von der hübschen Frau aus Venedig ausstellen. Aber du darfst es nicht verkaufen, versprich mir das. Und wenn doch, dann habe ich ein Vorkaufsrecht, das musst du mir zugestehen.« Eduard steigerte sich in eine Begeisterung hinein, die überging in das Schmieden neuer Pläne. »Glaubst du, dass dir der Platz in der Wohnung ausreicht oder sollen wir uns nach einem größeren Atelier umsehen. Ein Bekannter von mir hat …«
    Das war das Stichwort.
    »Ich werde deine Wohnung verlassen«, unterbrach Gustave den Freund. »Ich ziehe um. Ganz. In ein Haus außerhalb Berlins.«
    »Aber ist das denn nötig? Es gibt sehr schöne Ateliers hier in Berlin. Auch ganz in der Nähe. Dann kannst du hier wohnen bleiben und ich könnte dich ab und zu bei deiner Arbeit besuchen.«
    »Ich möchte aber nicht gestört werden.«
    Jetzt verlor Eduard endgültig die Geduld: »Du möchtest nicht gestört werden? Was soll das heißen? Raus mit der Sprache, was sollst du für diesen Kunsthändler machen? War das mit der ›deutschen Kunst‹ ernst gemeint? Das darfst du nicht tun, hörst du!«
    »Dieser Galerist will Bilder von mir ausstellen und verkaufen. Nicht die Bilder, die ich male, sondern die Bilder, die er verkaufen kann. Also werde ich ihm diese Bilder malen.«
    »Und deine Seele verkaufst du die gleich mit?«
    »Ich habe schon einmal in meinem Leben vor einer solchen Situation gestanden und musste mich entscheiden.«
    »Ja, aber diesmal musst du nicht verhungern. Und damals hättest du übrigens auch nicht verhungern müssen, wenn du nur zu mir gekommen wärst.«
    Gustave schwieg.
    »Du darfst dich nicht an diese Leute verkaufen! Bitte!«
    »Ausgerechnet du wirfst mir das vor? Du trägst die Uniform dieser Leute und hast ihr Parteiabzeichen an deinem Revers, nicht ich!«
    »Du weißt, warum ich das tue«, erwiderte Eduard in einem ärgerlichen Ton über die scheinbare Ignoranz seines Freundes.
    »Dein Plan, ja, aber ich rate dir, nimm dir eine Frau wie andere Männer auch, das ist allemal besser als sein Fähnchen nach dem Wind zu hängen.«
    Eduard wollte es nicht, aber verletzt und mit dem Rücken gegen die Wand, sagte er jedoch, was er nicht meinte und was auch nicht stimmte, wovon er aber wusste, dass es den Freund in dem Maße treffen würde, wie er gerade verletzt wurde: »Und du, male einfach bessere Bilder, dann wird man sie auch öffentlich zeigen können.«
    Von irgendwoher drang ein heiseres Lachen in das Schweigen, und ein defekter Wasserhahn tropfte mit dem Ticken der Uhr an der Wand um die Wette. Ohne einen Gruß verließ Gustave die Küche und zog sich ins Schlafzimmer zurück.
    Eduard machte in dieser Nacht kein Auge zu. Neben ihm schnarchte Heinz, und ab und zu stupste er ihn mit dem Ellenbogen in die Seite, um wenigstens für ein paar Minuten Ruhe zu bekommen. Aber nicht etwa das Schnarchen ließ ihn nicht einschlafen. Die Worte des Freundes und die eigenen konnte er nicht aus seinen Gedanken verscheuchen. Was war passiert, das sie beide so verändert hatte?
    Als es anfing zu dämmern und die Gardinen bereits das erste Licht durchließen, hörte er, wie Schritte über den Flur knarrten und kurz danach die Wohnungstür geöffnet und geschlossen wurde. Mit einem Satz war Eduard aus dem Bett gesprungen, stand im Flur und sah aus dem Augenwinkel durch die offen stehende Tür in das verlassene Zimmer des Freundes. Schon befand er sich mit bloßen Füßen im Treppenhaus, lauschte und vernahm gedämpfte Tritte beim Herabsteigen der Treppe.
    »Gustave! – Gustave!«, rief er halblaut hinunter.
    Die Schritte hielten für einen Moment inne.
    »Gustave, ich bitte dich, geh nicht fort! Wir können über alles reden!«
    Nach weiteren Sekunden entfernten sich die Schritte weiter, und schließlich hörte Eduard nur noch das Quietschen der Haustür. Dann herrschte Stille.
    Eduards Füße kühlten sich im Treppenhaus empfindlich ab, und mit einem Seufzer schlich er in die Küche, um sich Kaffee zu machen. Schlafen konnte er jetzt ohnehin nicht mehr, obwohl ihn nach der unruhig verbrachten Nacht eine tiefe Müdigkeit überfiel.

    Garoche hatte lediglich einige Sachen in seinen Koffer gepackt, mit dem er gekommen war, und so das Haus verlassen. Seine restliche Habe wollte er sich wie immer nachsenden lassen. Wieder einmal stand er auf dem U-Bahnhof Adolf-Hitler-Platz und studierte den Fahrplan, wann die erste Bahn fuhr.

Kapitel 8
    Der Wagen fuhr über die Avus aus Berlin heraus, an Potsdam vorbei und von der Autobahn herunter

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