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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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habe, ich habe nur ein Glas, wie Sie sehen. Wenn Sie aber das Verlangen nach dem Saft der Trauben haben, in der Küche finden Sie Gefäße und im Keller den Wein. Roten und weißen. In der Hinsicht sorgt Niewarth gut für uns.«
    Dass der Malerkollege gerne ein Gläschen trank und nicht nur dann, wenn er seinem Gefängnis entkommen wollte, stellte Garoche bereits in den folgenden Tagen fest. Jetzt zog sich Garoche erst einmal aus dem gefliesten Raum zurück und streifte im hinteren Teil des Gartens unter den Pflaumen-, Apfel- und Kirschbäumen umher. Es war ein herrlicher, warmer Tag, die Sonnenstrahlen fielen durch das Laub und Geäst der Bäume und kleine helle Flecken erleuchteten das sonst im Schatten liegende, nicht gemähte Gras der Wiese mit Blumen und Wildkräutern ringsumher. Auf der anderen Seite des Grundstücks, zwischen Scheune und Wohnhaus, stand eine alte, dichte Weide, deren Schatten durch keinen Sonnenstrahl durchbrochen wurde. Garoche machte es sich auf der Holzbank unterm Baum bequem, genoss die erfrischende Kühle und beobachtete seinen Kollegen durch ein Fenster, das fast bis um Boden reichte. Erwin Katuschke war klein von Gestalt. Als er vor Garoche stand, reichte er ihm gerade einmal bis ans Kinn. Das braune, schüttere Haar hing ihm ungewaschen in den Kragen seines Hemdes. Die vorderen dünnen Strähnen strich er mit einer ständigen Handbewegung nach hinten. Der Maler kraulte seinen Vollbart, der an den Seiten bereits grau geworden war.
    Garoche verlor das Interesse an dem griesgrämigen Kollegen und machte sich auf, das Haus zu erkunden. Die Küche war vollgestellt mit Konservendosen, geöffneten und ungeöffneten, Bier-, Wein- und dazwischen auch Schnapsflaschen. Der Abwasch stank in der Sommermittagshitze vor sich hin und auf dem Obst in einer Schale amüsierten sich Fliegen aller Art. Dem Salon sah man ebenfalls an, dass dort gelebt wurde. Zeitschriften lagen auf dem Parkettboden verteilt, als fürchtete Katuschke, das Holz mit den Schuhen zu betreten und es dadurch zu beschmutzen. Das Esszimmer und ein Raum, der wohl ehemals als Gästezimmer gedacht war, machten denselben Eindruck.
    Waren der Salon und die anderen Zimmer schon unaufgeräumt, glich jedoch das Schlafzimmer Katuschkes einem wahren Schlachtfeld. Durch die weit offen stehende Tür sah Garoche, dass es wohl nichts im ganzen Raum gab, was an seiner geordneten, ihm zugedachten Stelle lag.
    »Wie kann ein Mensch nur in solch einem Durcheinander leben und arbeiten?«, fragte sich Garoche angewidert. Die einzigen Zimmer, die noch bewohnbar waren, waren zwei Schlafzimmer. Das eine wurde offensichtlich vom Hauseigentümer genutzt und das zweite okkupierte Garoche für sich. Das Arbeitszimmer blieb ebenfalls vor den Attacken Katuschkes verschont, da es abgeschlossen war.
    Garoche beschloss, sobald wie möglich Otto Niewarth zu verständigen, dass eine Haushaltshilfe eingestellt werden musste. Garoche, selbst kein ausgesprochen ordentlicher Mensch, befürchtete in diesem Chaos ohne Haushaltshilfe verloren zu gehen.
    Gustave vernahm, dass die Vorgängerin vor einem Monat gekündigt hatte. Erwin Katuschke hatte sie erfolgreich vergrault. Einige Wochen später erfuhr Garoche im Lebensmittelladen Dorne die Geschichte der vertriebenen Hausangestellten. Katuschke hatte ihr einen Teller mit Suppe buchstäblich an den Kopf geworfen, weil er der Meinung war, die Suppe wäre versalzen. Daraufhin hatte die gute Frau verständlicherweise alles stehen und liegen gelassen, war verzweifelt aus dem Haus gelaufen und hatte geschworen, nie wieder auch nur einen Fuß in dasselbe zu setzen. Seitdem beobachtete nicht nur die ehemalige Haushälterin, sondern vielmehr die gesamte Nachbarschaft das Haus und was dort getrieben wurde mit besonderer Aufmerksamkeit. Aus diesem Grund hatte Otto Niewarth auch Garoche gebeten, Katuschke im Auge zu behalten und ihn von weiteren Angriffen auf Hausangestellte oder Nachbarn abzuhalten.

    Otto Niewarth war nicht begeistert, als er Garoche vor dem Schaufenster seiner Galerie erblickte. Wie ein Kunstinteressierter betrachtete der Maler die ausgestellten Bilder.
    Niewarth trat in das Geschäft und lehnte sich hinaus, so, als würde es regnen, und er befürchtete, nass zu werden. Aber es herrschte schönster Sonnenschein. Er streckte seinen Arm aus und zog Garoche am Ärmel seines Mantels in den Laden. Dann blickte er sich nach allen Seiten um und schloss die Glastür.
    »Herr Garoche, wir wollen uns doch an die Vereinbarung

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