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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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dieser windige Kerl vor ihm, schien alle Skrupellosigkeit der Welt für sich zu beanspruchen.
    »Und die Bilder einfachheitshalber von den echten Künstlern zu kaufen? So wie diese hier, die gefälschten?« Garoche wusste, dass sein Vorschlag nicht auf fruchtbaren Boden fallen würde und wunderte sich nicht mehr über die Argumente Niewarths.
    »Junger Freund, was glauben Sie, wie gefährlich es ist, allein mit diesen Menschen in Verbindung zu treten? Als Galerist sowieso. Der Kreis der Mitwisser wäre zu hoch und die Gefahr, verraten zu werden, ist immens. Und dass es gefährlich ist, das können Sie mir nun wirklich glauben.«
    Wieder zog der Kunsthändler die Augenbrauen hoch, versuchte aber gleichzeitig, Garoche zu beruhigen: »Aber Sie brauchen keine Angst zu haben, es ist alles bestens vorbereitet und außerdem«, vervollständigte er mit einem Lächeln die Argumentation: »Billiger sind die Gemälde allemal!«
    Jetzt überlief Gustave Garoche ein Schauer, und er wusste instinktiv, dass er diesem Mann niemals im Leben allzu weit über den Weg trauen sollte.
    Niewarth erklärte dem Künstler seinen Plan und seine ›Organisation‹. Er selbst trat nicht als Verkäufer in Erscheinung, sondern war der Vermittler zu weiteren Händlern. Die Kontakte knüpfte seine Kunsthandlung, anschließend lief alles über Mittelsmänner im In- und Ausland weiter bis zu den interessierten Kunden. So verwoben war das Netz, dass die Möglichkeit, die Wege bis zu Otto Niewarth und Garoche zurückzuverfolgen, praktisch nicht gegeben war.
    Schlau bist du, dachte Garoche, hältst dich, soweit es geht, aus allem heraus. »Es gibt da nur ein Problem«, unterbreitete er dem Kunsthändler. »Wo soll ich arbeiten? Bei meinem Freund?« Er hielt inne und entschied, nicht so viel seines Umfelds preiszugeben. »Dort, wo ich jetzt lebe, kann ich nicht bleiben. Es würden zu viele Fragen gestellt werden.« Mit dieser Aussage traf Garoche genau ins Schwarze. Ohne zugesagt zu haben, wusste er, dass Eduard es niemals zulassen würde, dass Garoche diesen Schritt ging. Eher zwänge er ihn, Geld von ihm anzunehmen.
    »Natürlich, daran ist längst gedacht. Es gibt ein nettes Haus mit einem hübschen Atelier außerhalb der Stadt. Sehr idyllisch gelegen. Es gehört mir. Dort sind Sie ungestört. Bis auf Ihren Kollegen. Ich denke, Sie beide werden sich prächtig verstehen.« Der Kunsthändler rieb sich die Hände, als habe er soeben ein Paar zusammengebracht, das den Bund fürs Leben schließen und bis ans Ende ihrer Tage glücklich zusammenleben würde. Und, darauf kam es an, das dem Kunsthändler einen ordentlichen Profit einbrachte.
    Garoche hakte misstrauisch nach: »Ein Kollege, wie soll ich das denn verstehen?«
    »Nun, wie ich es sagte. Erwin Katuschke ist wie Sie Maler und wie Sie ist er für mich tätig. Aber machen Sie sich keine Gedanken«, ging Otto Niewarth auf die Stirnfalten des Künstlers ein, »er wird Sie nicht stören, er ist ein ruhiger, zurückhaltender Mensch. Sie werden gar nicht merken, dass er da ist. Und das Haus ist groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen. Falls Sie die Absicht haben.«
    »Wie lange, denken Sie, soll ich dieses …« Garoches Sprachschatz weigerte sich, einen Namen für seine zukünftige Tätigkeit zu finden, deshalb fragte er nur kurz: »Wie lange werde ich bleiben?«
    »So lange, wie Sie wollen, es liegt an Ihnen.«
    »Und meine Aufenthaltsgenehmigung?«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken, das wird alles erledigt. Ich bin nicht ganz ohne Einfluss auf bestimmte Stellen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Garoche verstand. »Wann könnte ich, falls ich mich entschließe, Ihren Vorschlag anzunehmen, umziehen?«
    »Jederzeit!« Der Kunsthändler griff sich ein Stück leeres Papier, notierte die Anschrift des Hauses, wickelte darin die Geldscheine ein und reichte das Paket dem Maler.
    Der griff nach kurzem Zögern zu und wandte sich zum Gehen. »Ich melde mich bei Ihnen.« Mit diesen knappen Worten verließ Garoche die Kunsthandlung Otto Niewarth.
    Was er vorhatte, war Wahnsinn. Nicht nur, dass es kriminell und in höchstem Maße gefährlich war, auch die Künstlerseele würde unweigerlich Schaden nehmen. Aber das Geld in seiner linken Hand wog schwerer als der Schlüssel zu Eduards Wohnung in seiner Rechten und die damit verbundene zwangsläufige Abhängigkeit vom Freund. Und es waren ja seine Bilder. Er malte sie, und alles was sie ausdrückten, käme tief aus seiner Seele. Sein Auge sah und sein

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