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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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Herz führte den Pinsel, um die Leinwände mit Leben zu füllen. Was machte es, wenn ein fremder Name darunter stand? Und nach einigen verkauften Bildern wäre sicher genug Geld da, um eine ganze Weile sorglos zu leben und eines Tages wieder seine eigene Unterschrift unter seine Bilder zu setzen.

    Eduard und Heinz saßen in der Küche am großen Tisch und aßen zu Abend.
    »Gustave, setz dich, du musst hungrig sein«, begrüßte Eduard seinen Freund und schob ihm einen Stuhl zu. Da der Maler sich schweigend setzte und starr auf den schon im Halbdunkel liegenden Hinterhof hinaussah, sprach er weiter: »Was hast du so den ganzen Tag getrieben, du warst seit heute Morgen unterwegs? Erfolg gehabt?«
    Auf das Schweigen Garoches hin kommentierte Heinz nicht ohne ironischen Unterton: »Unser Freund hier ist verstimmt. Die Künste, scheint’s, waren ihm heute nicht wohl gesonnen.«
    Ohne von seinem Teller aufzusehen, auf dem eine Delikatessgurke darauf wartete, zerteilt zu werden, grinste er in sich hinein. Eduard sah seinen Liebhaber nur an und schüttelte missbilligend den Kopf. Gustave ignorierte Heinz und sein dummes Geschwätz und überlegte, wie er am besten das zukünftige Arrangement mit Otto Niewarth erklären sollte.
    »Ich werde für eine Galerie arbeiten. Die Kunsthandlung Niewarth.«
    Eduards Züge erhellten sich. »Das ist doch großartig, ich bin ganz perplex. Nein, das ist doch eine großartige Neuigkeit!« Da Gustave nicht sonderlich begeistert schien, fragte Eduard nach: »Was gefällt dir nicht, musst du jetzt große, schön gebaute Menschen malen, deutsche Menschen?«
    Diese scherzhaft gemeinte Bemerkung gab Heinz die nächste Vorlage für eine weitere Stichelei: »Dann müsste unser Künstler ja seine Vorliebe für dürre, knochige, kleine Mädchen aufgeben«, spöttelte Heinz und zerschnitt nun umständlich die Gurke auf seinem Teller. »Aber ich könnte ihm ja dann einmal Model stehen!«, schob er nach und brachte dabei seinen Scheitel übertrieben kokett in Form.
    Gustave platzte der Kragen. Wütend fegte er mit der Hand das Fruchtgemüse vom Tisch herunter, sodass es auf den schwarz-weiß gesprenkelten Steinfußboden fiel und der Abendbrotteller in viele Scherben zersprang. »Geh hinaus, das geht dich verdammt noch mal nichts an!«, schrie er, und eine blaue Ader an der Schläfe untermalte die Ernsthaftigkeit seiner Aussage.
    Verblüfft über den Hinauswurf begann Heinz zu lachen. Es klang unecht, so, als startete man ein Auto, das nicht anspringen wollte.
    »Vielleicht ist es besser, wenn du uns einen Augenblick allein lässt«, forderte Eduard Heinz auf, der sein Messer geräuschvoll auf den Tisch fallen ließ, sich mit einem Ruck erhob und den Stuhl nach hinten schob. Dabei warf er den Kopf ins Genick und atmete tief durch die Nase ein, bevor er Eduard mit spitzer Stimme anfuhr: »Bitte, wenn du es wünscht, werde ich gehen.«
    »Ja, ich wünsche es! Und bitte mach jetzt keine Szene!«, schnauzte Eduard, der sich von Garoches Gereiztheit anstecken ließ, seinen Partner an.
    Damit hatte Heinz nicht gerechnet, folgte fassungslos den Worten seines Freundes und verließ die Küche. Dass er sich aber schon im nächsten Moment wieder gefangen hatte, zeigte das Zuschlagen der Tür und seine Boshaftigkeiten.
    »Ich wollte keinen Ehekrach verschulden«, kommentierte Gustave den Abgang.
    »Du kannst dir deinen Sarkasmus sparen. Warum lässt du ihn nicht in Ruhe, du weißt, wie er ist!«
    »Warum lässt er mich nicht in Ruhe, mit seinem Gezicke?«
    Eduard versuchte sich zu beruhigen. Er hatte sich auf einen ruhigen Abend gefreut und nun stand er zwischen den beiden Menschen, die er am meisten liebte, und die zerrten an ihm und verlangten, dass er Partei ergriff. Das aber konnte und wollte er nicht. Er versuchte zu lächeln und überging die Szene einfach.
    »Nun sag aber schon, was hat es mit der Galerie und der Arbeit auf sich?«
    Gustave entschied sich, seinem Freund nicht die Wahrheit zu sagen, und log: »Ihr habt ja recht, ich werde jetzt nur noch schöne Menschen malen. Und ich werde ziemlich gut bezahlt dafür!«
    Eduard konnte nicht glauben, was er da gehört hatte, und hielt es zunächst für einen Scherz. »Nun aber mal im Ernst, Gustave, wie sehen die Bedingungen der Galerie aus? Hast du schon einen Vertrag zur Ansicht? Ich möchte dich in den rechtlichen Dingen gern beraten, wenn ich darf.«
    Gustave schwieg.
    »Wirst du auch Bilder nehmen, die hier entstanden sind? Ich würde auf jeden Fall das

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