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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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es bringen? Ob er nun ins Kino gehen oder eine langweilige Dampferfahrt unternehmen würde, so konnte er auch gut Detektiv spielen.
    Der Hausaufgang, in dem der Mann aus der Galerie verschwunden war, war offensichtlich seit vielen Jahren nicht mehr renoviert worden. Es roch nach Fisch.
    Garoche betrachtete die ersten beiden Wohnungstüren und die Namensschilder im Hochparterre. Links wohnte ein Hans Wilderer. Auf der gegenüberliegenden Seite lebte eine Familie Oskar Wagner. Hier war ein selbstgeflochtener Kranz aus getrockneten Blumen angebracht. Kleine Hakenkreuzfahnen steckten in dem Grün.
    Als sich Garoche wieder umwandte, wedelte plötzlich ein Messer vor seiner Nase. Ohne ein Geräusch zu machen, hatte der Mann aus der Galerie die Wohnungstür geöffnet und stand nun vor dem Maler.
    »Was wollen Sie, warum verfolgen Sie mich, wer sind Sie?«
    Gustave war zu perplex, um zu antworten.
    »Los, kommen Sie rein.« Der Mann hielt das Messer weiter vor Gustaves Gesicht und zog ihn gleichzeitig mit dem anderen Arm in den Wohnungsflur. Genauso überraschend wie der Mann aus der Galerie vor ihm stand, trat nun eine Frau aus einem Zimmer. Sie war Anfang, Mitte zwanzig, schätzte Garoche.
    »Durchsuch ihn«, forderte der Messerträger die Frau auf.
    »Und wenn er von der Polizei ist?«
    »Um so schlechter für ihn, dass er allein gekommen ist. Mach schon«, zischte der Mann und hielt Garoche die Spitze des Messers jetzt ganz nah vor dessen Augen.
    »Keine Waffe.«
    Das Messer sank herunter.
    Die Frau durchsuchte die Manteltasche des Malers.
    »Seinem Pass nach ist er Belgier.«
    »Ein Belgier?«
    Die junge Frau blätterte zu der Stelle an der die Stempel der Passbehörde zu finden waren.
    »Ja, und er kommt aus Italien.«
    Der Mann aus der Galerie kratzte sich am Hinterkopf. »Was sprechen die denn da, in Belgien? Italienisch?«
    »Ich spreche Deutsch.« Garoche hatte seine anfängliche Furcht überwunden.
    »Gustave Garoche«, las die junge Frau den Namen aus dem Pass. »Sind Sie ein Kunstliebhaber?«
    »Ja, so etwas Ähnliches.«
    Jetzt erhellten sich die Gesichtszüge der jungen Frau. »Ich habe Sie schon einmal bei Otto Niewarth gesehen. Sie sind einer seiner Maler.«
    Der Mann fragte nach: »Sie kennen Niewarth?«
    »Ja.«
    Auch der Mann entspannte sich und steckte das Messer in seine Hosentasche. »Mein Name ist Hans Wilderer, wie Förster«, stellte er sich mit einem Scherz vor. Das ist Fräulein Greta. Greta Schöne, Schöne wie…«
    »Schöne wie hässlich«, kam die junge Frau dem zweiten Scherz Wilderers zuvor. »Ich bin die Mitarbeiterin von Herrn Wilderer.«
    Wilderer ging voran in das Wohnzimmer. »Nehmen Sie Platz. Zu trinken kann ich Ihnen leider nichts anbieten. Wir haben nichts im Haus. Wir sind nur selten hier.«
    »Eigentlich«, relativierte Fräulein Schöne noch ein wenig mehr, »sind wir nur in der Wohnung, um Kunden zu treffen.«
    Wo die beiden wirklich wohnten, teilten sie dem Maler nicht mit. Dagegen zeigte sich Hans Wilderer als ausgesprochen mitteilsam, was die Geschäfte mit Otto Niewarth anbelangte.
    »Greta und ich sind Zwischenhändler. Niewarth macht sich nicht die Hände schmutzig. Das Risiko tragen wir.« Wilderer erklärte, wie die Geschäfte mit Niewarth liefen.
    Das, was der Kunsthändler dem Maler nicht erzählen wollte, erfuhr Garoche jetzt durch Wilderer.
    »Den Kontakt zu den Künstlern haben Greta und ich. Ich meine zu den richtigen Künstlern.«
    »Entschuldigen Sie, er meint es nicht so.« Greta hatte bemerkt, wie kränkend die letzte Bemerkung von Wilderer für Garoche sein musste.
    »Ja, ich habe es nicht so gemeint.«
    »Ich bin nicht zimperlich«, versicherte Gustave und hörte weiter wie das Kunstgeschäft Niewarths funktionierte.
    »Der Künstler erhält als Provision natürlich nicht das, was Niewarth auf dem Markt bekommt. Niemand kann es nachprüfen. Weder der Künstler noch der Käufer. Dass die gezahlten Honorare natürlich nicht versteuert werden, versteht sich von selbst. Also lebt der Künstler in ständiger Gefahr, dass man ihn fragt, woher er das Geld hat. Er muss immer eine gute Ausrede parat haben und nie mehr ausgeben, als er erklären kann. Wir reden hier natürlich nur von den schon vor 1933 bekannten Künstlern. Die ›Neuen‹ haben meistens gar keine Möglichkeit, ihre Kunst an den Mann beziehungsweise an den Käufer zu bringen. Dann bleiben noch Künstler wie Erwin Katuschke.«
    Der Blick, mit dem Hans Wilderer den Maler vor sich ansah, sprach für

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