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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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seinem Wagen. Der Fahrer stieg aus und öffnete die Tür. Malek kletterte auf den Rücksitz und kurbelte das Fenster herunter.
    »Wie gesagt, Sie haben es sehr schön hier, sehen Sie zu, dass Sie nicht von irgendwelchen ungebetenen Gästen Besuch bekommen. Es wäre doch schade um die Idylle. Guten Tag. – Ach ja, Heil Hitler!« Der Beamte lächelte den Maler an und der Wagen setzte sich in Bewegung.

Kapitel 17
    Garoche erschrak bis ins Mark, als ihn das Klopfen gegen die Scheunentür aus der Betrachtung eines Toten riss.
    »Ist Fräulein Ada nicht da?«, erkundigte sich Jürgen von der Wäscherei. Dabei reckte er seinen Kopf durch den Spalt, um in das Atelier zu sehen.
    Ada, schoss es dem Maler durch den Kopf, sie durfte den Toten auf keinen Fall sehen. Dann fiel ihm ein, dass er ihr freigegeben hatte, sie hatte zu der Hochzeit ihres Cousins dritten Grades gewollt.
    »Ada ist zu ihrer Familie gefahren«, drängte er den Jungen mit dem Wäschepaket unterm Arm zurück in den Garten. Dann schloss er die Tür hinter sich, verriegelte sie, blieb mit auf der Brust verschränkten Armen stehen und sagte kurz angebunden mit einem Kopfnicken: »Du kannst die Wäsche dort auf die Schwelle legen. Ich bringe sie später ins Haus.«
    Von der schroffen Art Garoches eingeschüchtert, tat der Junge wie ihm befohlen, legte das Paket vor die Haustür und ging zum Gartentor. Da fiel ihm ein, dass die Wäsche ja noch bezahlt werden musste. Vom Tor aus rief er dem Maler zu, der immer noch wie ein steinernes Standbild vor dem Atelier ausharrte: »Und das Geld für die Wäsche? Ada bezahlt immer gleich.«
    »Sie kommt morgen oder übermorgen in den Laden und bringt es«, rief Garoche quer über das Grundstück.
    Mit einem »Heil Hitler« und einem Strahlen über das ganze Gesicht, dass er Ada morgen sehen würde, verließ Jürgen den merkwürdigen Mann, sprang auf sein Fahrrad und fuhr laut pfeifend die Straße hinunter.
    Garoche atmete tief durch und lehnte sich für einen Moment von außen an die Ateliertür. Warum hatte er dem Jungen nicht erzählt, was passiert war? Dass sich der Malerkollege erhängt hatte, dafür konnte er ja nichts. Doch, es war gut so. Wer weiß, wie der Junge reagiert hätte. Er musste Otto Niewarth verständigen. Sollte der sich doch darum kümmern.
    Garoche konnte nicht sagen, wie lange Erwin Katuschke dort schon hing. In der vergangenen Nacht hatte er den Kollegen noch im Nachbarzimmer schnarchen gehört. Also musste er wohl heute Morgen den Entschluss gefasst haben, sich umzubringen. Garoche erschien das nicht vollends schlüssig. Erst schnarcht einer friedlich und genussvoll seinen Rausch aus, um aufzuwachen und zu beschließen, sich aufzuhängen. Hatte Erwin nicht gesagt, er wäre zu feige, um sich aufzuhängen? Er war also über sich hinausgewachsen. Oder war es der Alkohol, der ihn verführte und die Kraft gab?
    Garoche betrachte die Szene und versuchte sich eine Vorstellung davon zu verschaffen, was geschehen war. Um an einen der Fleischerhaken zu kommen, die gut und gerne vier Meter hoch angebracht waren, musste Katuschke den schweren Maltisch mit größter Anstrengung unter den Haken gezogen und dann den Schemel darauf gestellt haben. Die meisten Farben und Malutensilien lagen wild im Atelier verstreut, und es sah aus, als habe der Maler sie mit mehreren Armbewegungen vom Tisch gefegt, bevor er hinaufgestiegen war. Einige Bilder waren willkürlich mit Farbe überschmiert oder mit einem Messer oder einer Schere zerstört worden. Auf das letzte, noch unfertige Bild war mit schwarzer Farbe das Wort ›Hure‹ gepinselt.
    Garoche stellte den Hocker auf seine drei Beine und setzte sich unmittelbar in die Nähe des Toten, der in der Zugluft, die durch Ritzen im Mauerwerk kroch und auf der anderen Seite durch das geöffnete Fenster entwich, unmerklich hin und her schwang.
    Was sollte er jetzt tun? Die Polizei verständigen? Das kam nicht infrage, die Beamten würden bestimmt unangenehme Fragen stellen und unter Umständen hinter das Geheimnis des Ateliers kommen. Und alle Bilder fortzuschaffen, hatte auch keinen Sinn. Ein Malatelier ohne Bilder musste noch mehr Fragen aufwerfen.
    Beim aufmerksamen Betrachten des Toten fiel Garoche dessen Ausdruck auf. Merkwürdig. Das Gesicht war nicht verzerrt oder entstellt. Eher traurig und nachdenklich sah Katuschke aus geöffneten Augen auf den Steinfußboden herunter, als wäre er in Gedanken verloren. Die Zunge hing nur leicht heraus und die Arme baumelten schlapp

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